“…Kannst du sie sehen
Du kannst sie sehen…”
Polizei im Paradies
Heute ist es mal wieder soweit, plötzlich schrillen unsere Alarmglocken. Vor einer benachbarten 3er Gruppe Camper hält ein schwarzes Auto. Kurz drauf klopfen 2 Männer in schwarz an die Türe eines der Campers. Das Stichwort Polizei lässt uns, ohne Diskussionen in Windeseile alles zusammen packen. Wir sind schon entsprechend routiniert und brauchen somit wenige Minuten um unser Dach einzuklappen, Stühle, Solarpanel und alles andere zu verstauen, sowie uns anzuziehen. Denn am Strand ist der Surferponcho unsere bevorzugte Kleidung. Insgesamt sind kaum fünf Minuten verstrichen.
Mittlerweile sind die beiden schwarzen Männer schon bei dem einzelnen Camper, der uns zwar am nächsten, doch auch ca. 300 Meter entfernt steht. Wir sitzen schon im Bulli und wollen gerade den Motor starten, als wir sehen, dass die beiden Männer wieder Richtung ihres Autos gehen. Somit erst einmal abwarten. Und dann sehen wir wie das Auto wieder weg fährt. Was war das? Wir gehen zu den anderen Campern und fragen nach.
Ist doch klar warum es geht, höre ich schon viele sagen. Wildcampen, was sonst!? Kaum etwas spaltet die Campergemeinde so sehr, wie dieses Thema. Die einen reden von wildem campen, Zigeunern, Wagenvolk, Hippies usw. Wobei die letzten drei Worte sicherlich nicht so positiv gemeint sind, wie ich sie empfinde. Die Anderen vom frei stehen, in der Natur parken. Vor allem das Wort Freiheit wird in diesem Zusammenhang gern zitiert.
“Home is where you park it”
“Wenn das jeder machen würde” wird gut und gern herbei gezogen, wenn es darum geht, warum etwas nicht geht. Kennt ihr die Möwe Jonathan? Das Buch handelt von einer Möwe, welchen einen dramatischen Hang zu Freiheit, Perfektion und halsbrecherischen Flugexperimenten hat. Die Konsequenz ist, dass die Möwe letztendlich von ihrem Schwarm verstoßen wird um allein ihre Bahnen ziehen muss. Das Ende vom Lied, die Möwe Jonathan bricht sich den Hals. Klar, der Schwarm schnattert, nicht nur “musste ja so kommen”, “war voraus zu sehen” und “gerechte Strafe” sondern eben auch von “wenn das jeder machen würde”.
Macht aber nicht jeder. Und genau da ist der Unterschied. Der groß Teil der Camper sind Schwarmtiere. Das Wort Kuschelcamper kommt ja nicht von ungefähr. Die Mehrheit der Camper sind gesellige Typen und das ist auch gut so. Sie freuen sich mit ihrem zweiten Zuhause auf den nächsten Campingplatz zu fahren und dort all die Dinge zu tun, die sie auch Zuhause tun. Kochen, fernsehen, mit den Nachbarn quatschen… Wie gesagt, dagegen ist nichts einzuwenden. Sie sind in der Mehrheit. Haben sie deshalb auch das Recht andere zu belehren?
Rechthaber
Ja, haben sie. Denn das Recht steht auf ihrer Seite. Muss man Rechthaber deshalb mögen? Ich sage nein! Da halte ich es doch lieber mit der Möwe Jonathan. Die ist zwar in der Geschichte gestorben, doch nur um im nächsten Leben größere Freiheiten zu genießen. Next Level halt.
Doch im möchte noch mal auf das Thema “Wenn das jeder machen würde” eingehen. Das wäre natürlich nicht gut, denn so könnten wir nicht, wie heute ganz allein auf diesem wunderschönen Platz, direkt am Strand stehen und auf das Meer schauen. Natürlich wäre es auch für die Natur nicht gut. Doch es gibt halt nicht nur die Wilden, die überall ihren Müll liegen lassen, sondern auch viele die ihn wieder mit nehmen. Und es gibt Typen wie uns, die nicht nur ihren, sondern oft auch den anderer Leute mitnehmen. Wenn das alle so machen würde, ging es der Natur sicherlich besser. Doch jetzt noch mal zum Recht.
Wildcamping
Wer als Camper, so wie wir unterwegs ist, muss sich bewusst machen, dass er gegen Regeln verstößt. Denn vielerorts gilt in Europa ein grundsätzliches Verbot des Wildcamping. Immer wieder hören wir, dass deshalb in vielen Ländern, insbesondere an Küsten sowie mit hohen Bussgeldern rechnen muss, bzw. ständig kontrolliert wird. Es gilt somit, dass außerhalb ausgewiesener Campingplätze oder Stellplätze Camping in jeglicher Form verboten ist.
Privatgrund stellt hierbei oft eine Ausnahme dar. In den meisten Ländern darf dort, in Absprache mit dem Besitzer campiert werden. Also mal nett fragen. So viel zu Recht und Ordnung.
Doch wie sind unsere diesbezüglichen Erfahrungen? Wir können bisher nur gutes berichten. Unabhängig ob Gendarmerie in Frankreich, die oft mit Schrecken benannte Guardia Civil in Spanien, die GNR – Guarda Nacional Republicana in Portugal oder nun die Carabinieri in Italien. Entgegen alle düsteren Prophezeiungen, besser als der Ruf. Wir haben bisher nur freundliche, tolerante und höfliche Polizisten kennen gelernt. Das galt übrigens auch bei der Durchfahrt durch Österreich, Schweiz und unsere Heimat Deutschland.
Ganz im Gegenteil, wir erhielten Lob für unsere Müllsammelaktionen, ein Lächeln dafür wie schnell wir packen können oder indirekte Gesundheitsempfehlungen wie im heutigen Fall. In Portugal wurden wir z.B. vor einem nahenden Sturm gewahrt. Unsere Erfahrungen sind also bisher durchweg positiv.
Wir konnten in der Vergangenheit aber auch erfahren, dass am selben Strand, nicht alle so zuvorkommend behandelt wurden. Doch sicherlich liegt es, wie so oft im Leben daran, wie ich selbst mit meinem Gegenüber kommuniziere. “Die Jungs” machen auch nur ihren Job, lasst uns nicht vergessen, dass es unser Freund und Helfer ist. Also lächeln und entschuldigen, wenn man im Unrecht ist. Und dankbar sein, wenn ein Auge zugedrückt wird. Danke “Jungs”!
Freund und Helfer
Warum wir über diesen Einsatz berichten? Wir wollen einfach eine Lanze brechen. Einerseits für Freisteher, Wildcamper, Wagenvolk & Co. Also für Menschen wie uns. Die versuchen ihr Fleckchen in Mutter Natur zu finden um ein Camp aufzuschlagen. Und andererseits für die Herren von der Polizei. Last but not least für all die Camper die auf einem Campingplatz stehen. Das hat man immer schon so gemacht, dass kann also nicht falsch sein.
“…Tag und Nacht wird sie bei dir sein
Tag und Nacht wird sie bei dir sein – die Polizei.”
Extrabreit
PS: Hier findet ihr unsere SpaceCamper Ausstattungsdetails, unseren SpaceCamper Ausbau, die SpaceCamper Detailausstattung “Last Call”, sowie SpaceCamper Insider Tipps.
Hier unsere TERRANGER Offroad Modifikationen, Infos zu den Themen Terranger Geländefahrtraining, Energiemanagement, DIY Wassertanks, DIY Heckträgersystem, Fahrzeugsicherheit & Diebstahlschutz, Boxenstopp bei delta4x4, Sandbleche, Fahrzeugfolierung und Keramikversiegelung.
Zur Abrundung noch etwas zum Thema Produktpiraterie bei Offroad Tunern.
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Hallo
Ich finde es prima, dass ihr
„Typen [seid], die nicht nur ihren, sondern oft auch den anderer Leute mitnehmen. “
Mit diesem Virus bin ich auch infiziert…
Viel Freude weiterhin mit dem Bus
das mit dem “frei” stehen – das ist so eine sache.
ich habe mein leben lang gecampt, war zu fuß oder mit rad unterwegs und hab mein zelt aufgestellt oder mein tarp aufgespannt, wo es mir gefiel.
jetzt, ich bin 65, bin ich das erste mal mit einem van unterwegs. autark.
bin einige male “frei” gestanden und wurde jüngst in dem algavre von der polizei erwischt. 120 euro und vollkommen zu recht.
naturschutzgebiet, wunderbar, steilküste, kein mensch weit und breit: sowie ich es mein leben lang als wanderer/radfahrer kenne.
aber – es gibt einen unterschied (und damit überspringe ich jetzt die spackos, die in die wildnis kacken, ihren müll ebenso entsorgen undundund):
ich bin nicht zu fuß oder mit dem rad unterwegs sondern mit einer stinkenden blechkiste. und die hat im paradies nichts, aber auch gar nichts verloren! (oder seid ihr der meinung der kleinstpartei im deutschen bundestag: absoltute co2 emmisssionsfreiheit für den freien bürger?)
also: halt ich mich an die gebote (es gibt weiß gott genügend bereiche, in denen ziviler ungehorsam mehr als angebracht ist – aber dazu gehört nicht der hedonismus!) und wenn es ein gebiet gibt, in dem ich frei stehen kann mach ich das, nehme meinen müll mit und nicht nur manchmal auch den der noch da liegt.
freiheit is was anderes als da zu stehen wos verboten ist.
Moin,
gern hätte ich Dich mit Deinem Namen angeredet. Doch Du hast ja keinen hinterlassen.
Doch dafür hast Du einen aussagekräftigen Text, mit klarem Statement geparkt. – Danke erst mal dafür.
Du bringst es ja eigentlich auf den Punkt. Es ist und bleibt ein Unterschied, ob ich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Camper unterwegs bin. Umso geringer der persönliche Fußabdruck, umso besser und in der Regel auch akzeptierter.
Damit ist sowohl der Fußabdruck als auch das Empfinden der Menschen und zuletzt das Gesetz gemeint. Da immer mehr Camper unterwegs sind, schwindet zum einen die Toleranz und danach das Recht. Denn meine persönliche Freiheit endet halt an der Nasenspitze des oder der Anderen. Seit unserem Blogbeitrag ist einige Zeit ins Land gegangen. Die Gesetze in Portugal haben sich geändert und sind deutlich verschärft worden. Das Recht des Landes, was ja nur seine Bürger vertritt. Somit finde ich gut, dass Du die Strafe als “vollkommen zu recht” ansiehst. Gerade die von dir zitierten “spackos, die in die wildnis kacken, ihren müll ebenso entsorgen und…” sind am Ende meist auch diejenigen, welche dann noch diskutieren. Das sind auch diejenigen, welche in Skandinavien auf das Jedermannsrecht pochen. Welches aber auch nur für die von dir beschriebenen Gruppen zählt.
Andererseits wird in vielen Regionen immer noch eine gewisse Toleranz gelebt. Und ich bin der Letzte der wiederum dann der Bevölkerung erklärt, dass sie ihre Gesetze doch verschärfen müssen. So leben wir weiterhin unsere Freiheit und sorgen dafür, dass unser Fußabdruck unterm Strich kleiner ist, als bei manchem Fußgänger und Radfahrer. Denn viele von diesen kommen dann immer noch mit dem Flieger in den Urlaub… Aber auch dazu haben wir ja bereits unseren Senf abgegeben: https://www.planbwagen.de/ccc-camper-cleanup-campaign/co2-fussabdruck-wie-oekologisch-sind-wir/