Ein langer Tag liegt vor uns. Deshalb wird früh gestartet. Auf der Tafel, die unser Guide Andreas uns jeden Morgen schön malt, lesen wir: “No rain, no pain.” Das macht uns Mut. Wir verlassen das Valle de Yerri in Richtung Pamplona, (baskisch Iruña), der Hauptstadt der Region Navarra.
Pamplona ist einerseits bekannt durch den Jakobsweg. Andererseits steht Pamplona auch für die Automobilbranche. Volkswagen Fans wissen, hier wird seit 2019 der VW T-Cross, ein Mini SUV gebaut. Da wir jedoch mehr auf VW Bus stehen, geht es uns heute mehr um Tradition und Geschichte. Die finden wir in der Altstadt Casco Antiguo.
Parken
Wir parken für kleines Geld auf dem großen Parkplatz Rochapea direkt am Fluss Arga. Von hier schlendern wir zu Fuß den Berg hoch Richtung Altstadt. Alternativ gibt es einen Aufzug.
Falls ihr noch einen zentrumsnahen Stellplatz für Wohnmobile mit guter Ausstattung sucht, den findet ihr in der Calle Biurdana.
Sanfermines
Unterwegs sehen wir schon die ersten Hinweisschilder auf die Sanfermines. Die Sanfermines ist die bekannteste Attraktion Pamplonas und findet jedes Jahr vom 6.-14.Juli statt. Dieses Stiertreiben ist Tradition und dennoch umstritten. Die Stiere werden von ihrem provisorischen Stall durch die schmalen Gassen der Altstadt zur Arena getrieben. Ein Spektakel, bei dem Männer – Spanier und Touristen, die Stiere einerseits treiben, andererseits vor ihnen davonrennen, um nicht verletzt zu werden.
Pamplonas Altstadt
Wir machen lieber einen Rundgang durch die Stadt. Pamplona ist stark mit Ernest Hemingway verbunden. Dieser hatte, als er in Paris lebte, von der Sanfermines gehört, und besuchte sie dann jedes Jahr. Seine Zeit in Pamplona verarbeitete Hemingway in seinem Roman Fiesta, der ihn 1926 berühmt machte. So verhalf Pamplona Hemingway zum Durchbruch, und wurde durch ihn selber berühmt.
Da unser Tourplan „Zeit zur freien Verfügung vorsieht“ nutzen wir diese: Wir lassen uns durch die engen Gassen treiben und statten der imposanten Kathedrale einen Besuch ab.
Die Kathedrale von Pamplona, aus dem 15. Jahrhundert besticht durch ihre reich verzierte, klassizistische Fassade und gotische Innenarchitektur. Sie ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Uns hat sie sehr beeindruckt.
Die Stierkampfarena aus dem Jahre 1920, ist nett. Doch wir haben schon schönere gesehen. Die in Ronda hat uns beeindruckt, diese ist wie gesagt nett.
Nur wenige Schritte weiter liegt die Plaza Consistorial mit dem barocken Rathaus Casa Consistorial. Hier befindet sich auch eine Tourist-Information, die wir heute jedoch nicht benötigen.
Wir gehen weiter zur Plaza del Castillo. Der lebendige Hauptplatz der Altstadt diente bis zum Ende des 19. Jahrhunderts u.a. als Stierkampfarena. Umsäumt von vielen Cafés und Bars finden hier im Sommer Kulturveranstaltungen statt.
Hemingways Lieblingsplätze
Rings um den Platz liegen die durch Hemingway bekannten Bars Cafe Iruña, Tropicana Cerveceria, Bar Txoko und Windsor Taverne.
Im Jugendstil-Café Iruña an der Plaza del Castillo pflegte Ernest Hemingway ein- und auszugehen. Ein traditionsbewusstes stilvolles Lokal und beliebter Treffpunkt. Hemingway wohnte oft gegenüber im Grand Hotel. Das Cafe Iruña wurde bereits 1888 gegründet. Laut Chronik war es das erste Lokal mit elektrischem Licht.
Wir essen hier ein paar Pinchos. Pinchos oder Pintxos ist die baskische Variante der kleinen Häppchen, die im restlichen Spanien Tapas heißen. Pinchos sind meist aufwändiger als einfache Tapas und sind nach dem Spieß benannt, der die Einzelteile auf Brot oder Tortilla zusammenhält.
In der Tropicana Cervecería im Hotel Quintana trank Hemingway gerne seinen Rotwein. Die Bar gibt es heute noch, das Hotel leider nicht mehr.
Später wurde ab 1927 das ‚La Perla’ Hemingways Lieblingshotel. Von seinem Zimmer 127 konnte er den Stier in der Calle Estafeta laufen sehen. Zu Hemingways Ehren wurde der Raum bis heute unverändert gelassen.
Die Bar Txoko wurde 1930 als Bar Choko eröffnet und war eines von Hemingways Lieblingsplätzen in Pamplona. Besonders bei seinem letzten Besuch während der Sanfermines 1959 ist er hier oft gewesen. Die Bar gilt als Treffpunkt für Stierkampfbegeisterte. Obwohl Hemingway bekanntlich gerne Rotwein trank, kam er nach Stierkämpfen oft ins Txoko und bestellte einen Vanille-Milchshake mit Cognac. Das Txoko liegt neben dem ehemaligen Hotel Quintana, in dem Hemingway ebenfalls ab und zu abgestiegen ist.
Windsor Tavern, hieß früher Bar Torino. In Hemingways Roman ‚Fiesta’ heißt die Bar Milano und ist Schauplatz eines Streits.
Fakt ist, Hemingway hatte Geschmack. Immer wenn ich auf der Welt in einem Cafe oder einer Bar landete, die von sich behaupten kann, dass dort Hemingway des häufigeren abgestiegen ist, hatte die Lokalität Charme. Das trifft auch hier ebenso zu, wie ein paar Meter weiter. In den Räumlichkeiten des Iruña scheint die Zeit stehen geblieben zu sei. Ein Klassiker halt.
Rings um den Platz gibt es ein unüberschaubares Gewirr von Gassen und kleinen Straßen. Wir verlaufen uns ein wenig, was sicherlich dazu gehört.
Bevor wir durch die Fußgängerzone Calle Mayor durch die Altstadt schlendern, besuchen wir die schöne Iglesia de San Lorenzo. Wir können an kaum einer Kirche vorbei gehen, ohne kurz hinein zu gehen. Am Ende der Calle Mayor erwartet uns die älteste Kirche Pamplonas, die Iglesia de San Saturnino. Welche gefällt Dir besser?
Wildpferde im Geiercamp
Wir wollen nicht länger rasten und nutzen den Nachmittag zur Weiterfahrt. Es geht wieder zurück in die Ausläufer der Pyrenäen. Unser Weg führt über staubige Schotterpisten durch eine bewaldete Graslandschaft zur Embalsa (also einem Stausee) de Usoz.
Ziel ist das Geiercamp. Dort erwartet uns eine Überraschung: Geier sehen wir zwar nicht viele, aber eine Herde Wildpferde steht auf genau der Wiese, wo wir unser Lager aufschlagen wollen. Wir stellen unsere Fahrzeuge einfach dazwischen und es ist schön zu sehen wie wenig wir die Pferde stören. Sie laufen völlig ohne Scheu zwischen uns herum.
Nach dem Trubel von Pamplona tut es gut, wieder in freier Natur zu stehen.
Neueste Kommentare