Wenn man den Regen des heutigen Tages beschreiben sollte, ist sintflutartig sicher der richtige Ausdruck. Laut einem Telefonat mit Michael, einem unserer Kölner Freunde, herrscht dort eitel Sonnenschein. Dies können wir von Santiago de Compostela nicht sagen. Vorher habe ich immer gedacht, eine regnerische Nacht müsste in einem Bulli doch romantisch sein. Heute weiß ich, das hat mit Romantik nichts zu tun. Der Regen prasselt auf das Aufstelldach. Wer da noch schlafen kann, hat entweder etwas an den Ohren, oder wie Torgit nicht etwas an, sondern in den Ohren, in ihrem Fall Ohropax. – Heute Morgen ist auf jeden Fall, gegen 4:00 Uhr die Nacht zu Ende. Ab da an gießt es wie aus Eimern. Und das Zelt im Aufstelldach ist immer noch ein Zelt. Zelte sind halt nie ganz dicht. Dann finden wir noch zwei weitere Stellen, an denen unser Hector nicht ganz dicht ist. – Wir sehen es mit Pragmatismus und drehen uns noch ein wenig auf die Seite.
Doch gegen acht erwischen wir das einzige halbe Stündchen um zusammen zu räumen. Wir haben uns für den heutigen Tag vorgenommen weiter gen Süden zu fahren. Zwar ist auch in Portugal, genauer genommen in Porto, für die nächsten zwei Tage Regen angesagt. Doch was stört uns Regen, wenn wir in Porto ein Portwein Tasting geplant haben?
Also verlassen wir Santiago de Compostela, doch nicht ohne noch einmal kurz an der City of Culture of Galicia zu halten.
Die Kulturstadt Galiziens ist ein Komplex von Kulturgebäuden, der von einer Architektengruppe unter der Leitung von Peter Eisenman entworfen wurde. Berühmt ist der US-Amerikaner nicht nur für seinen Entwurf des Holocaust-Mahnmals in Berlin. Die hiesige Konstruktion ist anspruchsvoll und sicherlich nicht ganz billig gewesen. Die Gestaltung der Gebäude erinnert ein wenig an sanfte Hügel und passt sich somit der Landschaft an. Tausende Fenster, die Teil der Außenfassade sind, haben eine individuelle Form. Spannend finde ich vor allem die Natursteinmauern im Außengelände. Teilweise sind diese hinter Blumenbeeten versteckt. Hier wurde wahnsinnig viel Kohle wieder in der Erde versenkt. Trotzdem sieht es geil aus.
Auf dem Weg gen Süden, regnet es fast den ganzen Tag. Doch ab und zu reißt der Himmel kurz auf. Wir nutzen diese Zeit für zwei Stopps. Der erste lässt uns in Pontevedra verweilen. Wir sitzen am Ufer des Rio Lerez, frühstücken und sehen einigen Kajakfahrern bei ihrer sportlichen Ertüchtigung zu. Irgendwie scheint dieser Ort besonders Sport begeistert zu sein. Denn wer nicht mit dem Kajak unterwegs ist, bewegt sich joggend durch die Gegend.
Als es nun doch wieder anfängt zu regnen, beschließen wir zügig weiter zu fahren. Das nächste Mal wird es in der Nähe von Vigo klarer. Die Autobahn führt hier über die Puente de Rande, eine 152m hohe Schrägseilbrücke. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Ría de Vigo und die Stadt. Wir beschließen uns hier das Meer, den Hafen und die seltsamen Flöße etwas genauer anzusehen, welche von hier zu sehen sind. Hierbei stoßen wir auf den Monte Guia, sowie die gleichnamige Kapelle auf dessen Spitze. Von hier genießt man einen wunderbaren Blick auf den Containerhafen, sowie den Rio Lerez.
Die bereits von der Brücke gesichteten Flöße, sind zwar von hier etwas näher, aber immer noch etwa 500 Meter weit entfernt. Eine kurze Recherche ergibt, es handelt sich um Miesmuschelfarmen. Bereits seit mehreren Generationen werden diese galicischen Miesmuscheln in Aquakultur aufgezogen. Die “Flöße, sind Bateas, am Grund befestigte schwimmende Plattformen. Diese bestehen aus Eukalyptusholz mit einer Seitenlänge von 25 m. Hieran sind Seile befestigt, welche die Muschelbrut tragen.
Wir wollen weiter, denn der Himmel verdunkelt sich schon wieder. Heute geht es bis zum Parque de Vila Chã, im gleichnamigen Fischerort ca. 20 km nördlich von Porto. Als wir ankommen, ist es schon leicht am dämmern. Da uns kalt ist, beschließt Torgit uns erst einmal eine Suppe zu kochen. Sicherlich genau die richtige Mahlzeit für einen Herbsttag wie diesen. Wir sitzen gesättigt im Bulli, lesen noch ein wenig.
Erkenntnis des Tages: “Suppe vertreibt Hunger und Kälte, tröstet die Seele und hinterlässt das wohlige Gefühl geliebt zu werden.”
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