Heute Morgen scheint die Sonne. – Doch schon für die Mittagsstunden ist Regen angesagt. – Also gilt es alles trocken zu verstauen. – Als Belohnung gönnen wir uns eine kleine Spazierfahrt mit den Fahrrädern. – Wir beschließen noch einmal gemeinsam die angrenzende, verwilderte Ferienanlage zu erkunden, welche Torgit am Vortag entdeckt hat. Und wirklich, es ist ein wenig spooky. – Vor allem ein kleiner Spielplatz, der zwischen den im Verfall begriffenen Häuser, noch seltsam intakt wirkt. Die Schaukel bewegt sich ein wenig quietschend im Wind. – Auf der einen Seite ein wunderschönes Areal, die zerklüftete Landschaft, die Sonne auf den Klippen und dann die verfallenen Häuser. Wobei selbst die Gräser auf Dächern und in Regenrinnen fast schon schön sind. – Doch eines geht immer: Der inmitten dieser Ruinen gelegene Sportpark, inklusive Fußballplatz, sowie zweier Tennisplätze wird genutzt. Schön zu sehen, dass hier doch Leben ist.

Doch die Kirche passt da wieder ins Bild. – Ob hier jemals gepredigt wurde?

“I still believe in God, but God no longer believes in me” – Mission

Wir machen uns lieber wieder auf, damit wir noch vor dem Regen starten können. Da in den nächsten Tage kein besseres Wetter in Aussicht ist, wollen wir weiter gen Süden.

Doch es ist noch ein kleiner Zwischenstop an der Iglesia de Santa Maria de Luanco geplant. 

Die Kirche steht direkt am Meer, in einem Dorf von Fischern und Seefahrern, lässt einen das filigrane Verhältnis der Menschen zum Meer förmlich spüren. – Die Kirche mit ihrem Mauerwerk aus Bruchstein, Mauerecken aus Sandstein, einem Dach aus rotem Tonziegel, dem verwitterten Holz, aber vor allem dem umlaufenden Säulengang, scheint Schutz vor der Natur zu bieten. 

Das ganze Bauwerk könnte so auch in der Toskana stehen. – Doch hier am Meer hat es eine ganz andere Wirkung. – Während ich aufs Meer schaue ich, wird mir bewusst, wie oft hier Menschen gefleht haben müssen. Zum Herrgott bittend, dass das Meer Ihre Angehörigen Heim kommen lässt. Sicherlich gibt es wenige, die nicht Angehörige an dass Meer preis gegeben haben. Neben dem Altar hängt ein Bild, welches die Kirche und das Meer in einer sturmgepeitschten Nacht darstellt. So schön das Bild ist, so deutlich kann man spüren was mehr Meer auch bedeuten kann. 

Ob der Glaube einem Trost spendet, muss jeder für sich klären, doch schaden kann er sicher nicht. – Zumindest nicht in der Zwiesprache zu Gott. – Was andere in Gottes Namen veranstalten ist dann ein anderes Thema. – “Alles eine Frage des Bodenpersonals” würde Torgit sagen.

Doch “Fünf Minuten Erleuchtung 1,- €” halten wir doch für übertrieben.   

Zum Schluss fällt uns noch der Aufgang zum Turm auf. Während ich in Kroatien und in Mont-Saint-Michel in den angeblich engsten Gassen der Welt, drohte fest zu klemmen, ist es hier eher die Höhe. Es wird Zeit an die frische Luft zu kommen.  

Draußen hat es zu Regnen angefangen. Doch das Wetter ist nicht nur grau in grau, sondern Nebel zieht auf. Wir beschließen deshalb die Autobahn zu nutzen. Das Pilger und Fahrradfahrer nicht auf die Bahn dürfen ist jedem bewusst. Doch hier bekommt auch der Bauer, egal ob auf Trecker oder seinem Pferdegespann eine Abfuhr. – Sharky nimmt es mit Humor und zeigt dem Regen Zähne.

Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz Los Manzanos, in der Rúa Maceiras, 15179 Oleiros. Kaum im Ort angekommen stoßen wir auf ein Denkmal von Che Guevara, auch die Straße ist nach ihm benannt. – Später erfahren wir, dass der Stadtrat von Oleiros ein alter Revoluzzer ist. Er hat verschiedenen kommunistischen Persönlichkeiten wie Che Guevara, Enrique Lister, Karl Marx und Santiago Carrillo Plätze, Alleen und Straßen gewidmet. An den Wänden des Rathauses hängen Bilder von Che Guevara. In diesem Sinne: “Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.” 

Am Ende unserer heutigen Tour sind wir nun in Galicia, Galizien angekommen. Zuerst waren wir bei der Wahl unseres Platzes ein wenig skeptisch, liegt er doch nicht am Meer. Doch als wir in den Park einbiegen, wissen wir es ist kein Zufall, dass wir hier sind. Wir gehören hier her! Kaum liegt der Teppich unter dem Tisch, sind wir ZuHause. Unser Abend endet mit einer zünftigen Brotzeit. Dies ist der Vorteil, am westlichen Zipfel Spanien zu sein. Die Sonne geht spät unter.

Doch wenn sie untergeht, wird es auch rasant kühler. Wir machen die Schotten dicht, schmeißen die Standheizung an und lesen einfach noch ein wenig.

Erkenntnis des Tages: Glaube an Gott und Glaube an die Kirche ist nicht dasselbe. 

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