Der heutige Tag ist ein gutes Beispiel dafür, dass Zeit und Raum relativ sind. Unsere ursprüngliche, grobe Planung unserer Tour sah etwa 8000 km vor. Inzwischen ist uns bewusst, dass es wohl ein paar Kilometer mehr werden. Nehmen wir zum Beispiel die heutige Tour: Die ursprüngliche Planung, beziehungsweise die normale Route hätte etwa 70 km bedeutet. Google plant hierfür eine Fahrzeit von ca. 1 Stunde. Folgt man jedoch wie wir der Küste, werden hieraus schnell 6 Stunden. Heute bedeutete dies vor allem eins: Viel rauf und viel runter. Uns war überhaupt nicht bewusst, wie hügelig, um nicht zu sagen bergig diese Gegend ist. Hector durfte sich heute etwas quälen. Doch wir erhielten im Gegenzug wunderbare Ausblicke. Besonders spannend war, wie abwechslungsreich dieser Küstenabschnitt ist. Auf der einen Seite Berge und Täler, die eher an Südtirol, als ans Meer erinnern. Und dann ein paar Meter weiter auf der anderen Seite, steile Abhänge und Graffiti beschmierte Wände.
Die Natur ist wunderschön, was man von der Bebauung nicht unbedingt sagen kann. Viel Beton, teilweise Plattenbauten und andererseits möchtegern Fachwerk.
Überhaupt wirkt es auf den ersten Blick so, als ob hinter den Fassaden, der oft sehr brav wirkenden Häuser, friedlich und beschaulich, das Tagwerk verrichtet wird. – Jesus scheint über allen zu wachen.
Wären da nicht die häufigen Parolen „ETXERA“, also “Nach Hause!” könnte man es fast glauben. Doch die Ikurrina, die „National“Flagge des Baskenlandes, teilweise mit Trauerflors passt nicht ganz ins Bild. – Die E.T.A. mag nicht mehr aktiv sein, doch es scheint immer noch zu brodeln. Was vielleicht auch nicht verwundert, da immer noch ehemalige Mitglieder, in diversen europäischen Gefängnissen, einsitzen.
Als Tourist bekommt man, außer durch ein paar Parolen, kaum etwas mit, vom Freiheitskampf der Basken.
Kurz vor Bilbao machen wir Halt am Castillo de Butron. – Das Schloss liegt in Gatika auf einem Hügel, umgeben von einem hundertjährigen Wald. Doch von den blutigen Kämpfen, die hier geherrscht haben sollen, ist ebenso wenig zu spüren, wie von den Kämpfen der E.T.A. – Das Baskenland scheint befriedet.
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