Als wir heute Morgen aufwachen, stehen wir mit Hector, wie auch am gestrigen Tage am Strand. – Doch mit einem wesentlichen Unterschied. Die heutige Perspektive hat noch einmal eine ganz neue Dimension. Als ich das Rollo hochschiebe, steht der Sonnenaufgang kurz bevor. Wir schauen direkt aufs Meer. Und genau darin liegt der Unterschied zu allen Spots der Vergangenheit. Wir schauen nicht auf Strand und Meer, sondern ich sehe zuerst einmal nur das Meer. – Schnell versichere ich mich, indem ich den Kopf hebe, dass da auch noch der Strand ist; nicht dass wir nasse Füße bekommen. Doch alles ist soweit in Ordnung. Unsere Position ist nur knapp oberhalb der See.

Wir machen erst einmal die Tür auf und strecken unsere Füße heraus. Es ist zwar noch ein wenig kühl, doch der Ausblick muss entsprechend gewürdigt werden. Und dann ist sie da, die Sonne. Langsam erhebt sie sich aus dem Meer. Zuerst ein wenig verborgen, hinter Wolken. Doch der Anblick der aufgehenden Sonne ist immer noch etwas ganz besonderes. Sunset lässt sich nur durch Sunrise toppen. Wie sich die Farben des Himmels, des Meeres und der gesamten Küste innerhalb von Minuten, nein Sekunden verändern überwältigt mich jedes mal auf ein Neues. – Schnell machen wir einen Kaffee und genießen den Ausblick. – Dieser schmeckt heute besonders gut. Mit Starbucks Kaffee haben wir eine gute, leicht schokoladige Variante zu unserem Van Dyck Kaffee gefunden.

 

Da es im nächsten Absatz um Zahlen, Daten, Fakten und um unsere Buchhaltung geht, übernehme ich, Torgit mal. – Und da war es passiert: Wir haben ja schon länger damit gerechnet, dass wir einmal Post aus dem Land erhalten, in dem wir gerade reisen. Zum Thema Wildcampen oder wegen irgendeines anderen Verkehrsdelikts. Bleibt ja nicht aus, wenn man so viel fährt. Wir erhalten eine Meldung aus Köln, dass wir Post haben von DGT: Direcciòn General de Tráfico, Leon, España. Ein ‚Bescheid über die Zuwiderhandlung gegen die Verkehrsvorschriften in Spanien’. – Wir schlucken mal schwer und fangen an zu lesen. – Vier Seiten. Es scheint sich also um ein sehr schweres Vergehen zu handeln. Das Beste zuerst: Das Schreiben ist auf deutsch verfasst. Und gut verständlich. Da haben wir schon ganz andere amtliche Schreiben gesehen, besonders in Portugal. Es dauert ein Weilchen, bis wir es verstanden haben, denn das Wichtigste ist unscheinbar in viel Text versteckt:

Wir sollen € 100,- Strafe zahlen.

Ok, wir hatten Schlimmeres befürchtet. Warum genau? Ach so, wir sind zu schnell gefahren: 69 kmh statt erlaubte 60kmh. Langsam verstehen wir alles: Wir sind am 3.2. zu schnell gefahren, das Schreiben ist vom 6.2..
Ich habe in meinem ganzen Leben in Deutschland noch nicht erlebt, dass deutsche Bußgelder so schnell verhängt werden.
Bei uns dauert so etwas mehrere Wochen oder Monate.
Die nächste Überraschung ist: Wenn man innerhalb von 20 Tagen bezahlt, verringert sich das Bußgeld um die Hälfte. Also “nur” € 50,-.

Finde ich super. Also schnell bezahlen. Wie? Es gibt so viele Möglichkeiten zu bezahlen, es füllt ein ganzes DinA4-Blatt, Foto anbei. Man kann auf einer Homepage per Kreditkarte und Personalausweis bezahlen, oder einfach überweisen. Das gesamte Blatt findet Ihr in den Fotos. Ich entschließe mich auf der Homepage zu bezahlen, mal sehen ob mein rudimentäres Spanisch dafür reicht. Und da ist die nächste Überraschung: Die Homepage ist auf englisch. Ich gebe alle unsere Daten ein und rechne mit einer Fehlermeldung, denn wir haben einen Umlaut im Nachnamen und so etwas kennt die spanische Sprache ja nicht. Aber oh Wunder, meine Daten werden anstandslos akzeptiert. Ich kann per Kreditkarte bezahlen, kann einen Beleg speichern und erhalte eine Email mit einem Beleg, dass ich bezahlt habe. Es funktioniert alles reibungslos. Ich bin begeistert. Da habe ich schon ganz anderes erlebt, besonders mit unseren niederländischen Nachbarn. Anbei auch die Bußgeldtabelle für Geschwindigkeitsüberschreitungen. Überraschend für uns ist, dass wir auch 30kmh zu schnell hätten fahren können, für das gleiche Bußgeld. Das ist quasi ein Schnäppchen. Ich freue mich noch, da drängt Marc schon wieder zum Aufbruch. Also zurück in’s Zigeunerleben. Ich übergebe an den Oberzigeuner.

marc: Da wir ja schon des öfteren den Begriff Zigeuner oder WAGENVOLK verwandt haben, möchte ich hierzu kurz Stellung beziehen. Insbesondere deshalb, da der Begriff von Sinti und Roma abgelehnt wird. Und dies sicherlich zu Recht. Doch Zigeunern wird auch eine unstete, ungebundene, deviante oder delinquente Lebensweise zugeschrieben. – Damit können wir uns ganz gut identifizieren. Letzteres gilt jedoch nur für Geschwindigkeitsüberschreitungen im gewissen Maße, sowie Wildparken, bzw. Wildcampen. 

Unstet wie wir nun sind, soll es auch heute ein Stückchen weiter gen Norden gehen. Wir wollen nord-westlich von Denia unsere nächste Nacht verbringen. 

Doch zuerst einmal geht es vorbei an dem “Badeort” Benidorm. – Doch was ist aus dem kleinen Fischerdorf geworden? – Ende der Siebziger fuhr Torgits Uroma, Oma oder Tante noch hier hin. – Inzwischen ist Benidorm angeblich eines der beliebtesten Urlaubsziele, nicht nur an der Costa Blanca, sondern am gesamten Mittelmeer geworden. Doch was zieht die Menschenmassen hier hin? Angeblich ist die Stadt für ihr Nachtleben bekannt. Eines kann die Menschen ganz sicher nicht hier hinziehen, die Schönheit der Stadt. Dabei ist der Ausblick von der Promenade gar nicht so übel. Doch sobald man sich umdreht bekommt man fast einen Infarkt. Die Skyline der Stadt ist das hässlichste was wir auf unserer Tour bisher gesehen haben. Nicht ohne Grund nennt man sie „spanisches Manhattan“. – Mehr als 300 Wolkenkratzern, fast 400 Gebäude mit mehr als 12 Stockwerken, prägen das Stadtbild.

In Bezug auf die gerade mal 80.000 Einwohner, steht hier angeblich die größte Hochhausdichte der Welt. – Das schauen wir uns doch mal genauer an und finden tatsächlich einen Platz für Hector in der ersten Reihe, direkt am Strand. Heute ist es am Strand sogar ganz ruhig. Doch wir möchten uns diesen Ort erst gar nicht im Hochsommer vorstellen. Deshalb wenden wir und verlassen zügig Strand und Stadt.

Aller guten Dinge sind drei!? – In diesem Sinne kann in Bezug der Wahl unseres Schlafplatzes doch nur Gutes auf uns zu kommen. Denn zweimal hatten wir nun hintereinander Glück, oder war dies Zufall? – Es fällt zu, was fällig ist. 😉

Nach Benidorm sind wir ein wenig verschüchtert. Kann es sein, dass nach diesem Moloch wieder schöne Strände zu finden sind? – Knapp 35 Minuten später und einer Tour durch gebirgiges Gelände, stehen wir in der Carrer Llac Maracaibo, in Dénia – 38°51’35.7″N 0°02’22.8″E – Die Straße endet auf einem kleinen Parkplatz direkt am Strand. Geht doch! – Zur Rechten ein dreigeschossiger Gebäudekomplex. An fast allen Fenstern sind die Rollläden runter. Zur Linken ein verlassenes Grundstück mit einer kleinen baufälligen Finca. Laut park4night kann man hier getrost übernachten. Das sieht doch schon mal gut aus. Wir machen erst einmal Mittag, heute ist Brotzeit angesagt. Im Anschluss kümmern wir uns ein wenig um den Blog.

Doch gegen 17:00 Uhr beschließen wir zu testen, ob die Lage noch zu toppen ist. Laut park4night gibt es ein paar Minuten weiter, im selben Ort, noch zwei Plätze auf den gegenüberliegenden Seiten eines kleinen Flusses, der dort im Meer mündet. – Kurz drauf parken wir Hector am Ende der Carrer Llac Huron – 38°51’52.7″N 0°01’18.6″E. Hier trennt uns nur eine kleine Mauer zu einer Villa, welche hiergerade neu entsteht oder renoviert wird. – Ein paar Angler sitzen am Wasser. Der Platz ist top. Entgegen heute Morgen, wo ich meinen Weg ins Wasser über große Kiesel erkunden musste, finde ich hier feinen Sand. Ich freue mich schon auf morgen und schwimmen im Meer.

Teile unsere Reise mit Deinen Freunden
de_DEGerman