In einer Steinwüste aufzuwachen ist schon etwas besonderes. Von wegen “…die Erde war wüst und leer…” – Wir werden von Vogelgezwitscher geweckt. Als wir nach draußen kommen, empfängt uns ein intensiver Kräuterduft. Das widerstandsfähige Gewächs bestreitet, zwischen den Steinen, sein karges Leben. Doch wir haben nicht alles gesehen, was man so mit der Wüste verbindet. Die hier beheimatete Treppennatter hat sich nicht gezeigt. Dafür lag ein Skelett in der Landschaft. So stellt man sich das doch vor oder? – Heute Morgen ist ein wenig Büroarbeit geplant, soweit zumindest die Theorie.
Kaum haben wir damit angefangen, kommt ein Geländewagen auf uns zugefahren und hält neben uns. – Es ist ein Ranger, samt zweier Damen. – Wie war noch der Tipp eines Wildcampers? “Einfach so tun, als ob man diese Sprache nicht spricht und des Englischem nicht mächtig wäre!?” – Dummerweise erklärt uns eine der Damen auf Deutsch, dass wir in einem Nationalpark stehen und somit hier nicht stehen dürfen. – Wir diskutieren erst gar nicht, sondern zeigen, dass wir Müll gesammelt haben und den Platz unverzüglich räumen würden. – Das Gespräch ist wie immer freundlich. Die “Obrigkeit” zeigt sich mal wieder von ihre besten Seite. – Ich bleibe bei meiner Meinung, wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es hinaus. Wir bekommen sogar eine Stunde, anstatt der zuerst genanten 15 Minuten, um den Platz zu räumen. Danke!
Woran denkt ihr bei Filmen wie “Lawrence von Arabien” oder “Für eine Handvoll Dollar” – Klar an Omar Sharif und Clint Eastwood. – Doch wer denkt bei diesen Filmen an Andalusien, genauer gesagt an Tabernas? – Tabernas was? – Dies wäre meine Frage gewesen. – Klar, mir war bekannt, dass die Italo Western nicht in den Staaten gedreht wurden, doch dass gerade hier diese und hunderte weitere Filme gedreht wurden, entzog sich meiner Kenntnis.
Wüste ist halt Wüste und so ergibt sich hier die notwendige Ähnlichkeiten mit den Wüsten Nordafrikas und Arabiens, sowie Nordamerikas, dem sogenannten „Wilder Westen“. Seit den 50er Jahren gilt die Region hier als Drehort zahlreicher Filme und Western. Neben den beiden o.g. Filmen wurde ebenfalls “Indiana Jones”, “Der Schuh des Manitu”, “Die Daltons gegen Lucky Luke”, “Winnetous Rückkehr”, “Rambo”, “Spiel mir das Lied vom Tod” und vieles mehr gedreht.
Wir beschließen uns das mal genauer anzusehen. Fort Bravo, eine dieser Kulissen dient heute als Besucherpark. – Es gab zeitweise wohl vierzehn solcher Westernkulissen. – Im Salon hängen nicht nur Fotos der Schauspieler, die hier gedreht haben, sondern auch von Stars, die hier waren. Sting wirkt auf einem Foto noch sehr jung, scheint also schon was her zu sein. Alles scheint schon bessere Zeiten erlebt zu haben. Neben den Tipis der Indianersiedlung befindet sich ein Müllhaufen. Dafür gibt es in einer Halle eine große Sammlung an Reitsätteln, sowohl arabisch, als auch Westernsättel, als auch römisch, je nach dem was halt gedreht wurde. Auch einige Kutschen finden sich hier. – Mit Kindern mag Fort Bravo spannend sein, wir finden es nur nett. Alles wirkt halt ein wenig abgeraucht. Dafür ist ein Eintrittspreis von 19,40 € für Erwachsenen, Rentner 15,40 schon ein wenig heftig. – Erst jetzt wird mir noch mal bewusst, wie günstig der Eintrittspreis der Alhambra mit € 14,- war. – Wir werfen auch noch einen Blick auf Mini Hollywood Western. – Doch der Blick aus der Ferne reicht uns.
Was hat uns am Park am meisten gefallen? – Der Lamborghini Trattori. – Wann sieht man so was noch? – Kennt ihr die Legende
warum der Traktorenfabrikant Ferruccio Lamborghini anfing Sportwagen zu bauen? Angeblich kaufte er vorher einen Ferrari, war jedoch mit dessen Kupplung unzufrieden. – Darauf hin soll Lamborghini einen Verbesserungsvorschlag an Enzo Ferrari gesandt haben. – Doch der „Commendatore“ Enzo Ferrari war wohl der Meinung, dass „Das Problem nicht das Auto wäre, sondern hinterm Lenkrad säße.” – “Du baust doch bloß Traktoren.“ – Keine Ahnung, ob an der Geschichte was dran ist. Auf jeden Fall hört sie sich gut an, oder?
Wir machen uns auf in Richtung Meer. – Torgit hat Sehnsucht nach der See und möchte die Wellen hören. – So halten wir uns Richtung Almeria. Zuerst schauen wir am Cabo da Gato vorbei. Dieser liegt kurz hinter dem Ort Retamar. Ob die Ortsbezeichnung Retorte am Meer bedeutet, kann ich nicht sagen, würde aber passen. – Die Stellplätze am Meer sind so einladend, dass wir lieber parallel zur Küste weiter fahren.
Zuerst fahren wir wieder an einigen der vielen Gewächshaus-Plantagen vorbei. Dies ist halt der Gemüsegarten Europas. Man nennt die Gegend Mar de plástico, das Plastikmeer. Plötzlich sehen wir auf der linken Seite diverse Bio Plantagen. Unter anderem BIOsol Portocarreround, ein biologisch-ökologisch ausgerichtetes Unternehmen. – “Herstellung und Handel mit biologisch angebautem Obst und Gemüse seit 1999.” – Die Homepage bietet neben Spanisch, Englisch auch Deutsch. – Wohin geht wohl ein Großteil dieser BIOprodukte?
Auf der rechten Seite fast gegenüber sehen wir das “Centro de Experiencias Michelin Almería, CEMA”, ein riesiges Testgelände der Firma Michelin. In diesem Experimentierzentrum werden sowohl große Reifen u.a. für den Bergbau entwickelt, als auch Tests für diverse Reifentypen durchgeführt. – Auf gute Nachbarschaft.
Doch schon bald wird die Küste wieder felsiger, rauher und schöner. So landen wir abends auf einem grundsoliden und hoch offiziellen Campingplatz, Camping la Caleta, Cala del Cuervo, s/n, 04116 Las Negras, Almería – 36°52’21.4″N 2°00’23.3″W – Und was soll ich sagen, ich hab meine warme Dusche und Torgit das Meer. – Allein schon der Ausdruck in ihrem Gesicht, wenn sie auf das Wasser schaut, ist jede Strecke wert.
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