Heute Morgen ist das Wetter ein wenig bedeckt. Die Sonne lässt sich erst spät blicken. Für die nächsten Tage ist in Spanien schlechtes Wetter angesagt. Es ist sogar von Schnee die Rede. – Ich möchte dies nicht glauben, da ich doch hier gerade mit kurzer Hose stehe. Wir machen uns erst einmal einen Kaffee und überlegen was heute anliegt. Es ist wohl erst einmal große Wäsche angesagt. – Sowohl für unsere Kleidung, als auch für unser Bettzeug und zu guter letzt für uns. (Anm. von Torgit: Scherzkeks, es gibt Unwetterwarnungen für Spanien mit Sturm und Starkregen und mein Mann spricht von schlechtem Wetter. Die Schneefallgrenze in Alicante sinkt auf 60m)

So fahren wir in Richtung Tarifa. Ein Tankstellen Pächter hat dort ein pfiffiges Konzept. Die klassische Tankstelle wurde um einen Waschsalon, sowie Duschen ergänzt. – Für “nur” fünf Euro, kann man hier eine ganze Viertelstunde duschen. – Man sollte nur tunlichst beachten, dass die Duschzeit von – bis Schlüsselübergabe zählt. So geht es nicht gemütlich, dafür sind die Duschen wunderbar heiß und sauber. – Falls jemand Tankstelle, Waschsalon oder Dusche sucht, findet er Selbige schräg gegenüber dem Lidl. (Anm. von Torgit: Blöd ist, wenn dann die Türe der Dusche klemmt, denn das geht von der Zeit ab)

An der Tankstelle treffen wir auf Lena und Sascha. – Die Beiden sind mit einem alten Mercedes L 710, Spitzname Emma auf großer Tour. Wir finden die Kiste ziemlich cool. – Emma scheint eine alte Lebefrau zu sein, sicherlich säuft und qualmt sie auch. Und vor allem scheint sie auf Freiheitskämpfer zu stehen. Che ist nicht zu übersehen, prangt er doch groß auf beiden Fahrertüren.

Und es gibt noch mehr zu sehen. Als nächstes kommen ein T5, sowie ein VW LT angefahren, frisch aus Marokko. So kann ich feststellen, dass Concorde Camper nicht immer groß und gediegen heißen muss. – Offensichtlich gab es auch eine Zeit auf VW-LT Basis.

Als alles wieder frisch ist, machen wir uns auf den Weg die Gegend zu erkunden. Kurz hinter Tarifa, gibt es in östlicher Richtung den Estrecho National Park. Obwohl nur knapp 3 km vor der Stadt gelegen, weisen uns alle Navigationssysteme eine Fahrstrecke, von über einer halben Stunde aus. – Das muss doch anders gehen oder?

Gibt es da nicht eine Abkürzung? – Kurz drauf stehen wir vor einem Warnschild, militärisches Sperrgebiet! – Für mich sieht die Straße ganz passabel aus. Ich schau Torgit an und glaube meinen Ohren nicht zu trauen. Hat sie gerade wirklich gesagt, lass es uns versuchen? Irgendetwas ist passiert, seit dem wir vor knapp vier Monaten gestartet sind. Das ist nicht mehr die Torgit, die ich kenne. Waren ihr Regeln nicht immer wichtig? (Anm. von Torgit: Ja klar, wichtig ist, dass Du die Regeln kennst 😉

Keine 5 Minuten später, stehen wir genau an dem Punkt, der laut Navi nur in 35 Minuten erreichbar gewesen wäre. Außer uns steht hier ein alter, gelber T4. Das Gefährt gehört einem Berliner Paar. Oder sollte ich sagen Pankower? – Die zwei sind ziemlich cool. Seit 40 Jahren sind sie mit ihrem zweiten zu Hause unterwegs. – Die Touren sind immer länger geworden. Inzwischen sind sie bei Halbjahrestouren angelangt. Im Sommer muss ja das Laubengrundstück gepflegt werden. Und im Winter ist dann Surfzeit. – Schnell sahnen wir noch ein paar Tipps ab, denn die Beiden kommen seit zwanzig Jahren in die Gegend.

Von hier oben auf dem Felsen hat man einen wunderschönen Ausblick auf Tarifa, hinüber nach Afrika und die Straße von Gibraltar. Gerade fuhr die Hamburg vorbei, ein riesiges Containerschiff. -Von hier oben sehen wir zeitgleich fünf verschiedene, große Schiffe die Straße von Gibraltar durchfahren. – So genießen wir den Ausblick auf eine Kuhweide so ganz ohne Zaun, die Meerenge, die Schiffe und ich vor allem auf Afrika. – So ein Ausblick macht Hunger. Zeit für Frühstück und Mittagessen alles in einem. Wir stellen immer wieder fest, dass es keine festen Zeiten mehr gibt. Wir essen, wenn wir Hunger haben. (Anm. von Torgit: Ich stelle fest, dass wir viel weniger essen als zu Hause. Obwohl ich hier gefühlt weniger Sport mache, habe ich nicht zugenommen. Ich jogge hier nicht und wir gehen nicht ins Gym, aber wir sind ja ständig draussen, am Strand oder wandern auf den Berg zum Sonnenaufgang)

Später fahren wir noch ein wenig weiter die Straße entlang. Plötzlich verwandelt sich Selbige in eine Schotterpiste. Nur wenige Meter weiter steht ein altes Artilleriegeschütz. Drum herum grasen einige Rinder. – Die letzte Kuh vor Afrika? – Als die Artillerie auf eine Kuh anlegt, steht ihr Hector bei. Rinder schlachten ja, Rinder erschießen nein. – Wir sind doch keine Barbaren.

Am spannendsten finde ich, dass der Weg, ab hier kaum noch passierbar ist. Fazit: Wären wir dem Navi gefolgt, wären wir wahrscheinlich überall hingekommen, doch hierhin definitiv nicht. – Der Wind wird stärker, es sieht nach Regen aus. Da wir morgen die Küste noch in westlicher Richtung erkunden wollen, fahren wir zurück zu unserem Platz. Dort wo wir auch in den letzten Tagen gestanden haben, finden wir auch heute einen Platz für die Nacht.

Apropos Rinder, man merkt, dass hier die Rinderzüchter vor der Haustür sind. Bei Lidl entdecke ich Porterhouse Steaks, so richtig schön marmoriert, das Kilo für 11,26 €. Wo gibt es denn so was? Bei Lidl, ich fass es nicht. – Eines ist klar, auf der nächsten Tour ist der Beefer mit dabei. – Und was gibt es bei uns? Torgit macht Kochbananen-Chips. – Ich bin es ja selber schuld, musste ich das Teil auch in den Einkaufswagen legen? (Anm. von Torgit: Auch in unserer kleinen Bulli-Küche kann man Leckereien zaubern. Und es macht Spaß unterwegs auch mal neue regionale Speisen auszuprobieren)

Erkenntnis des Tages: Um Neues zu erkunden, darf man weder in den Spuren anderer gehen noch fahren.

Del Estrecho - Naturpark - Tarifa, Andalusien - Blick auf Tarifa, Afrika, Straße von Gibraltar
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