Die Zwanziger Jahre, des vergangenen Jahrhunderts, stehen für eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. – Was ist euer Beitrag dafür, dass wir gemeinsam, das kommende Jahrzehnt zur Blütezeit dieses Jahrhunderts gestalten? – Wir sind auch noch am grübeln, wollen jedoch auch anderen eine Chance geben.
Doch heute ist nicht nur der Start in das nächste Jahrzehnt, sondern „Frieden in diesem Haus“. – So lautete das Motto, mit dem Papst Franziskus heute vor einem Jahr begonnen hat. Seine Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2019 scheint jedoch noch ausbaufähig, zumindest wenn ich mir die heutigen Neujahrsgrüße aus Teheran oder Pjöngjang ansehe. – Dennoch halte ich das Motto für gelungen, „Frieden in diesem Haus“ werde ich zu unserem Bulli Motto des Jahres erklären. – Hoffentlich hält sich Torgit daran.
War der erste Januar nicht auch der Sieg der Revolution? – Dort entstand doch auch das Foto mit Castro und den weißen Tauben. Ebenfalls ein Symbol des Friedens oder doch nur ein Revoluzzer mit einem Haufen Flugratten? Wir haben in Olhão, zwar kein Graffiti von Fidel gefunden, dafür aber eins von Che. Und der war ja schließlich mit von der Partie.
„Ich war immer ein Bewunderer Christi, denn er war der erste Kommunist.
Er hat Brote und Fische vervielfacht, und das wollen wir auch tun.“ – Fidel Castro
Über Nacht gab es hier zwar keine Revolution, doch es war stürmischer als erwartet. – Dabei waren nur kleine Böen vorausgesagt.
Als wir morgens aus dem Bulli steigen, ist es noch bitterlich kalt. Doch sobald die Sonne über den Hügeln auftaucht, fühlt er sich direkt wärmer an. Ich beschließe den See zu erkunden, statt mir weiter Gedanken über Religion und Politik zu machen.
Wellen klatschen ans Ufer. Fast wie am Meer, doch weniger salzig. Dafür jedoch kalt, sehr sehr kalt. Es wird ein kurzes Bad in den Fluten. Die Sonne wärmt mich glücklicherweise schnell wieder auf. So sitze ich noch eine Zeit am Ufer und sende ein paar Nachrichten an Freunde und Familie und telefoniere mit Frau Mama.
Als ich in meinem Surfponcho am Bulli ankomme, fährt gerade ein Geländewagen der Guardia Civil auf uns zu. – Dürfen wir hier stehen? – Durfte ich hier schwimmen? – Sicherlich beides nicht. Deshalb grüße ich erst einmal nett und freundlich. – Die Herren grüßen zurück und fahren weiter.
Torgit und ich lassen es heute entspannt angehen. Doch zuerst einmal ist Fensterputzen angesagt. – Erst dann genießen wir den Kaffee mit Blick auf den See, später unser Früchte Müsli. Es ist Zeit hier im Blog ein paar Gedanken festzuhalten.
“Geld macht nicht glücklich
Es beruhigt nur die Nerven…”
Rio Reiser
“Und man muss es schon besitzen
Um’s zum Fenster rauszuwerfen…”
Torgit: Während wir die ersten Sonnenstrahlen genießen und dabei ab und zu gemütlich auf’s Wasser blicken lese ich ‚A sea of troubles’ von Donna Leon. – Ja genau, ein Donna Leon Krimi auf englisch. Die Challenge auf unserer Reise ist, dass man ständig aus seiner Komfortzone gerissen wird, wenn man sich gerade an ein Land bzw. an eine Sprache gewöhnt hat, ist man schwups im nächsten Land und muss am besten sofort in der passenden Sprache denken und träumen.
Obwohl auch viel Spanisch gesprochen wird, kommt man in Europa, zumindest gefühlt mit Englisch am besten zurecht. – Damit dieses nicht einrostet, lese ich das ganz gerne um drin zu bleiben. Long story short: Ich stolpere in diesem Buch über ‚goose’, passt ja zur vergangenen Weihnacht, zumindest in meiner alten Welt. Und irgendwie, weiß der Teufel warum, muss ich an meine Schuhe von ‚Golden Goose’ denken. War mir beim Kauf eigentlich so direkt bewusst was goose eigentlich bedeutet?
Das erste Mal habe ich diese Schuhe bei Daniels am Neumarkt gesehen, und war nicht bereit so viel Geld dafür auszugeben. Das nächste Mal habe ich diese Schuhe gesehen an den Füßen meiner Kosmetikerin und habe mich gewundert. Später habe ich erfahren, dass ihr Freund ein bekannter Kölner Fußballspieler ist. – Ja dann. Ein Jahr später In Mailand habe ich Marc dann die Schuhe im dortigen Flagshipstore gezeigt und er stand schneller an der Kasse als ich nein sagen konnte. Im Nachhinein betrachtet haben mich diese Schuhe glücklich gemacht und ich habe sie wirklich viel getragen.
Heute denke ich dennoch: Wie viel Geld wir ausgegeben haben, für irgendwelches Zeug. Und wie lange wir dafür auf Reise gehen könnten. Ich rechne es um in Tage der Freiheit. In unserem Business- oder Freundeskreis waren teure Dinge normal. Für die Mädels Schuhe, Taschen oder Halstücher. Oft für vierstellige Summen. Wenn ich das nicht bezahlen wollte, hieß es: Dein Mann verdient doch genug.
Was genau heißt genug? Und was genau hat gut verdienen mit viel Geld ausgeben zu tun? Kauft Dir Dein Mann das nicht? – Warum sollte er? – Weil Dein Mann Dich ruhig stellt mit Geschenken? Weil Du unzufrieden bist? Weil er zu viel arbeitet? Oder weil er ein schlechtes Gewissen hat, weil er fremd geht? – Fakt ist, dass ich immer mein eigenes Geld verdient habe und mir fast alles kaufen kann, was ich möchte. – Ansonsten hätte ich darauf sparen können.
Und ja, wenn ich Marc gefragt hätte, hätte er mir auch alles gekauft. Doch ich habe nicht gefragt. – Ganz im Gegenteil, ich habe oft geschwiegen, denn ansonsten wurde ich viel zu schnell beschenkt.
Die Frage ist doch statt dessen, was möchte ich? – Möchte ich dazu gehören? – Zu der Golden Goose Connection? – Vergleiche ich mich mit den anderen Mädels? – Vielleicht sollte ich mich lieber mit mir vergleichen. – Wie ich war. – Gestern. Oder vor 5 Jahren. – Das macht mehr Sinn. Das gefällt mir. Und macht mich glücklich, jetzt und hier. Auch ohne Golden Goose. Denn komischerweise habe ich sie nicht vermisst.
“Vor den Leuten, die Geld sammeln
Kann man eigentlich nur warnen
Denn noch nicht mal Samt und Seide
Können ihre Pferdefüße tarnen
Und wenn ich das große Los zieh
Geb ich sicher alles aus
Für Platin, Gold und Aktien
Und ‘n supergroßes Haus”
Marc hat immer viel und gern gearbeitet. – Doch Geld war nie sein Antrieb. Vielleicht mochte er auch deshalb Rios Song immer so gern.
Am Nachmittag machen wir uns noch einmal auf den Weg einen neuen Standort für die Nacht zu erkunden. Der Weg führt uns durch den Parque Natural de Los Alcornocales. Die Straße ist holprig und führt uns durch kleine Wälder und Felder mit Stieren. Hier sollen es eine Art tropischen Dschungel geben. Doch wir wären erst einmal mit einem windgeschützten Plätzchen zufrieden. Dieses finden wir am nächsten See, dem Embalse del Celemín. – Jetzt wird erst einmal gekocht.
“…Und man kann bekanntlich alles
Außer Liebe dafür kaufen
Doch der beste Weg von allen
Ist es einfach zu versaufen”
Meine Meinung!”
Nein, Rios Meinung
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