„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, 

wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Friedrich von Schiller

 

Als ich heute morgen das erste Auge aufmache, höre ich unsere Schiebetüre. Marc stellt das Solarmodul auf. Er kommt brummelig zurück. Über Nacht hat sich 2 Autos weiter ein Neuer so weit nach vorne geschlichen, dass wir im Schatten stehen. Blöd, denn das Kabel unseres Solarpanels ist leider nicht lang genug, um es in der Sonne zu platzieren. Aber hilft ja nix, ist jetzt nicht zu ändern. Wie sagte schon der gute alte Schiller … 

Es war bestimmt keine Absicht. Wie am Flughafen am Kofferband auch manche ganz vorne stehen müssen, so dass keiner mehr etwas sieht. Bei nächster Gelegenheit muss ein längeres Kabel her. Auch wenn unser SpaceCamper zwei Solarmodule a 200Wp fest verbaut auf dem Dach haben wird, werden wir unsere jetzige Solartasche auch mitnehmen für die Winterzeit, wenn die Sonne tief steht.

Wir trinken erst mal unseren Kaffee und schon sind wir wieder fast glücklich. Richtig glücklich sind wir, als danach die Sonne schon so weit gewandert ist, dass unser Solarpanel in der Sonne steht und schon 20Wh erwirtschaftet hat. Damit könnte eine 40W Birne* eine halbe Stunde brennen, oder eine 20W Birne sogar eine ganze Stunde. Unser neuer SpaceCamper wird mit LED Lampen ausgestattet, die xmal weniger Energie verbrauchen. Das auszurechen überfordert mich gerade. Ich bin Ingenieurin, und die können angeblich alle nicht rechnen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir im Amt mit 4 Ingenieuren den Einstellungstest für Vermessungstechniker in die Hände bekamen, und uns daran fast die Ohren gebrochen haben. Nur 20 Jahre vorher muss ich diesen Test gut bestanden haben, sonst wäre ich wohl nicht eingestellt worden.

Am Ende des Tages sind es doch die Kleinigkeiten, die glücklich machen. Wie ein guter Kaffee. Oder ein Sonnenstrahl, der auf der Nase kitzelt. Und natürlich immer mehr Meer.

Nach dem Kaffee geht’s raus in die Sonne, ich bastel ein wenig am Blog und Marc geht eine Runde schwimmen. Als er wiederkommt, lässt sich auch unser neuer Nachbar blicken und Marc geht erst mal eine Runde quatschen. Langsam wird mir immer klarer, warum Marc sein ganzes Leben lang sein Geld mit reden verdient hat. Das ist, was ihn glücklich macht, und was er wirklich gut kann. Wenn ich unausgeglichen bin, geh ich ans Meer oder eine Runde joggen. Wenn Marc unausgeglichen ist, schick ich ihn ne Runde quatschen. Das wirkt bei uns beiden Wunder.

Später kommt unser Gartenzwerg-Nachbar vorbei und erzählt die GNR hätte heute auf der anderen Seite des Flusses den Strand geräumt. Eigentlich würden immer beide Seiten am selben Tag geräumt. Da das heute nicht geschehen ist, kämen sie bestimmt morgen. Marc und ich gucken uns an. Was tun? Dem Gartenzwerg glauben und abfahren? Oder pokern und stehen bleiben? Wir entscheiden uns zu bleiben.

 

*Anmerkungen der Redaktionsleitung: Birnen? – Wenn es nach Torgit geht, ist mein bester Freund sicherlich Birnenverkäufer, dabei macht der in Leuchtmitteln. – Beim Gedanken an die gute alte Glühbirne ist das wie mit der guten alten Deutschen Mark. Gefühlt ging es einem besser damit. Doch Gefühle können täuschen. Und eines dürfte klar sein, die Generation Y und Z hat gar keine Ahnung wovon wir hier gerade reden. Und das ist auch gut so.

Erkenntnis des Tages: Reden, reden hilft nicht allein zum glücklich sein. – Heute war nicht mein Tag.

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