…und steht uns unbegrenzt zur Verfügung.” – Franz Alt
Unser heutiger Tag steht ganz im Zeichen der Autarkie. – Bereits beim Aufwachen ist der erste Gedanke die Solartasche aufzustellen. Gesagt getan, denn ohne Energiezufuhr ist unsere Batterie spätestens morgen am Limit. – Der erste Blick auf den Solarertrag zeigt, hier gilt es noch einiges zu optimieren. So drehen wir unser Offgridtec© FSP 2 Ultra 120W faltbares Solarmodul brav mit der Sonne. Die integrierte Aufständerung hilft dabei ein wenig. Doch besser scheint es das Modul an einen Baum zu montieren und mit der Sonne zu drehen. Die Solarzellen stammen angeblich von Sunpower. Über den mitgelieferten Victron SmartSolar 75/15 MPPT Laderegler fließt die erwirtschafte Energie direkt in die Batterie. Per Bluetooth kann die Ladung auf dem iPhone überwacht werden.
Mit seinen Abmessungen, von 560 x 440 x 20mm im gefaltetem Zustand, findet sich selbst im Hector noch ein wenig Platz. Das angegebene Gewicht von 2.7kg scheint mir ohne das Kabel gemessen zu sein. – Doch so oder so macht das ganze Spaß. Mir fällt spontan das o.g. Zitat ein, welches ich gerne ergänzen würde. – … und macht nicht nur autark, sondern frei.
Wir haben richtig Spaß an diesem Projekt. Vor allem, da wir im Vergleich zu manchem Camper, mit seinen flachen Dachmodulen, den Vorteil haben, trotz flach stehender Sonne, unsere Solartasche so aufstellen zu können, dass sie dennoch effektiv ist. Für uns bedeutet es am Ende des Abends, dass wir einen Tag länger am Strand stehen können. Wasser und Strom, das sind für uns elementare Themen geworden. Sie bedeuten Freiheit und Unabhängigkeit.
Ansonsten geht der Tag rasant um. Meine heutige Sporteinlage ist im Baumsägen. Gemeinsam mit unserem schweizer Nachbarn zersägen wir einen ganzen Baum. – Denn wir wollen heute Abend ein Lagerfeuer entflammen. Zwischendurch mit dem Hund rangeln und immer wieder das Pannel umstellen. Als die Sonne, untergeht haben wir 470 Wh (Wattstunde) erwirtschaftet. Hört sich vielleicht nicht viel an, doch damit könnte eine 50 Watt Glühbirne über neun Stunden Licht spenden. – Das gilt es noch ein wenig zu optimieren. (Anm. von Torgit: Nein, der Baum wurde nicht fürs Lagerfeuer gefällt, sondern ist beim letzten Sturm umgefallen. Sagt man.)
Ich hatte mir vorgenommen, auch ein wenig über meinen Lesestoff zu berichten. Zum einen haben wir uns zwei weitere Ausgaben der
Buchreihe, Kommissar Dupin, von Jean-Luc Bannalec zugelegt. Diese Bretagnekrimis sind einfach zu schön. Eine Hommage an die Bretagne und vor allem an die Bretonen. – Inzwischen bin ich fast am Ende des vierten Bandes, Bretonischer Stolz angekommen. Dieses Mal hat es den Inspektor in die Welt der Austernzüchter geführt. Band drei, Bretonisches Gold spielt in der Welt der Salzgärten auf der Guérande-Halbinsel. Das weltbekannte Fleur de Sel liegt in der Luft. Doch die Welt der Salzbauern scheint nicht ganz so heil. Band zwei, Bretonische Brandung spielt auf den Glénan-Inseln. Allein schon die Beschreibungen der Inseln, mit ihrem angeblich weißen Sand, kristallklaren Wasser als eine Art karibisches Paradies, dürfte Grund genug sein, dass wir uns diese noch mal ansehen müssen. Denn als ich diesen Roman gelesen habe, hatten wir die Bretagne schon verlassen. Band eins Bretonische Verhältnisse spielt im Künstlerdorf Pont Aven. Die Krimis machen so viel Lust auf die Bretagne, dass es eine Pflichtlektüre für jeden sein müsste, der beabsichtigt diese zu besuchen. (Anm. von Torgit: Leider hatten wir so schlechtes Wetter in der Bretagne, dass wir schnell weitergefahren sind. Ein Besuch der Inseln macht bei Regen keinen Sinn. Aber da müssen wir unbedingt noch einmal hin. Bei besserem Wetter.)
Inzwischen sind wir ja bekanntlich in Portugal. Dazu gehört aus meiner Sicht auch ein Buch von Fernando Pessoa gelesen zu haben. Ist dieser schließlich einer der bedeutendsten Lyriker Portugals.
Für mich Grund genug, dass ich in Köln noch mal unser Bücherregal nach einem ganz bestimmten Buch durchforstet habe. Denn dort gibt es ein Buch von Pessoa, welches es mir besonders angetan hat. Wenn man von zwei Freunden, unabhängig voneinander, ein Buch wärmstens ans Herz gelegt bekommt, sollte man es lesen. Bei mir war’s „Ein anarchistischer Bankier“. Sowohl mein langjähriger Freund Uwe aus Berlin, als auch mein alter Hortenführer bei den Wandervögeln Tabbu, oder im richtigen Leben Holger, haben mir dieses Buch fast zeitgleich geschenkt. Könnte daran liegen, dass beide im Herzen alte Revoluzzer sind.
Das Buch beschreibt in einer Art Monolog, ein Gespräch, zwischen einem Geschäftsmann und Bankier, welches er eines Abends mit einem Gast in seinem Hause führt. Selbiger Gast hinterfragt, dass er gehört hätte, dass sein Gastgeber früher Anarchist gewesen sei. Entgegen aller Erwartungen, gibt dieser nicht nur offen zu, dass dem so sei, sondern erklärt, dass er noch heute überzeugter Anarchist wäre. Sein Gast ist natürlich entsprechend verwundert, wie man das Leben eines Bankiers mit dem eines Anarchisten unter einen Hut zu bringen meint. Der Bankier erklärt, warum er fast gezwungen worden wäre zu Reichtum zu kommen, um weiterhin seine Ideale zu vertreten. Seine Argumentationskette wirkt so real, dass man am Ende meint, der wahre Anarchist muss Bankier werden, der wahre Bankier ist konsequenter Anarchist.
Ich finde dieses Buch einerseits so spannend, da Revoluzzerdenken und Geld sich scheinbar vereinbaren lassen. Andererseits, da es unter den Eindrücken und politischen Unruhen der jungen portugiesischen Republik entstand. Das Buch wurde im Jahre 1922 veröffentlicht. Erst im Oktober 1921 hatten Truppen der republikanischen Nationalgarde GNR einen Sturz der Regierung versucht.
Da können wir doch froh sein, dass die heutige GNR für uns nur eine Gefahr, in Bezug auf ein Knöllchen für Wildcampen darstellt.
Den Sonnenuntergang genießen wir heute am Lagerfeuer. Zeit für Whisky, eine gute Zigarre. Auch eine Art der Meditation.
Erkenntnis des Tages: Am Strand sitzen ist schön, am Feuer sitzen auch, beides zu kombinieren ist ultra schön.
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