..”Listen baby, ain’t no mountain high
Ain’t no valley low, ain’t no river wide enough baby…” Marvin Gaye – Tammi Terrel
Als wir heute morgen aufwachen, sehen wir die Sonne über der Serra de Monchique aufgehen. Zwar ist der höchste Berg, Fóia nur knapp 900 Meter hoch, doch der Anblick ist trotzdem wunderschön. Wir schauen auf ein großes Waldgebiet. Zu unserer Rechten liegt ein Pinienwald. Die Pinien sehen von oben immer aus, wie getupft und haben ein selten, sattes Grün. Zu unserer Linken liegt die Talsperre Odiáxere. Hier wird der gleichnamige Fluss gestaut, an dessen Mündung wir die letzten Tage gebiwakt haben.
Obwohl es draußen noch sehr frisch ist, wirkt es nicht kalt. Die Sonne zeigt sofort Ihre Wirkung. Da geht man doch gerne draußen duschen.
Wer hat schon so ein schönes Bad?
Obwohl die gefühlte Temperatur angenehm wirkt, zeigt der Blick auf die Wetter App, dass es doch nur 14 Grad sind. Doch das sind zumindest vier Grad wärmer als gestern. – Der Kaffee tut dann doch gut. – Ich summe ein wenig vor mich hin.
Berge, Flüsse und dann ist plötzlich eine Melodie da, ain’t no mountain high. Schnell wird auf Sportify der Song gesucht. – Sehr geil,
“…If you need me call me no matter where you are – No matter how far don’t worry baby – Just call my name I’ll be there in a hurry
You don’t have to worry – ‘Cause baby there ain’t no mountain high enough…”
Zu emotional? – Dann halt rational: – Tag No. 77 – Kleinste natürliche Zahl mit einer multiplikativen Beharrlichkeit von 4.
Heute hat es in der Nacht sehr stark geregnet. – Da fällt es uns auf den ersten Blick schwer, wenn uns die Portugiesen zum wiederholten mal erzählen, dass es in diesem Jahr zu selten regnet und die Temperaturen zu niedrig sind. – Letzteres glauben wir sofort. Doch als wir an der Staumauer des Odiáxere stehen ist es schwer zu übersehen. Die Talsperre führt sehr wenig Wasser. – Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass die Natur nach Wasser dürstet. Neben den Pinienwäldern, welche immer noch sehr grün wirken, gibt es viele Bereiche die vertrocknet wirken. Ab und zu sehen wir sogar abgebrannte Waldflächen. Wir sind zwiegespalten, einerseits ist es toll, wenn es nicht regnet, doch andererseits…
Da ich in Lagos meine zerbrochene Brille in Reparatur gegeben habe, müssen wir irgendwann zurück. Da nur ein Weg hierauf geführt hat, führt auch nur einer bergab. So müssen wir den selben Weg zurück. – Wäre da nur nicht der Regen gewesen. – Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Die Kuhlen auf der “Straße” haben sich nicht nur mit Regen gefüllt, sondern sind voller Morast.
Doch das ist doch die Gelegenheit. Warum sollen nur wir duschen? So bekommt auch Hector heute seine Dusche. – Torgit sagt später, Marc war spielen und sie hat nicht ganz unrecht. Mir macht es unheimlich Spaß durch die überschwemmten Wege zu brettern. – Es heißt doch wie die Kinder oder wie Torgit sich ausdrückt, wie ein kleiner Junge. Und ja, es hat mich schon als Kind glücklich gemacht, immer in die tiefste Pfützen zu springen. Doch damals gab es noch keinen Hector.
Abends wollen wir uns noch einmal mit Gabi und Rainer treffen. Wir haben uns auf ein Bier verabredet. Die Beiden haben in Espiche, einem kleinen Ort nord-westlich von Lagos, ein Pub entdeckt. Die Bar Arco-Iris wirkt von außen eher unauffällig. Doch vielleicht hätte man sich das Eingangsschild etwas genauer ansehen sollen. Denn da steht zwar klein, aber leserlich, zwischen Darts, Pool, Music, Snacks, B-B-Q’s, TV Sports, auch Karaoke. Das sagt doch alles, oder? Vielleicht hätten wir den Namen der Bar auch nur übersetzen sollen: Arco-Iris-Regenbogen – Der Name scheint Programm, als man eintritt, findet man sich in einer anderen Welt wieder. Die gesamte Decke der Kneipe ist über und über mit Fußball Fanschals dekoriert. An den Wänden hängen signierte Trikots. Hier ist gefühlt, die gesamte Champions League vorhanden. Neben diversen Vereinen aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden hängen vor allem Schals englischer Vereine. Aber auch deutsche Vereine kommen nicht zu kurz. Der 1. FC Köln hat hier seinen Stammplatz gefunden, dass bleibt trotz Platz 17. der Bundesliga unstrittig. Trotz 16. Platz in der dritten Liga gibt es für den FCK ein Plätzchen. – Es wirkt ziemlich vollständig, doch da fehlt was. Könnte sich mal ein Bayer erbarmen? Und ich meine nicht BAYER Leverkusen, die sind da. Doch der FC Bayern München ist nicht vertreten. Oder wurden sie abgehängt? Keiner weiß es. Alles in allem eine richtige Fan-Kneipe. – Wäre da nicht der portugiesische Besitzer hinter dem Tresen. – Ich hätte jetzt einen stiernackigen Briten erwartet, doch dieser erinnert mehr an einen Hippie. Jetzt ist wenigstens klar, wer hier den Regenbogen macht.
Erkenntnis des Tages: Es braucht keine Schüppchen und Förmchen, um im Schlamm zu spielen.
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