Heute wollen wir uns ein wenig in Lagos umschauen. – Lagos galt einst als Hochburg für mutige Seefahrer. Von Lagos aus starteten, unter „Heinrich dem Seefahrer“ zahlreiche Schiffe in See, um die afrikanische Küste zu erforschen. Kapitän Gil Eanes wagte es 1433 über das Kap Bojador (Westsahara) hinaus zu fahren, seine 14 Vorgänger hatten aus Angst vor dem angeblichen Ende Welt die Tour abgebrochen.
Samstag ist Markttag in Lagos, deshalb wollen wir hier beginnen. So heißt es für uns kurz vor Acht, raus aus den Federn. – Zwei Tage auf dem Campingplatz sind uns mehr als genug. – Also werden schnell noch die Wasservorräte für unser Außendusche und Trinkwasserreserven aufgestockt und dann geht es los.
Kurz vor dem Markt, kommen wir an einen Kreisverkehr. Mitten darauf ein Schornstein mit einem Storchennest, samt klapperndem Storch.
In einem kleinen Dorf hätte ich mir das ja noch vorstellen können, doch Lagos hat ca. 30.000 Einwohner.
Der Markt besteht vorrangig aus zwei Markthallen, in der alte Mütterchen und Väterchen ihre Waren anpreisen. Einerseits wird bewusst saisonale Ware angepriesen, nachhaltig ohne Marketingaussage. – Andererseits merkt man schon, dass der Tourismus auch an diesem Markt nicht vorbei gegangen ist. An vielen Stränden gibt es Probierhäppchen und einige der Händler sprechen uns direkt auf Deutsch oder Englisch an. Doch spätestens, wenn man die lebenden Tiere in den Käfigen erblickt, spürt man hier ist noch viel Tradition und ursprünglicher Markt erhalten. – Besonders hat es uns Virginia angetan. Mit dem deutschen Nachnamen Stückemann, preist sie vollmundig selbst gebackenes Vollkornbrot an. Dies macht sie auf eine, so unheimlich charmante Art und Weise, dass uns kaum auffällt, wie knackig ihre Preise sind. – Ob das Brot hält, was es verspricht, werden wir in den nächsten Tagen berichten.
Wir wandern dann erst einmal ein wenig durch die Altstadt von Lagos. – Sie ist gut zu Fuß zu erkunden. Diese ist nett, aber eben auch nicht mehr. Dafür kann die Stadt mit ihrer Street Art punkten. Wir waren restlos begeistert. Fast könnte man meinen, Banksy war hier. Zumindest hat uns die Kombination eines Soldaten, in Verbindung mit dem bewaffneten Rotkäppchen, sehr an ihn erinnert. Besonders begeistert hat uns ein Wandbild, welches die traditionellen portugiesischen Kacheln, mit einem Portrait kombiniert. – Sicherlich hätte sich hier eine Street-Art Tour gelohnt, denn wir können uns nicht vorstellen, dass wir so rein zufällig alles Wichtige entdeckt haben. – Wie gesagt, die Stadt hat uns nicht besonders begeistert, obwohl sie oft als Highlight der Algarve beschrieben wird. – Deshalb wollen wir zumindest das Altarbild in der Igreja Paroquial de Santa Maria nicht unerwähnt lassen. Dieses passt wunderbar zur Street Art.
Uns zieht es an den Stadtstrand Praia da Batata und somit an die Klippen. Dieser ist nur wenige Schritte entlang der palmengesäumten Hafenpromenade entfernt. Nach unserer Tour ist vor allen Dingen eines klar, wir müssen wieder kommen, um uns die Klippen noch etwas genauer anzusehen und nach weiterer Street-Art auszuschauen. Vielleicht müssen wir Lagos eine weitere Chance geben. – Doch jetzt haben wir erst einmal Durst. Wir trinken etwas im Restaurant Mar. Am Nachbartisch werden Burger und Süßkartoffel-Pommes serviert. Es ist um mich geschehen. Schnell wird bestellt, es hat sich gelohnt, alles ist so lecker wie es aussah.
Nun gilt es langsam zu Hector zurück zu kommen, den wir am Campingplatz haben stehen lassen. – Kaum sind wir vor Ort, gehen bei mir noch ein paar Anrufe ein. Unterwegs erreichen einen immer noch mehr Infos aus der Heimat, als man vorher gedacht hat. Sowohl gute, als auch schlechte. Doch aus der Entfernung lässt sich vieles leichter verdauen. – Wir müssen Gas geben, wenn wir vor Sunset noch einen geeigneten Stellplatz finden wollen. – Spontan entscheiden wir uns auf park4night für einen Platz in einer Lagune. Den deutlichen Hinweis, “hier darf nicht übernachtet werden”, übersehen wir wieder einmal.
Schon die Anfahrt stellt sich als spannend heraus. Bereits 3 km vor unserm Ziel, Ria Alvor, an der Mündung der Flüsse Ribeira de Odiáxere und Ribeira do Arão, verwandelt sich die Straße in einen löchrigen Feldweg. Zu unserer Rechten haben wir den Blick auf eine Art Moorlandschaft. Plötzlich sehen wir eine Kolonie voller Vögel. Sind das etwa Störche? Nein, das kann nicht sein, ist unsere erste Reaktion. Das wären ja viel zu viele. Trotzdem holen wir unser Fernglas raus. Und dann oh Wunder, es sind doch Störche, die hier zu Hunderten in der moorigen Landschaft stehen. Hätten wir jetzt doch nur ein Tele. So beobachten wir die Vögel ein wenig und speichern sie, statt im Rechner, in unserem Kopf. – Dann rumpeln wir weiter.
Der Feldweg endet plötzlich an einem Damm. Dahinter eine wunderschöne Lagune, samt Bucht. Wir sehen ein paar Kite-Surfer. Die Sonne steht schon relativ tief am Himmel. Außer uns stehen hier nur zwei Pkw. – Bald stellt sich heraus, diese gehören zwei Apnoe Tauchern. Offensichtlich handelt es sich um Berufstaucher, da sie jedoch nur portugiesisch sprechen, bleibt der Inhalt ihrer Taschen ein Geheimnis, was es noch zu lüften gilt. – Nachdem diese sich aus dem Neopren geschält haben, sind wir auch schon alleine am Platz. Ich denk noch ein wenig darüber nach, wonach sie hier tauchen. Ich tippe mal auf Muscheln. Vor dieser harten Arbeit unter Wasser habe ich einen Heidenrespekt. Als Sporttaucher, der es gewöhnt ist ausreichend Luft in seiner Pressluftflasche mit sich zu führen, kann man schwer einschätzen wie anspruchsvoll das Tauchen mit der Reserve der Lunge ist. – Selbst in meinen besten Zeiten, habe ich es kaum länger als zwei Minuten ohne Luft ausgehalten. Heute bin ich froh, eine Minute die Luft anhalten zu können. Wenn man sich vorstellt, dass der Weltrekord bei über zwanzig Minuten liegt, fällt mir nichts mehr ein. – In meinen jungen Jahren galt der Film “Im Rausch der Tiefe” nicht nur als Kultfilm unter Tauchern, sondern war lange auch mein Lieblingsfilm. – Er ist zwar fiktional, lehnt sich aber an die Apnoe-Tauchrekordler Jacques Mayol und Enzo Maiorca an. Damals galt ein Tiefenrekord von 120 Meter als nicht realistisch. Inzwischen liegt der aktuelle Rekord fast 100 Meter tiefer. Dies bedeutet, dass ein Taucher nicht nur extrem lang die Luft anhalten muss, sondern vor allem einem Druck ausgesetzt ist, der etwa dem zehnfachen Druck eines Autoreifens entspricht. – Einfach mörderisch. – Schön, dass ich mein Geld nie mit Tauchen verdienen musste.
Erkenntnis des Tages: Sollten wir heute Nacht von der Polizei geweckt werden, hätte es dennoch gelohnt, diesen Platz anzufahren. – Unsere Bilder im Kopf kann keiner verdrängen.
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