Aufwachen mit Blick auf das Meer: gar, gar göttlich. – Alles scheint heile geblieben. Zwischendurch hat uns die stürmische Nacht, den ein oder anderen Schrecken eingejagt. – Dennoch haben wir zwischendurch tief und fest geschlafen. Angeblich darf man hier nicht stehen, doch die Verbotsschilder hat irgendjemand abgebaut. Wir wurden auch nicht von der Guarda Nacional Republicana, kurz: GNR geweckt, die dies angeblich des öfteren tut. Wir können uns also nicht beschweren.

Noch vor dem Frühstück geht es an den Strand. Dazu muss man erst einmal den Ribeira de Seixe queren. – Das Wasser reicht einem bis kurz über die Knie. Die Flut drückt zur Zeit die See in den Fluss. Außer uns sind nur vereinzelt dick eingemuckelte Menschen zu sehen. –

Torgit geht ein wenig spazieren, ich geh schwimmen. – Meine Mama wäre stolz auf mich. Die Leidenschaft fürs Wasser, auch kaltes Wasser haben wir immer geteilt. Danach schnell im Flüsschen das erste Salzwasser abwaschen und dann unter die kalte Außendusche. – Inzwischen ist ein fetter Campingbus neben uns eingetroffen. Eine Dame aus München betrachtet mich verständnislos. Sicherlich hat ihr Bus eine Wellnessduschoase. Von Glamping ist unser Start in den Tag weit entfernt, aber umso erfrischender. Als Torgit zurück kommt wird gefrühstückt. Heute gibt es Obst mit Nüssen und Kokosflocken, ist ja schließlich bald Weihnachten. – Eine erste Zwischenbilanz wird gezogen. – “Es kommt nicht darauf an, ob ein Strand groß ist, sondern menschenleer soll er sein”

Die Straße führt uns nach Aljezur, einer Kleinstadt im Distrikt Faro, mit einem geöffneten Supermarkt. Die Gegend um den Markt ist etwas schräg, so bleibe ich lieber mal im Auto. Obwohl der Markt von außen nicht gerade schön ist, hat er eine gute Auswahl. Neben unserem Parkplatz waren zwei Elektrotankstellen, davon eine exklusiv für Tesla. – Nicht, dass ich in den letzten Tagen auch nur einen Tesla gesehen hätte. Bei uns in Deutschland ist es ja genau andersherum.

Oberhalb des Ortes Aljezur erblicken wir eine alte Festung. – Wir beschließen, dass dies der richtiger Platz für eine Brotzeit ist und fahren durch die kleinen Gassen des Ortes. Die Verbotsschilder für Camper und Caravan übersehen wir natürlich. Es geht steil bergauf. – Von der Festung hat man nicht nur einen tollen Ausblick auf die Serra de Monchique bis hin zum Meer, sondern selbige hat ebenfalls viel gesehen: Lusitaner, Römer, Westgoten, Araber… Reicht oder? – Obwohl es sich nur um eine Ruine handelt, ist es ein perfekter Platz für unser Mittagsmahl. – Danach durchquert die Straße die Höhenzüge der Serra. In der Ferne sieht man das ein oder andere Windrad, sowie Stromtrassen. Zahlreiche Wanderwege durchziehen dieses Gebiet. Auf einem Platz liegt aufgeschichtete Pinienrinde. Die Dicke der Rinde beeindruckt mich immer wieder.

Kurz drauf durchfahren wir unser morgiges Ziel Monchique. Die angebliche Schönheit ist nicht auf den ersten Blick präsent. Lassen wir uns überraschen. Doch wir fahren erst einmal weiter, es geht über Brejo nach Alferce. – In der Höhe von Brejo wird die Straße äußerst schmal und steil. In engen Serpentinen windet sie sich den Berg rauf. Hier fährt sicher kein Camper. Es gibt also noch einen anderen Weg, doch unserer ist geiler. So empfinde zumindest ich es, Torgit ist schon eine Weile sehr schweigsam. Woran dies wohl liegt? – Auf dem kleinen Stellplatz in Alferce angekommen, treffen wir auf sympathische Nachbarschaft. So empfinden wir zumindest den Totenkopf auf dem alten Daimler. Zeit zur Ruhe zu kommen.

Unsere Erkenntnis des Tages kommt von einer jungen Dame, welche wir heute morgen zufällig am Strand kennen gelernt haben. Sie ist zur Zeit gemeinsam mit Freund, Kleinkind und zugelaufenem Welpen im Bus unterwegs. Er geht in den nächsten Monaten nach Deutschland, um etwas zu arbeiten. Sie bleibt hier vor Ort. Zum beschränkten Luxus in einem Bus stellt sie fest:

“Je weniger man hat, umso mehr Platz ist für Freude” –  Wohl wahr!

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