Tag Nummer 55 eine Schnapszahl, kann ja heiter werden. Heute heißt es früh aufstehen, denn wir haben mit Volkswagen einen Termin abgestimmt. Unser defektes Rücklicht soll repariert werden. Auch wenn es morgens ein wenig hektisch wird, schaffen wir es rechtzeitig zu unserem Termin. Wieder werden die Details, mit Händen und Füßen erklärt. Wir bauen noch schnell die Fahrräder ab, dann kann Hector von den Kfz-Mechatronikern übernommen werden. An diese Berufsbezeichnung werde ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen.
Es ist schon etwas komisch, sein gesamtes Hab und Gut, einfach in einer Garage verschwinden zu sehen. Zumal unsere heutige Packweise etwas unaufgeräumt wirkt. Denn üblicherweise haben wir ja hinten, oberhalb der Matratzen, noch Kisten verstaut, hinter der Matratze unsere Teppiche liegen und ebenfalls unsere Rucksäcke. All das liegt nun zusätzlich zum SUP, vor der Rückbank. So ist zumindest sichergestellt, dass dem Freundlichen, nicht alles direkt entgegen kommt, sobald er die Heckklappe öffnet.
Wir hatten extra im Vorfeld gefragt, wie lange die Reparatur dauern kann. – Circa eine halbe Stunde hatte man uns gesagt. Wir haben vorsorglich mal 2 Stunden eingeplant. Als diese verstrichen sind, bekommen wir dann die Hiobsbotschaft. Es liegt nicht am Birnchen und auch nicht an der Sicherung. Angeblich gibt es einen Defekt im Kabel. Die gute Nachricht, ich bin nicht zu blöd, das Leuchtmittel auswechseln. Denn dies hatte ich ja bereits erfolglos versucht. Die schlechte Nachricht, folgt mit der nächsten Frage. – Ob wir das Fahrzeug denn da lassen könnten? So für ein zwei Tage oder eine Woche, je nachdem welches Ersatzteil benötigt würde. Das Ganze wird uns mit Händen und Füßen erklärt. Als das nicht hilft, findet man plötzlich doch noch einen Kollegen, der englisch spricht. Nachdem dieser uns die Situation erklärt hat, folgt eine simpler Empfehlung. – Am Besten Sie nehmen das Fahrzeug einfach wieder mit und suchen sich eine andere Werkstatt. – Eine kleine Garage, nicht von VW. Denn es gebe da eine unkonventionelle Lösung, in dem man ein Kabel von links nach rechts zieht. Ob dies unsere Lösung ist, wissen wir noch nicht. Wir entscheiden uns dazu dieses Thema erst einmal zu vertagen, um uns unserem nächsten Thema zu widmen. Wie bekommen wir unsere Gasflasche gefüllt?
Bereits am Vortag, waren wir ja von Decathlon auf eine Reise quer durch die Stadt gesandt worden. Wir meinen nun, fast alle Tankstellen rund um Sintra zu kennen. Denn dort sollte es angeblich unsere Gasflasche geben. Da wir nicht fündig geworden sind, habe ich eine entsprechende Frage auf Facebook, unter VW California Freunde gestellt. Hier kamen zwar sofort Tipps, doch leider auch nur der Hinweis auf Tankstellen oder die Campingaz Homepage. Theoretisch kann man auf dieser die entsprechenden Anbieter in der Region ausfindig machen. In unserer Region wurden jedoch keine Anbieter für das Austauschsystem aufgeführt. Doch lange Rede kurzer Sinn, nach langer Recherche im Internet, stoßen wir auf einen Baumarkt. Mit dem Umweg über mehrere Tankstellen, fanden wir Selbigen in einem Hinterhof. Und siehe da, wir haben den Laden kaum betreten, da stehen dort die so begehrten Campingaz R907 Gasflaschen. Dass der Baumarkt auch gar kein Baumarkt, sondern ein Sanitärgroßhandel ist, fällt da gar nicht mehr ins Gewicht. Denn das eigentlich groteske an dieser Situation ist, dass sich dieser Hinterhof direkt hinter dem Decathlon vom Vortag befindet. Hier hatte man uns, auf die Rundreise durch Sintra und Umland geschickt. – Ich merke dass mich diese Reise deutlich entspannter gemacht hat. Noch vor zwei Monaten wäre ich in den Decathlon gerannt, um den entsprechenden Mitarbeiter zu köpfen. Natürlich nur bildlich gesprochen.
So machen wir uns lieber auf zu unserem eigentlichen Ziel des Tages. Einem Campingplatz am Rande Lissabons. Eine spannende Sache, denn dieser Campingplatz ist bereits auf der Autobahn weiträumig ausgeschildert. Schild Nummer drei bekommen wir sogar geknipst. Als wir ankommen, steht bereits ein weißer T6 am Check In. Wir parken also in guter Gesellschaft. Es ist das erste Mal, dass ich das Facelift im direkten Vergleich sehe. Lisboa Camping & Bungalows liegt direkt an einem Autobahnkreuz, zentraler geht es also gar nicht. Ein gewisses Grundrauschen, verwundert somit nicht. Doch ansonsten bietet der Platz eine direkte Wasserversorgung, einen persönlichen Mülleimer sowie einen eigenen Außentisch am Stellplatz. Doch wir wollen gar nicht lange bleiben, sondern bereiten Hector jetzt für die Nacht vor. So schnell wie möglich, machen wir uns auf den Weg nach Lissabon. – Lisboa wir kommen!
Um in die Stadt zu gelangen, benutzen wir wieder Uber. Mit Anderson erhalten wir einen charmanten, der englischen Sprache nicht nur mächtigen, sondern vor allem witzigen Fahrer. Wir nutzen direkt die Gelegenheit, um uns ein zwei Tipps abzuholen. So machen wir spontan einen Umweg, um ein Foto der 3,2 Kilometer langen Hängebrücke über den Tejo zu schießen. Die drittlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr erinnert sehr an die Brücke in San Francisco. Eigentlich kein Wunder, diente die Golden Gate Bridge nicht nur als Vorbild, sie stammt auch von demselben Architekten. – Für Torgit und mich ist dies ein besonderer Moment. Denn San Francisco war unser erster gemeinsamer Urlaub. Damals sind wir mit Fahrrädern über die Golden Gate Bridge gefahren. Lissabon wirkt auf mich, wie eine Kombination aus Großstadt und Dorf.
Ich stelle persönlich mehr und mehr fest, dass ich zur Zeit weniger Interesse an Großstädten habe. Keine Frage, Lissabon ist wunder-, wunderschön. Doch mich zieht es momentan mehr in die Natur. Auch Campingplätze würde ich häufiger meiden, wenn wir in Bezug auf Strom und Wasser autarker wären. Doch das sollte sich ja in Zukunft ändern, unser Projekt von SpaceCamper hat schon seinen Namen:
Aus Hector und SpaceCamper wird Spector. Jetzt muss VW nur mal aus den Puschen kommen, damit wir Spector endlich mal konfigurieren können. Eines ist inzwischen klar, es soll der lange Radstand werden.
Woran ich auch in Lissabon Interesse habe, sind Barbershops. Dies ist ein Luxus, den ich mir zur Zeit gerne gönne. Ein Bedürfnis nach Pflege? – Barbearia Oliveira, in der R. dos Remédios 27 ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Torgit ist nach ihrem letzten Friseurbesuch in Bilbao immer noch skeptisch. Ihr fehlt Hatice, die Friseuren Ihres Vertrauens. Solltet ihr jemals in Siegburg sein, Torgit schwört auf Hatice, Hairstyling Chamäleon, Bahnhofstraße 55.
Noch etwas fällt mir an Lissabon besonders auf. Überall befinden sich spannende Graffitis. Torgit, die zuletzt vor zwei Jahren in dieser Stadt war, kann mir etliches spannendes zeigen. – Und selbstverständlich gehört auch ein Friedhof zu unserer Besichtigungstour. Was wäre ein Häusgen Sightseeing ohne Friedhof?
Dann wollen wir uns noch die Promenade am Tejo ansehen. Dazu müssen wir die Straßenseite wechseln. – Und nun kann ich alle diejenigen beruhigen, die meinen wir streiten niemals. Kennt ihr das? – Streitet es sich nicht vortrefflich über Belangloses? – In unserem Fall: Ich möchte die Straße einfach kreuzen, Torgit lieber die hunderte Meter weit entfernte Ampel benutzen. Torgit moniert noch einmal, dass es maximal 50 m gewesen wären. Ich halte das für untertrieben. Fakt ist, auch wenn man es nicht glaubt, dies ist ein Streitthema. – Warum? Ds können wir im Nachgang auch nicht mehr erklären. Doch unser allzu harmonischer Status, wird erst einmal um eine halbe Stunde unterbrochen. Doch letztendlich siegt die Harmonie oder war es der Hunger?
Dieser treibt uns in das Restaurant Da Prata 52. Diese Location ist absolut zu empfehlen. Ob die coolen Jungs hinterm Tresen wirklich wissen, mit was der Laden da so dekoriert ist? Im Regal steht zum Beispiel ein uralt BASF Tapedeck, so eines wie es mein großer Bruder Dirk gehabt hat. Ich habe es später geerbt und konnte hiermit meine, nicht ganz so erfolgreiche, Karriere als DJ beginnen. – Wir erkennen noch etliche Gegenstände, aus einer Zeit, in der die Jungs hinter dem Tresen, sicherlich noch im großen Teich geschwommen sind. Das Essen ist auf jeden Fall vorzüglich Und die Zubereitung der „Currywurst“ ein Spektakel. Es fehlte lediglich das Curry.
Später schlendern wir noch ein wenig durch das nächtliche Lissabon. Als wir müde werden, vertrauen wir wieder auf Uber. Am Campingplatz angekommen, können wir dank Ohropax gut schlafen.
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