…Sicher nicht, doch Cabo da Roca galt lange als das besagte Ende der Welt. Doch wir konnten vor Ort fest stellen, dass der Leuchtturm weder auf dem Kopf stand, noch das Meer an der Kante in’s Bodenlose fällt. Die raue Landspitze, die den westlichsten Zipfel des europäischen Festlandes markiert, wird dennoch durch eine eindrucksvolle, schroff wirkende Landschaft umgeben. Am Fuße der schroffen Felsen brechen sich tosend die Wellen des Atlantik. Wanderwege schlängeln sich links und rechts entlang der Küste.
Während ich hier an den Klippen stehe und aufs Meer schaue, habe ich ein Déjà vu. Ich erinnere mich daran, schon einmal hier gewesen zu sein. Ich schätze dies ist fast 25 Jahre her. Damals war ich, gemeinsam mit meinem Bruder Dirk, auf einer Incentive Tour hier in Portugal. An Lissabon konnte ich mich gut erinnern. Doch das Ende der Welt ist scheinbar in meinen Erinnerung über die Kante gefallen. Sicherlich ein guter Zeitpunkt, mal wieder mit meinem großen Bruder zu telefonieren. Fazit: Auch Dirk konnte sich mehr an Lissabon und den leckeren Kirschschnaps erinnern, als ans Ende der Welt. Mit dem Ende der Welt haben wir Häusgens es offensichtlich nicht so.
Die oft beschriebene vereinsamte Stimmung finden Torgit und ich am Cabo da Roca nicht. Rund um den Leuchtturm gibt es ein Café, einen Souvenirladen und einen Busparkplatz voller Touristen. Wir drehen schnell um und parken Hector lieber neben dem nächsten Van. Hier treffen wir auf Hayley und John, ein junges Paar aus England. Die beiden sind bereits über ein Jahr auf der Straße. Nun befinden sie sich auf dem Weg nach Marokko. – Schnell erhalten wir einige Tipps: Wo finden wir das nächste Wasser. Wie finden sie ihre Stellplätze usw. – Immer wieder stoßen wir in solchen Gesprächen auf die App “Park4Night”. – Überhaupt können wir sagen, dass es “on the road” einen unheimlich positiven Austausch unter den Menschen gibt.
Wieder stell ich die Fragen aller Fragen: Seid ihr glücklich und falls ja, warum? – Die beiden erzählen davon, dass sie bereits so lange unterwegs seien, weil sie sich mit England nicht mehr identifizieren könnten. Sie wären zwar mit ihrem Land ausgesöhnt, doch sie würden feststellen, dass sie unterwegs einfach glücklicher wären. Auch hier scheint die Betonung auf einfach zu sein. – Die beiden haben einen alten, aber gemütlichen Bus. Er wirkt rustikal, aber gemütlich. Doch ganz ohne Kühlbox wäre uns doch ein wenig zu einfach. Auch in diesem Van treffen wir auf die buddhistische Gebetsfahnen. Sieht immer nett aus. Ob da mehr hinter steckt? Die beiden arbeiten gerne eine Zeit lang hart, um sich dann wiederum ihre Auszeiten zu gönnen.
Wollt ihr Euch wirklich als Hippies, Nomaden mit Gelegenheitsjobs durchbringen? Dies war letzte Woche Martin’s Frage. Für Martin, der ein Leben im Wohnwagen aus seiner Kindheit kennt, unvorstellbar. Doch für uns, mehr und mehr. Doch wie gesagt, ein wenig Luxus darf schon sein.
Eine Zeitlang genießen wir noch den Blick auf das Meer und das mit Carpobrotus überzogene Kliff. Wer sich wundert, dass ich nun mit Pflanzenbegriffen um mich werfe, dazu folgender Hinweis. Ich habe heute eine neue App zur Pflanzenbestimmung herunter geladen. Vielleicht kann ich ja noch etwas lernen.
Wir beschließen noch einmal zurück nach Sintra zu fahren. Dort haben wir bei Christiane unseren Emaille Becher vergessen. Doch meine Hauptstadt-Rocker Tasse muss zurück zu Hector und mir. Auf dem Weg nach Sintra entdecken wir zwei spannende architektonische Meisterleistungen. Erstens eine Bauhaus Villa, die nicht nur einen spektakulären Blick auf Cabo da Roca und das Meer hat, sondern sehr an mein altes OKAL Musterhaus Wuppertal erinnert. Und dann das Plakat einer Bauunternehmung. Sollte dieses Haus wirklich von ihnen sein oder handelt es sich doch eher um ein Haus der deutschen Fachwerk- und Architekturikone HUF Haus? Ich würde auf zweites tippen.
Wenn wir schon kurz vor Sunset in Sintra sind, nutzen wir doch gleich die Gelegenheit, um einmal in Richtung Palácio Nacional da Pena zu fahren. Wir fahren vorbei am Palácio Nacional de Sintra, der Quinta da Regaleira und machen einen kurzen Halt am Palácio de Seteais. Entlang der Straße reiht sich ein beeindruckendes Gebäude an das Andere. Doch selbst jetzt sind immer noch etliche Touristen unterwegs. Sicherlich sparen wir uns eine weitere Architekturtour. – Da es schon dämmert, beschließen wir unserem gestrigem Stellplatz noch eine zweite Chance zu geben, und machen uns auf nach Santuário da Peninha. Dort angekommen ist es schon finstere Nacht. – Heute gibt es noch eine Suppe mit Kohl, Kartoffel und Kidney Bohnen. Eine neue Mischung, die lecker schmeckt und… ihr wisst schon!
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