Torgit hat unruhig geschlafen, denn “park4night”, unsere App zum Finden von Standplätzen, hat einen eventuellen Wake up call angekündigt. Dieser Platz im Wald ist ebenfalls eine Zufahrt zu einem Militärgelände. Ich dagegen schlafe diese Nacht den Schlaf der Gerechten. Dass sich dies am selbigen Abend so dreht, ist noch nicht abzusehen. Dank der kalten Außendusche bin ich dann auch sofort hellwach und und beschließe ein kleines Workout einzulegen.
Hätte ich gewusst, dass noch eine Yoga Stunde folgt, hätte ich mir das eventuell anders überlegt. Dank Ilona, erhalten wir die beste Yoga Stunde meines Lebens. Mein Rücken erhält endlich etwas Aufmerksamkeit. Im Anschluss denke ich an meinen ehemaligen Vertriebsleiter-Kollegen Dieter. Obwohl dieser ein gewisses Wohlstandsbäuchlein vor sich her schiebt, preist er seine Yoga Stunden immer ausdrücklich an. Dieter, ich muss gestehen, Yoga scheint doch Sport zu sein. Es hat nicht nur Spaß gemacht, sondern meine wochenlangen Schulterschmerzen sind wie weggeblasen. Ich werde alt oder weise, die ein oder anderer Yoga Übung werde ich mir für morgen vornehmen.
Nun wollten Torgit und ich raus aus dem Halbschatten des Waldes. Denn hier ist es immer noch relativ frisch. Eine coole Surflehrerin hat uns gestern einen Tipp für eine Bucht gegeben, an der wir angeblich auch über Nacht mit dem Bulli stehen können: Praia das Azenhas do Mar. – Unterwegs halten wir an einer kleinen Kapelle. Sofort finde ich einen neuen Freund. Eine Mischung aus Dobermann, Hyäne und Pinscher sitzt sofort mit mir im Fahrerhaus. Doch Torgit zeigt kein Erbarmen. Der Familienzuwachs muss zurück auf die Straße. – Als wir am Meer ankommen, stellen wir fest, dass der Beach zwischen zwei Steilklippen eingezwängt ist. – Wir halten auf einem kleinen Parkplatz direkt am Steilhang. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die vielen weißen Häuschen Colares. Alle haben rote Ton Dachziegel. Manche Häuser hängen einem Adler Horst gleich direkt an der Klippe. Auf unserer Seite stehen Warntafeln, dass der Hang abrutschen könnte. Ich frage mich, wie es dann mit der Statik der angrenzenden Häuser aussieht.
Wir haben 14:30 Uhr. Zeit zum Frühstücken. Heute gibt es Baguette, mit Butter, Käse, Allioli, Guacamole und Salat Blättern, dazu für mich einen Tomaten Salat. Als wir auf das Meer schauen und die Wellen betrachten, passiert etwas wunderbares. Kennt ihr Momente der Magie? – Ein großer Schwarm Delfine zieht vorbei, sie pflügen durch die Wellen und man kann sich vorstellen, wie sie unter Wasser jagen. Torgit versucht diesen Moment mit dem iPhone fest zu halten. So wie es in solchen Momenten immer ist, Magie lässt sich nicht festhalten. – Die Kamera hat nicht ausgelöst. Ich bin aber sicher, wir werden ihn im Herzen behalten.
Nach einer kleinen Pause überlegen wir uns eine Alternative für die Nacht. Wir haben von einem Platz mit wunderbarem Rundumblick gehört. Da wollen wir nun hin. Santuário da Peninha ist etwa fünf Kilometer süd-östlich von Cabo da Roca gelegen. Es befindet sich im Sintra-Gebirge. Ein langer Schleichweg windet sich hoch, in den Naturpark Sintra-Cascais. Dort befindet sich auf einer Höhe von 448 Metern auf einem Felsvorsprung eine Kapelle und einige Stallungen. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Blick über die Küste, das Meer und bis weit ins Landesinnere. Vor allem sieht man hier einige Felsformationen, die wie zu groß geratene Haufen aus Kieselsteinen wirken. Der Sonnenuntergang wirkt spektakulär.
Hector steht derweil friedlich, ein paar Meter weiter unten auf einer Lichtung im Wald. Bei Sonnenuntergang verlässt der letzte Wagen diesen Platz. So sind wir ganz ungestört, die Lichtung scheint uns zu gehören. Schnell wird es dunkel. Wie im Wald üblich, so richtig, richtig dunkel. Dies verspricht eine ruhige Nacht zu werden. – Doch der Schein trügt:
Kurz bevor ich mich zum Schlafen hinlegen will, höre ich draußen Schritte. Als ich nachschauen möchte, merke ich, dass dort ein schwarz gekleideter Mann, mit einem großen schwarzen Hund, ein paar Meter vor mir steht. Der Hund macht so gar keinen freundlichen Eindruck. Ich spreche den Mann mit einem netten “Hello” und dann “Good Evening” an. – Er reagiert gar nicht, bleibt aber erst einmal stehen. Ich halte es für das Richtige, mich langsam zurück zu ziehen. Plötzlich gehen die Schritte weiter, Entwarnung. Als wir gerade eingeschlafen sind, sind plötzlich wieder Männerstimmen auf der Lichtung zu hören. Es scheinen sich etwa sieben, acht Männer in unserer Nähe zu sammeln und laut zu diskutieren. Dann entfernen sich die Stimmen, Entwarnung Nummer 2. Etwas eine halbe Stunde später, wieder diese Männerstimmen. Ich beschließe nachzusehen. Es handelt sich um eine Gruppe von Mountainbikern, alle mit Stirnlampen ausgestattet, Entwarnung Nummer 3. Endlich scheint Ruhe einzukehren. Gegen halb drei, höre ich plötzlich Motorengeräusche und dann parkt ein Auto mitten auf der Lichtung. Was treibt jemand mitten in der Nacht auf einen Platz, der etwa drei Kilometer von der nächsten Straßenkreuzung entfern ist. Sicher ein Liebespaar!? – Doch der Schein trügt. Plötzlich hören wir eine Gruppe von Menschen auf den Platz marschieren. Freundliche Begrüßung und dann ein undefinierbares Treiben. Im Scheinwerferlicht werden irgendwelche, scheinbar sinnfreien, dafür aber umso lauten Spiele verrichtet. Nach einiger Zeit entfernt sich der marschierende Trupp. Zurück bleibt nur das einzelne Auto, mit seiner Besatzung. – Ca. eine halbe Stund später dasselbe noch einmal. Ein weiterer Trupp trifft ein, spielt seine munteren Spiele und verschwindet ebenfalls nach einer halben Stunde. Das ganze wiederholt sich mehrfach. – Walpurgisnacht im Herbst? – Pfadfinder? – Dann haben sich die nächtlichen Spiele seit meiner Zeit deutlich verändert. – Während Torgit, dank Ohropax wunderbar schläft, halte ich Wache. Was für eine Nacht…
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