Wir haben mal wieder genug vom Regen und verabschieden uns aus Porto. Gegen Mittag ist alles verstaut und wir fahren Richtung Nazaré. Da für Nazaré Sonne angesagt ist, beschließen wir die Autobahn A14 zu nutzen. Die Fahrt über die A1 wäre zeitlich fast identisch gewesen. Doch aus unserer Sicht, kann es nur eine A1 geben. Und die führt von Köln über Hamburg bis nach Heiligenhafen an die Ostsee.
Autobahn bedeutet in der Regel, dass Maut anfällt. Dies ist ja an sich schon lästig genug, doch noch lästiger sind Wartezeiten an den Mautstellen. Doch dank Thiemo haben wir uns für unsere Touren ein Badge von BIP&GO zugelegt. So können wir uns in Frankreich, Spanien, Portugal und Italien das Schlangestehen an den Mautstellen ersparen. Das ganze kostet in den Monaten der Nutzung 1,70 €. Dafür bekommen wir die Mautgebühren übersichtlich vom Konto abgebucht. Luxus? Sicher, doch uns war es das wert.
Auf unsere Fahrt nach Nazaré denke ich noch einmal über den vergangenen Tag nach. Unser Gespräch mit Ilona und Jeroen hat mich sehr nachdenklich gemacht. Leider sind im Nachgang viele Fragen offen geblieben. Doch leider habe ich versäumt sie im richtigen Moment zu stellen. Vielleicht ergibt sich ja noch irgendwann die Chance!?*
Überhaupt scheint dies ein Tag des Grübelns zu sein. Ich spüre in mir, dass sich etwas verändert. Irgendwie scheine ich zu größeren Empfindungen im Stande. – Wer einmal gefastet hat, weiß sicherlich was ich meine. Man riecht und schmeckt einfach intensiver. – Ich empfinde halt intensiver. – Irgendwann stelle ich Musik an und durchsuche meine alten Playlists. – Irgendwann finde ich die Comedian Harmonists, eine Playlist die ich vor vielen Jahren einmal für meinen Vater erstellt habe. Genau wie mein Opa liebte mein Vater den Gesang, beide waren Mitglied des Gesangsverein-Berghausen, im gleichnamigen Remscheider Ortsteil. So ist es sicherlich nicht verwunderlich, dass mein Vater, nicht nur, aber vor allem unter der Dusche, seine Lieder trällerte. Zu seinem Standard Repertoire gehörten die Texte der Comedian Harmonists ebenso, wie Stücke der Knef, Marlene Dietrich usw. Auch den blonden Hans, sprich Hans Albers mochte er besonders. Torgit ist sichtlich irritiert, als ich ihr diverse Songs dieser Interpreten nicht nur, nach und nach vorspiele, sondern auch noch mitsinge. Zwar bin ich komischerweise textsicher, doch Gesangstalent hat man mir offensichtlich nicht vererbt. – Da halte ich es wohl mehr mit Marius:
“…möcht wieder singen, nicht schön, sondern geil und laut…”
Plötzlich spüre ich Trauer in mir, vielleicht etwas, was ich viel zu lange weg gedrückt habe. – Ich sollte heute Abend mal meine Schwester anrufen. – Was ich dann später auch mache.
In Nazaré gilt unser erster Besuch dem Strand “Praia do Norte” – Wir können direkt auf einer kleine Klippe oberhalb des Strandes parken und auf das Meer schauen. Die Wellen sehen selbst heute, an einem ruhigen Tag mehr als imposant aus. Das Monster scheint zu schlafen – Deshalb genießen wir die Sonne und ein Baguette-Brötchen. Ich versuche ein paar Aufnahmen mit der Drohne, Torgit geht am Strand spazieren. – Dann begeben wir uns zum Fort von São Miguel Arcanjo und zum bekannten Leuchtturm. Sicherlich einer der wichtigsten Hotspots für Big Wave Surfer. Der Eintritt von einem 1,- € finden wir gut investiert.
Ich mache noch ein paar Aufnahmen, des oben eingefügten Videos. Doch zusätzlich verlinke ich ein Video von Garrett McNamara, hier aus Nazaré. Wenn dieser Extremsurfer von “really big” redet, ist klar das ist auch BIG, eine monströse Welle scheint keine Übertreibung. Bei aller Liebe zum Wasser… Wir wünschen allen Good Luck die sich mit diesem Monster messen wollen, sie werden es brauchen.
*Bereits als wir am Parkplatz des Leuchtturmes ankommen, sehen wir von Weitem einen olivfarbenen Sprinter. Auch Ilona und Jeroen hat es hierhin verschlagen. Als wir vom Leuchtturm wieder hinauf zum Parkplatz laufen, werden wir schon von Jeroen begrüßt. Wir essen etwas zusammen, an einer kleinen Burger Bude. Gemeinsam fahren wir zum Vale Paraíso Natur Park, zehn Minuten nördlich vom Leuchtturm. Bei einem Glas Bruichladdich bekomme ich die Gelegenheit meine verpassten Fragen zu stellen. Nun bin ich gespannt, was ich mit den Antworten noch alles anfangen werde. – Immer mehr habe ich das Gefühl, erst am Anfang einer sehr, sehr langen Reise zu stehen. – Doch wie sagt Torgit immer? “Am Ende wird alles gut. Und ist es nicht gut, ist es nicht das Ende”
Erkenntnis des Tages: Es ist Zeit für eine Zäsur. – Morgen wird der Blog einen Tag ruhen. Ich muss nachdenken.
Neueste Kommentare