Reisen trotz Corona? Wir werden immer wieder gefragt, wie wir im Moment auf Sardinien sein können, dürfen!?! Und dies bitte konkret

Corona? Konkret:

Deshalb jetzt „konkret”:
Heute stehen wir auf einem Kliff. Natürlich ganz alleine. Hierhin führte eine Offroadstrecke. Aufgrund von Bodenblechen hatten wir trotz mehrfacher Bodenkontakte kein Problem. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns hier nachts jemand vertreibt, ist gering. Denn schon tagsüber fährt da nichts. Nachts wäre man lebensmüde, denn am Kliff geht es ca. 20 Meter ganz, ganz steil bergab. Am Wochenende kommt mal ein Wanderer oder Mountainbiker vorbei, mit denen wir immer sehr netten Kontakt haben. Wir versuchen prinzipiell uns unsichtbar zu machen,  unser Pixeltarn hilft da sehr gut. Und fliegen unauffällig unterm Radar. 

Wenn wir mal auf dem Weg zum vierzehntägigen Einkauf angehalten werden, sprechen wir nur englisch / deutsch und wedeln mit dem Presseausweis. Das hilft, zumindest bisher.
Mit 170 Liter Wasser, Solaranlage und reichlich Speicherbatterien sind wir weitgehend autark.

Ob das morgen noch hilft???- Bisher sind alle Sarden und vorher Sizilianer nett und freundlich zu uns.

Man erzählt uns überall, dass „die da oben” keinen mehr rein lassen wollen. Es heißt auch „die Presse informiert schlecht, zu viele Paragrafen und zu wenig Erklärung”. – Deja vu?

PlanBwagen am Capo Sperone auf Sardinien

Italiens Corona Zonen

Wir hatten das Glück es per Fähre von Sizilien nach Sardinien noch am letzten Tag der weißen Zone zu schaffen. Dies in Verbindung mit etlichen italienischen Formularen und einem Corona Test. Das war reines Glück. Das kann man nicht planen, denn die Farbe der Zone kann sich schnell ändern. 

Vorher waren wir bereits sechs Monate in Italien, vorrangig Sizilien. Wir leben und arbeiten in unserem Bus. Wir hatten sowohl auf Sizilien, als auch nun hier auf Sardinien private Kontaktstellen, die uns helfen würden, falls es mal „brennt”. – Wobei wir alles dafür tun uns nicht anzustecken. Denn eines ist für uns klar, wir wollen hier in kein Krankenhaus…

Jetzt ist Sardinien orange, zehn Regionen Italiens sind rot, der kleine Rest orange. Über Ostern gibt es einen harten Lockdown. Alle Regionen werden dann als rot eingestuft. Und natürlich halten wir uns dann auch an die Regeln und fahren nicht. Wir suchen uns wieder einen möglichst unzugänglichen Platz und werden dort die rote Zone aussitzen. Wie alle vorherigen roten Zonen auch. Was danach ist, weiß nur die Glaskugel. 

Wir versuchen mit so viel Social Distance durchzukommen, wie es geht. Deshalb schlagen wir sämtliche Einladungen aus, waren seit fünf Monaten auf keinem Camping- oder Stellplatz. Haben keine Restaurants besucht, die jetzt sowieso wieder geschlossen sind. Und natürlich tragen auch wir, so wie alle anderen hier, in der Öffentlichkeit immer eine Maske. Wir halten uns an die abendliche Ausgangssperre und suchen uns immer vor 18:00 Uhr einen möglichst einsamen Platz für die Nacht. Aber das ergibt sich schon daraus, dass wir kein Offroad im Dunkeln fahren.

Wir können absolut nachvollziehen, dass man in den Urlaub möchte. Deshalb versuchen wir mit unseren Posts auch möglichst viel Sonne und positive Energie los zu senden. Wenn man mich fragen würde, ob ich heute in Deutschland starten würde, könnte ich dies mit einem klaren nein beantworten. Wir hatten und haben bisher viel Glück.

Allen anderen wünschen wir Gesundheit und gute Nerven.

PS: Unsere Eindrücke sind rein subjektiv. Deshalb sind wir relativ auch der Meinung, dass jeder seine subjektive Sicht haben sollte. Wir wechseln fast täglich den Standort, um die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.

War das konkret genug?

Übersetzung eines Zeitungsartikels
PlanBwagen am Capo Sperone auf Sardinien
Zeitungsartikel La Nuova

Die sardische Presse

Vor zwei Tagen hatten wir ja bereits zwei Beiträge diesem Thema auf Instagram gewidmet. Hierzu erhielten wir nun von einem Leser bzw. neudeutsch Instagram Follower die Grundlage des heutigen Beitrages. Es handelt sich um einen Artikel der lokalen sardischen Zeitung ‚La Nuova’ über einen Camper am Strand. Die Übersetzung ist vielleicht nicht perfekt, wir haben das so verstanden:

„La Maddalena, Wohnmobil am Strand geparkt – Der deutsche Camper am Strand von Strangolato

  1. MÄRZ 2021

Die Saison hat noch nicht einmal begonnen, Sardinien liegt in der orangefarbenen Zone (über Ostern rot) und ist daher für Touristen verboten, aber der bäuerliche Camperfahrer, diesmal mit deutschem Nummernschild, ist bereits eingetroffen. Einheimische, die einen Spaziergang machten, erwischte ihn versteckt hinter einer Klippe direkt im Sand des Strangolato-Strandes. Sofortiger Notruf an die Forstwirtschaft, die Brigade und das Büro des Hafenmeisters. Die Ersten, die vor Ort ankamen, waren die Förster. Diese Vorfälle zu melden und die Polizei zum Eingreifen zu bewegen, ist eine Bürgerpflicht und eine konkrete Hilfe, um die Schönheit der Küsten zu schützen. Bürger sind die ersten Wachposten des Territoriums.“

Sich diesem Thema wertfrei zu widmen, fällt sicher allen schwer. Umso dankbarer sind wir den vielen positiven Reaktionen. Vor allem den bisherigen, oft auch positiven Reaktionen der Italiener und vor allem Sizilianer und Sarden. Wir danken für deren Verständnis. – Grazie mille

Hier nochmal der Hinweis, dass unser SpaceCamper auch unser Zuhause ist. Wir versuchen menschliche Kontakte, so weit möglich zu vermeiden. Doch ich wiederhole mich.

Nachtrag:

Corona ändert alles, auch die Menschen und deren Persönlichkeit. Wir hatten vor zwei Tagen über einen deutschen Unimog Fahrer berichtet, der negativ in der sardischen Presse stand. Die Folgen erinnern an das Lied „Was in der Zeitung steht“ von Reinhard Mey.

Diese Zeitungsstory verteilte sich rasch im Netz, wurde hundertfach geteilt und tausendfach kommentiert. Darunter etliche Deutsche und deutsche Auswanderer. Es folgte die reinste Hexenjagd. Fotos wo der Unimog angeblich in der folgenden Nacht steht. Von „…der wird heute Nacht auf sardische Art gelyncht…“ war u.a. die Rede.

Über einen Follower konnten wir den Kontakt zum Halter dieses Busses herstellen. Wir reden hier über einen Familienvater mit Frau und kleinem Kind. Nach dem er die Berichte gelesen hat, ist das Paar voller Angst auf die nächste Polizeiwache gefahren und hat Sardinien am Tag drauf fluchtartig verlassen.

Doch keiner hat die Familie mal nach Ihrer Sicht gefragt. Doch wie sagte schon May? – „…wer liest, was so klein in der Zeitung steht?“

Gekürzte Sichtweise des Unimog Fahrers „…das verrückteste ist an dem „schützenswerten Naturstrand“ war, 5m hinter dem Fotografen stand eine Bauruine inklusive rostendem Telefon Umspann/Verteiler in einem See Container, Notstromaggregat, Dieseltank, Öl im Motor, sämtlichen Elektronikschrott und Kühlmitteln.

Wir haben wie immer als erstes mit unserer 3-jährigen Tochter Plastikmüll eingesammelt. Nur 5 Minuten nachdem wir erfahren hatten, dass auf dem Strand stehen verboten ist waren wir runter und hatten die Fahrspuren zu geschaufelt. Die Polizei hat uns einen mündlichen Platzverweis erteilt, dem sind wir nachgekommen.“ Was ist nun richtig?

Fakt ist, dass der Kölner Unimog Fahrer samt Frau, Kind und Hund noch dieselbe Nacht, aus Angst um seine Familie auf der Polizeiwache verbracht hat, und am nächsten Tag die Insel fluchtartig verlassen hat. Wer jetzt sagt, ist er ja selber schuld, sollte sich bewusst machen, wie schnell so etwas eskalieren kann. Wenn ein Camper abgefackelt wird, ist das im besten Fall Sachbeschädigung, im schlechtesten Fall mehrfacher Mord.

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