Lockdown in Sardinien

Heute morgen kam die Nachricht vom bevorstehenden Lockdown wegen Corona auf Sardinien, mit Einstellung der Fährverbindung. Irgendwann musste es wohl so kommen, aber so schnell haben wir es nicht erwartet. Es ist nicht ganz klar, ob der Fährverkehr ganz eingestellt wird. Aber zumindest wird es schwieriger eine Fähre in Richtung Süden zu nehmen. Fähren für die Rückkehrer in ihre Heimatländer wird es vermutlich weiterhin geben, aber da wollen wir ja nicht hin.

Der Lockdown soll erst einmal auf 2 Wochen beschränkt werden. Was dann folgt ist ungewiss, wie im Moment vieles in diesen ungewissen Zeiten. Möchten wir den Lockdown auf Sardinien aussitzen? Was ist, wenn der Lockdown verlängert wird? Und wir hier länger festsitzen? Und ggf. auf Sardinien überwintern? Eigentlich wollten wir ja hier nur ein paar Wochen bleiben und uns dann mit der Sonne und den warmen Temperaturen Richtung Süden treiben lassen, um auf Sizilien zu überwintern. Das Wetter wird zwar global immer unberechenbarer, aber wir gehen davon aus, dass der Winter auf Sizilien generell milder ist als auf Sardinien.

Die App für die Fähre: Aferry

Darum gefällt uns die Vorstellung über den Winter auf Sardinien festzusitzen nicht besonders. Wir checken die Fährverbindungen mit der App Aferry. Noch kann man Fähren buchen, es sind noch einige Plätze frei.

Möchten wir noch einmal kurz zu unseren Freunden nach Mailand und dort ein paar Dinge unterstellen, die wir wohl doch nicht auf unserer Reise mitnehmen möchten? Ein kleiner Faktencheck und kurze Rücksprache mit Ilka aus Mailand macht klar, dass ein Risiko besteht, dass man uns dann nicht wieder Richtung Süden fahren lässt. Das Risiko ist uns zu groß, das ist also keine Option für uns.

Wir machen uns die Entscheidung nicht leicht. Und buchen dann eine Fähre von Cagliari nach Palermo. Unser Favorit Moby ist leider nicht verfügbar. Dieses Mal fahren wir mit Tirrenia, wird wohl auch nicht so schlecht sein. Da die Fähre wieder über Nacht geht, buchen wir wieder eine Kabine dazu. In unserem Alter haben wir keine Lust mehr uns die Nacht um die Ohren zu schlagen.

Dune di Piscinas

Da wir noch Zeit haben, fahren wir erst noch einmal an die Dune di Piscinas. Dort möchten wir eigentlich nur ein paar Fotos machen. Aber wie so oft im Leben kommt es anders als man denkt. Hier noch die Eindrücke an der Düne

App SiciliaSiCura
Kabine der Tirrenia Fähre nach Palermo

Dann fahren wir gemütlich Richtung Cagliari. Halten noch kurz am nächsten Supermarkt und stocken unsere Vorräte auf. Man weiß ja nie. Nur Tomaten darf ich keine kaufen, danach möchte Marc lieber auf Sizilien schauen.

In Cagliari vor der Fähre

In Cagliari finden wir direkt den Parkplatz an dem Fähranleger. Ich (Torgit) marschiere los, denn wir haben dieses Mal kein Ticket ausgedruckt, sondern nur das Online-Ticket. Irgendwo wird es ja einen Check-in geben, wo man unser Online-Ticket in ein richtiges Ticket tauscht. So kennen wir das von unseren bisherigen Fährfahrten. Nach einer halben Stunde und vielen Fragen später ist klar, wir können mit unserem Online-Ticket einfach so auf die Fähre fahren.

Wir finden recht schnell die Spuren zur Einfahrt auf die Fähre. Alles wirkt hier recht klein. Da sind wir Größeres gewöhnt. Wir sind zu früh. Eine gute Gelegenheit erst einmal etwas zu essen. Dann schnappt Marc sich sein Buch und legt sich auf die Kaimauer. Nach einer Weile kommt er wieder und eröffnet das Büro im Bulli, telefoniert mit Bank und Gott und der Welt.

Es geht los auf die Fähre

Dann geht es los, wir können auf die Fähre fahren. Marc startet den Bulli und sucht seine Brille. Und dann nimmt das Drama seinen Lauf: Marc findet seine Brille nicht. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass seine Casall-Brille über 20 Jahre alt ist, und es daher schon ein Drama ist, wenn die weg ist, braucht er sie auch zum Autofahren. Mist. Erinnert Ihr Euch noch an unser Fährdrama in Kroatien? Bitte nicht schon wieder. Schnell rennt er zur Kaimauer, aber dort ist sie nicht mehr. Marcs tolle Brille ist einfach weg, ich könnte heulen. Heulen hilft aber gerade nicht, Marc kann ohne nicht Auto fahren. Also schwinge ich mich auf den Fahrersitz. Marc schaut skeptisch: „Bist Du schon einmal auf eine Fähre gefahren?“ Nein, warum? Ist gerade die falsche Frage, baut mich jetzt nicht auf und wir haben keine andere Wahl. Wir reihen uns in die Kolonne Richtung Fähre ein.

Das Chaos an der Fähre

Schnell wird klar, hier herrscht das Chaos. Auf der Fähre steht etwas auf griechisch, fährt sie wirklich nach Palermo? Obwohl, Griechenland wäre auch nicht schlecht, dort ist es auch warm und das Essen lecker und die Corona Fallzahlen auch besser. Als es los geht, sollen aus 4 Spuren eine werden. Ein lustiges Unterfangen. Eine Check-In-Dame fällt uns besonders auf. Sie versucht sehr resolut das Chaos zu ordnen. Sie wirkt wie ein kleiner Feldwebel. Wir ziehen unsere Masken an. Am 1. Check werden unsere Maxtrax & Wassersack auf der Haube kritisch beäugt und wir müssen unsere Schiebetüren öffnen. Nein, wir schmuggeln keine Menschen. Marc steigt auf einmal aus dem Bulli, geht nach hinten und öffnet die Heckklappe. Und Oh Wunder, er kommt mit seiner Brille wieder. Er hatte sie dort hinten in Gedanken abgelegt. Wir wechseln die Sitze, die Welt ist wieder in Ordnung.

Und weiter geht’s auf die Fähre

Unser Online-Ticket wird gescannt und uns wird ein Aufkleber an den Außenspiegel geklebt. Dann wird Temperatur gemessen. Alles ok. Aber unsere Stoffmasken sind unerwünscht. Hier in Italien sind medizinische Masken vorgeschrieben. Leider haben wir keine. Die sollen wir uns auf der Fähre an der Rezeption holen, dann dürfen wir passieren. Das Parken ist etwas chaotisch, aber unspektakulär. Wir packen ein paar Dinge fürs Abendessen und holen unseren Schlüssel für die Kabine an der Rezeption. Auf unsere Frage nach den Masken ernten wir nur ratloses Staunen. Dann gibt man uns sehr merkwürdige Teile, wie wir in der Art noch nicht gesehen haben. Auf der ganzen Fähre ist natürlich Maskenpflicht. Dann beziehen wir unsere Kabine. Die Tirrenia Kabine ist ok, aber die Moby-Kabine hat uns besser gefallen. Hier gibt es zwar einen Fernseher, aber alles wirkt etwas älter. Und TV interessiert uns ja sowieso nicht.

Überfahrt nach Palermo

Die Überfahrt ist ruhig. Ich schlafe nie so wirklich gut auf Fähren, aber mit Ohropax ist es okay. Die App SiciliaSiCura haben wir geladen und alles brav ausgefüllt. Wer Probleme oder Fragen zu der App hat, kann uns gerne anschreiben.. Da wir die ganze Überfahrt in unserer Kabine verbringen und auch sonst niemandem zu nahe kommen, fühlen wir uns sicher. Bei der Ankunft in Sizilien hat sich niemand für uns interessiert. Wir haben die Fähre verlassen ohne Kontrollen. Hier auf Sizilien hat niemand Temperatur gemessen oder kontrolliert, ob wir die vorgeschriebene App installiert haben. Das finden wir etwas befremdlich, aber so kommen wir schneller ohne Stau voran.

Durch die ganze Aufregung durch Marcs verschwundene Brille haben wir leider heute kein Foto von der Fähre für Euch.

War das Verlassen Sardiniens eine richtige Entscheidung? Im Nachhinein betrachtet hätten wir noch auf Sardinien bleiben können. Aber wer kann denn ahnen, dass ein Lockdown angekündigt, aber nicht umgesetzt wird? Hätten wir das vorher gewusst, wären wir geblieben.

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