Man sagt den Südländern, darunter insbesondere den Sizilianern, Korsen und Sarden nach, dass sie immer ein Taschenmesser mit sich führen. Doch was haben Häusgen, Messer, Sardinien und vor allem Arbus, wo wir uns gerade befinden, miteinander zu tun?

Messer im  Bergischen Land

„Der Stein schärft die Messer, aber ist selber stumpf.“

Würde dieses Zitat nicht aus Italien stammen, man könnte es im Bergischen Land verorten. Der Region Deutschlands, wo auch alle Häusgen ihren Ursprung finden. Der Legende nach wurden dort bereits seit dem 10. Jahrhundert, diverse kleinere Eisenerzvorkommen abgebaut.

Das Bergische Heimatlied beginnt mit den Worten“ Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt, die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt.“ – Auch rauchenden Schlote, Hämmern, flammende Esse und der Räder Gebraus sind ein wichtiger Bestandteil des Textes.

Die erstgenannten Wälder, sprich der Holzreichtum der Gegend, stellten den zweiten Rohstoff des Eisengewerbes dar. Im Bergischen, wo ursprünglich das Eisen noch mit der Hand geschmiedet, und die Schleifsteine durch Menschenkraft bewegt wurden, entstanden ab dem 16. Jahrhundert wassergetriebene Hämmer und sogenannte Schleifkotten. Diese übernahmen dann die mühevolle Arbeit. 

Messer, Bestecke, Jagdmesser – Schneidwaren Made in Solingen bringen es auch heute noch zu Weltruhm. Das benachbarte Remscheid, Marcs Geburtstort steht hingegen vor allem für Wetzstäbe, Feilen und Werkzeug. Zwar ist nicht mehr von „Wo die Schwerter man schmiedet dem Lande zur Wehr“ die Rede, Panzerketten werden hier jedoch immer noch hergestellt.

Häusgen Rasiermesser
Häusgen Scheren
Häusgen Schere
Häusgen Messer

Die Messer der Häusgens

So ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass jeder Bergische Jung eine gewisse Verbundenheit zum Eisenhandwerk in die Wiege gelegt bekommt. Vater Häusgen ging auch nicht ohne sein Schweizer Taschenmesser aus dem Haus. Auch Torgit hatte früher immer ein Schweizer Offiziersmesser im Rucksack, egal ob mit dem Rad auf dem Weg ins Büro oder beim Wandern. Ob ihr auch bewusst war, dass die ersten Schweizer Armeemesser ursprünglich nicht aus der Schweiz, sondern aus der Messermanufaktur Wester & Co., Made in Solingen stammen?

Das Thema Verbundenheit geht bei der Familie besonders tief. Wer zum Thema Bergische Stahlindustrie genauer recherchiert, stößt früher oder später sogar auf Messer, vor allem Rasiermesser, aber auch Besteck mit dem Logo Häusgen, genauer gesagt G+E HÄUSGEN WEYER-SOLINGEN. Wobei Weyer nichts anderes als ein Ortsteil der bergischen Großstadt ist.

Obwohl die Seite Solinger Stahl, welche sich vorrangig mit Rasiermesser beschäftigt, durch ein Foto mit Häusgen Schere, Besteck und Rasiermesser geprägt wird, findet man Produkte dieser Marke vergeblich. Falls Produkte dieser Marke dem Eigentümer dieser Seite, meinem Namensvetter Häusgen, Rainer Häusgen in die Hände fallen, werden sie direkt dem Familienschatz hinzugefügt.

Karte der sardischen Messerschmieden

Marcs Messer

Doch spätestens bei Marc sollte man denken, dass die Verbundenheit in Sachen Messer einen tiefen Stich erhalten hat. Hat er sich doch als junger Kerl, beim Öffnen eines Kronkorkens auf einer Coca Cola Flasche sein Auge ausgestochen. Aber was soll ich sagen, Cola mag er ja auch.

Trotzdem fand ich es verwunderlich, dass er, als ich ihn kennenlernte, über eine umfangreiche Messersammlung verfügte. Darunter diverse Laguiole, aus der französischen Auvergne, sowie Opinel, aus den französischen Savoyen.

Auch Finnen- und Lappenmesser. Davon eines in Handarbeit, nach dem Vorbild der Samenmesser aus Rentierhorn, Leder, Knochen und ewig getrockneten Birkenholz selbst hergestellt. Die Klinge stammte aus der Schwedischen Stadt Mora.

In Schweden hat die Schmiedekunst ebenfalls eine lange Geschichte. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt hierbei Johann Abraham Dinger. Hört sich so gar nicht schwedisch an? Kein Wunder, war dieser Schmied doch Solinger Herkunft. Er kurbelte nicht nur die Stahlindustrie vor Ort an, schmiedete Messer, er prägte sogar das Stadtwappen, welches mit seinen Farben, samt Hammer und Amboss auch aus dem Bergischen stammen könnte.

Da Marc in Korsika war, fehlte natürlich auch kein typisch korsisches Messer.

Auch die Sammlung unserer Solinger Güde Kochmesser nahm von Jahr zu Jahr zu. Wir waren auf Bali, klar es musste ein balinesisches, zwischen den Füßen seines Schöpfers geschmiedetes Messer her. Am Ende waren es direkt mehrere Messer. Japanische Kochmesser, klar, durften auch nicht fehlen.

Wenn ich irgendeinen Anzug von Marc in die Reinigung brachte, fand ich fast immer irgendein Taschenmesser in der Innentasche. Verwunderlich?

Sardische Messer

Aber zurück in die Gegenwart, zurück nach Sardinien:

Handgeschmiedete Messer haben auf Sardinien eine lange Tradition. Und insbesondere Klappmesser. Sie sind ausklappbar, aber nicht verriegelbar. Seit es Anfang des 17. Jahrhunderts Sanktionen gegen offene Messer mit fester Klinge gab, wurde das Klappmesser ein unverzichtbares Werkzeug für Bauern, Hirten und Minenarbeiter.

Heute sind die sardischen Hirtenmesser kleine Kunstwerke. Sammlerstücke in limitierter Auflage kosten schnell mehrere hundert Euro.

Die Klinge ist aus Edelstahl und der geschwungener Griff aus Mufflon-Horn. Die einzigartige Maserung und Farbe jedes Griffs sind unterschiedlich, so ist jedes Messer ein Unikat. Es sein denn man kauft es in einem Touriladen an der Küste. Denn auch hier hat Made in China Einzug gehalten.

So steht die sardische Messerindustrie, ebenso auf Messers Schneide, wie die in Laguiole. Auch junge Sarden tragen heute mehr ein iPhone, als ein Taschenmesser in der Hosentasche.

Wer sich für dieses Handwerk interessiert, schaut besser bei Coltelli di Pattada oder wie wir bei Coltelleria L’Arburesa di Francesco in Arbus vorbei. Statt einem maschinell gefertigten Messer, bekommt man hier noch echte Handarbeit. Wer mag, gern auch mit verzierter Klinge. Dies sind Einzelstücke. Entsprechend sind sie nicht billig. Solides Handwerk hat seinen Preis, ist aber für deutsche Verhältnisse immer noch preiswert.

Vielen Dank an Federico Meloni und seine Facebook-Gruppe ‘Sardinien – Land, Kultur und Leute’ für den Tipp und die Karte mit den Messerschmieden.

In Arbus gibt es auch ein kleines Messermuseum. Dies haben wir bei unserem ersten Besuch übersehen. Ich glaub, wir müssen da noch mal hin. 😉

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