Die letzten vier Wochen waren durch Vorbereitungen und noch mehr Vorbereitungen geprägt. Am Auto wurde gebastelt und geschraubt. BUTCH wurde foliert, es wurden Heckträger und Wassertanks gebaut und montiert. Gefühlt war das Auto mehr in der Werkstatt, als irgend ein Oldtimer. – Deshalb wurden wir zwischendurch immer wieder mal gefragt, ob wir es nicht ein wenig übertreiben.
Insbesondere beim Blick auf das Bild, würde mir spontan folgendes einfallen:
“Wir leben ständig über unsere Verhältnisse, aber immer noch nicht standesgemäß”
Die Aufnahme entstand bei PerfectCAR in Köln. Nicht nur die Werkstatt unseres Vertrauens, sondern auch für Rolls Royce, Jaguar, Bentley und Aston Martin, Rover, Austin, Triumph, Smart und neuerdings auch für VW Bulli. – Hier steht ein Traumwagen neben dem Anderen. – Doch BUTCH ist mehr. Denn er ist der einzige auf dem Platz, der on Top den Komfort einer Zweiraumwohnung, Küche, Diele, Bad, Balkon bietet.
Damit die neue Folierung auch entsprechend geschützt ist, erhielt BUTCH beim Glanzwerk Bornheim eine zusätzliche Keramikversiegelung. Schritt für Schritt wurde BUTCH zu unserem Zuhause. – Auch innen wird es langsam häuslich. Ein wenig Deko, Kuhfell auf dem Boden, alles findet so langsam seinen Platz. Heute gilt es die letzten Kisten zu verstauen. Dann ist BUTCH endlich reisefertig. – Unser großes Abenteuer kann beginnen.
Doch es heißt auch Abschied nehmen. – Nachdem wir in Köln “die Zelte abgebrochen haben” – (so heißt das bei Nomaden) – hat es uns in den Raum Düren, auf den Punkt gebracht nach Niederzier und Hambach verschlagen. Nach dem Ort sind der Hambacher Forst und der Tagebau Hambach benannt. Auf den ersten Blick wirkt hier alles ein wenig beschaulich. Dass es darunter brodelt, oder heißt es kokelt, ist ja sicherlich aus Funk und Fernsehen bekannt. Hier sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden. So etwas funktioniert natürlich am besten vor Ort.
Wenn man schon da ist, vergesst nicht dem Schloss Hambach und der Burg Obbendorf einen Besuch abzustatten. Doch uns hat es mal wieder dahin verschlagen wo Meinungen am besten ausgetauscht werden. In den Kölsch Garten vor Ort, genauer gesagt in’s Gaffel Häusgen Hambach verschlagen. Genau, ihr habt richtig gehört. Das Wirtshaus trägt unseren Namen, Häusgen. Wobei sich das Häusgen in diesem Fall auf meinen Bruder bezieht. Doch was macht ein Gaffel so weit weg vom Dom, von Kölle? Mein Bruder Dirk hat gemeint, sein Lieblingskölsch von der Gaffel Brauerei, in der Region etablieren zu müssen. Dies ist ihm auch geglückt. Das Brau- und Gästehaus ist inzwischen in der Region bekannt. Uns gefällt vor allem der Biergarten. Wobei ich ja eingestehen muss, dass ich Schmitz Kölsch bevorzuge. Doch bei Kölsch hat ja jeder seinen persönlichen Favoriten. – Ist das jetzt schon Werbung? Ja, ausdrücklich und deshalb auch der Hinweis. Ausnahmsweise sogar bezahlt, mit zwei Gaffel Kölsch. Hier in der Sonne, auch richtig lecker. 😉
(Anm. von Torgit: Fürs Wagenvolk hält das Gaffel Haus Häusgen Hambach einen geschotterten Parkplatz, sogar mit einem kostenlosen Stromanschluss bereit. So einen tollen Service habe ich selten erlebt.)
Doch was hat uns ansonsten in die Region getrieben? Wir durften hier noch ein paar Wochen die Gastfreundschaft meines Bruders, seiner Frau Mira und ihres Sohnes Gordan genießen. – Wir haben uns sehr wohl und vor allem willkommen gefühlt. – Es war schön nach so langer Zeit, wieder einmal mit dem großen Bruder unter einem Dach zu wohnen.
Da wir schon hier sind, haben wir uns natürlich auch den Tagebau aus der Nähe angesehen. Der Anblick ist unbeschreiblich. Wenn ich mir vorstelle, dass in diesem Loch ganze Ortschaften verschwunden sind, da der Tagebau “rechtlich dem Wohl der Allgemeinheit diene” ist für mich unfassbar. Der Bagger erinnert mich an einen überdimensionierten Dinosaurier. – Heißt es deshalb fossile Brennstoffe? – Stehe ich vor einem Fossil? – Die Zeit wird es zeigen.
Doch jetzt ist es Zeit, der Region Ade zu sagen und auf die Straße zurück zu finden. Alles ist gepackt und verstaut. Die Wassertanks sind gefüllt, das SUP im wasser- und staubdichten Ortlieb X-TREMER Packsack verstaut. Dieser fasst unbeschreibliche 150 Liter und hat sich bereits auf unserer letzten Tour bewährt. Auch unser Delta 4×4 Ersatzrad erhält eine standesgemäße Verpackung. Das Spare Wheel Cover
stammt, wie auch unsere Müllbeutel, von Delta Bags.
Somit ist BUTCH endlich startklar. Auch er bekommt seine Belohnung. Sozusagen als Krone bekommt er sein ganz persönliches Typenschild. – Dort, wo beim T4 der VOLKSWAGEN Schriftzug seinen Platz hat, trägt auch BUTCH den Originalschriftzug. Zumindest fast, denn aus VOLKsWAGEN ist nun WAGENVOLK geworden. Das S muss verloren gegangen sein. – Seit Tag 102 unserer letzten Tour um die spanische Halbinsel, wusste ich, dass der Neue diesen Schriftzug tragen wird. Damals entdeckte ich ihn bei Anja und Michael, auf ihrem alten Sparkassenbus.
WAGENVOLK, ich finde diesen Ausdruck unheimlich sympathisch. Sicherlich sieht dies nicht jeder so, doch das ist uns egal.
Wir freuen uns nicht nur zurück auf die Straße zu kommen, sondern auch nun zum WAGENVOLK zu gehören, ein Nomadenleben zu führen, fast ein wenig wie Zigeuner und sonstige Vagabunden. – Ach ja, Zigeuner sagt man ja nicht mehr. Selbst bei Oma Kleinmann, einer Kölner Kneipen Institution wird das Zigeuner-Schnitzel nun von der Speisekarte verdammt. Das ist auch gut so, da ein Großteil der Sinti und Roma diesen Begriff als Stigmata ablehnt. Und dennoch finde ich es auch ein wenig schade. Denn es geht auch etwas verloren. Und zwar für all diejenigen, die seit jeher mit diesem Begriff nicht etwas Negatives verbunden haben, sondern die Sehnsucht nach einem freien, ungezwungenen Leben, halt einem Zigeunerleben. Also verzeiht mir diesen Begriff, habe ich doch schon als junger Kerl, mit Leidenschaft die folgenden Zeilen gesungen:
“Schnorrer, Penner, schräge Narren, Kesselflicker, Diebe
Finden im Zigeunerkarren Nachtquartier und Liebe”
Anm. von Torgit: Ich halte es mehr mit Alexandra:
Zigeuner zu sein ist doch eine Art des Lebens, ich habe mit der Bezeichnung nie Sinti und Roma verbunden, sondern nur Fahrende, heute hier und morgen dort oder an einem anderen Ort 🙂
Fahrendes Volk, dieser Ausdruck hat mir gefehlt. Danke!
Wo gibt es denn den Wagenvolk Schriftzug. Hätte den gerne für unseren LT.
Ciao Bernhard,
ich bin ganz bei Dir. Auf einem LT passt der perfekt.
Der WAGENVOLK Schriftzug ist ja nur ein zusammengestückelter VOLKsWAGEN Schriftzug, ohne das S.
Du kannst Diesen immer noch neu kaufen. Z.B. hier: https://shop.ahw-shop.de/original-volkswagen-schriftzug-hinten-heckklappen-emblem-schwarz-weiss
Unserer ist von Trödelmarkt.
Hallo-Auch ich bin ein Reisender..
Euer Enthusiasmus in allen Ehren,und zugegeben,euer Butch ist ein Hingucker-aber mal ganz ehrlich:das wars dann auch schon!
Nur ein Beispiel:Die,,Dusche”-
Ich stell mir grad vor,abends irgendwo im ,,Outback”,Windstärke 2-3:
Da steht man dann umgeben von einem flatterndem Umhang
auf matschigem Boden-und fühlt sich dann sauber?Und wenn man,um den Schweiss aus den Achseln zu waschen,auch nur ein klitzekleines Stück Seife benutzt-glaubt ihr,da wächst in nächster Zeit der Rasen umso besser?
Oder die ,,Toilette-besser gesagt das Plumpsklo:Wie muss man sich das vorstellen,wenn der Mitfahrer bei der Verrichtung des grossen Geschäftes zuschaut und zuhört?Oder muss der/die währenddessen draussen warten?Bei minus 10Grad,stockdunkel,irgendwo in der Pampa?
Also ganz ehrlich:Wer sich mit solchen ,,Lösungen” zufrieden gibt (und auch noch stolz darauf ist),der ist nicht zu beneiden!
Ich kann in meinem Mobil,was übrigens ein Bruchteil von eurem Butch gekostet hat, an jedem Ort,zu jeder Zeit,bei jedem Wetter Toilette und/oder Dusche benutzen-innerhalb des Mobils,beheizbar und belüftet..
Mein begründetes Fazit zu eurem Butch (und allen anderen Eigenbauten) kann nur lauten:
Von aussen schick,aber bei näherer Betrachtung primitiv und unbrauchbar…
Trotzdem: Viele Grüße von der Ostsee!
Moin Roland,
dank Dir fürs kritische Feedback. Es ist doch gut, dass Geschmäcker so unterschiedlich sind.
Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, auch von denjenigen, die das Konzept kopiert haben.
Doch ich bin ganz bei Dir, dieses Konzept passt nicht für jeden. Da Du ja scheinbar für Dich die eierlegende Wollmichsau, zu einem “Bruchteil” der Kosten realisiert hast, wirst Du Dein Fahrzeug ja sicher irgendwo vorstellen!? Sende uns gern den Link.
Sonnige Grüße an die Ostsee