Kennt ihr das: Ihr folgt einem Reise Blog, und langsam wird es ruhiger, die Beiträge seltener, und irgendwann scheint es keine aktuellen Beiträge mehr zu geben. 

So ist es nicht nur auf diesem, unserem Blog, sondern auf vielen, denen wir zwischenzeitlich gefolgt sind. Das könnte daran liegen, dass die Reisenden nicht mehr reisen.

Dabei ist im letzten Jahr bei und um uns viel passiert. Wer uns auch auf Instagram folgt, weiß das. Doch dies ist eine andere Geschichte. Diese wollen wir bei Gelegenheit in Ruhe erzählen.

Torgit und Marc glücklich in Olvera, Südspanien.

Doch jetzt erst mal zurück zum Anfang. Vielleicht kennt ihr auch diese Situation? Nach dem man viele Jahre in seinem Beruf glücklich und zufrieden war, ändern sich die Rahmenbedingungen. Irgendwie hat man das Gefühl, so kann es nicht weitergehen.

Bei mir war dies Mitte des Jahres 2019 der Fall. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken. Ich wusste nicht, wohin die Reise gehen soll. Doch klar war, es muss sich etwas ändern.

Ich beschloss, eine langjährige Geschäftspartnerschaft aufzulösen. Denn eines war klar, mein Beruf, der mich über viele Jahre glücklich gemacht hat, machte mich inzwischen unglücklich.

Ein bisschen viel ich und mich?

Torgit hatte sich schon vor meiner Entscheidung klar geoutet. Mir war klar, dass sie vor allem wegen mir noch in Köln war. Hätte es uns nicht gegeben, wäre Torgit bereits viel früher gestartet. Zumindest glaubte ich dies damals. Inzwischen ist klar, wir beide brauchten den Moment und Augenblick, ohne den wir wohl beide nicht gewagt hätten auszusteigen, um in ein neues Leben einzusteigen.

Falls ihr ebenfalls eine Situation kennt, in der ihr mit der Situation hadert, möchte ich euch von der besten Entscheidung meines und unseres Lebens erzählen. Torgit und ich beschlossen, eine Auszeit zu nehmen. Und uns darauf zu besinnen, was uns glücklich macht.

Keiner von uns beiden ahnte zu diesem Zeitpunkt, wie sehr sich unser Leben hierdurch verändern würde. Nicht einmal im Ansatz, hätten wir uns das zu träumen gewagt.

Doch für uns war bereits damals klar:

– Wir wollten reisen

– wir wollten uns auf die Suche nach unserem Glück begeben

– und wir wollten dies in einem Bulli tun.

Und eines war uns noch klar: Wir wollten dies jetzt und sofort.

Das Besondere daran ist, dass wir uns bis zu diesem Zeitpunkt maßgeblich an Plänen, an Struktur, an Zahlen und Fakten orientiert haben. Es gab immer Ziele und einen klaren Kurs in unserem Leben.

Immer wieder wurden wir in Folge gefragt, woher wir diesen Mut hatten, einfach loszufahren. Ich habe bereits an anderer Stelle hierzu berichtet. Sowohl Torgit, als auch ich, haben unsere Entscheidung nie als besonders mutig empfunden. Doch vielleicht haben wir zum ersten Mal in unserem Leben auf unser inneres Kind gehört. Da war einfach eine Stimme, die uns sagte, sei doch mal spontan. Mach doch einfach mal.

Marc Häusgen sitzt an der Cavagrande del Cassibile

Und so begann es. Wir kauften uns spontan einen Bulli und fuhren los. Niemals war geplant, dass wir dies über Jahre hinweg machen würden. Hätte uns damals jemand erzählt, dass wir unser ganzes Leben umkrempeln, wir hätten ihn für verrückt gehalten.

Ebenso wenig konnte ich etwas mit Aussagen wie „der Weg ist das Ziel“ anfangen.

Doch so ist es geschehen. Am Anfang unserer Reise versuchten wir noch bekannte Strukturen beizubehalten. Wir reisten von Campingplatz zu Campingplatz. Wir planten unsere Tagesetappe. Wir fuhren relativ lange Strecken. Wir fuhren schnell. So, wie wir vorher gelebt haben. 

Auch das Thema Blog nahm von Anfang an einen festen Bestandteil in unserem neuen Leben ein.

Erst mit der Zeit wurden wir ruhiger, bekamen eine gewisse innere Gelassenheit. Es waren ganz neue, absolut banale Abläufe des Alltags, welche uns nun Struktur gaben.

Statt Campingplätzen, versuchten wir mehr und mehr frei zu stehen. Was wiederum bedeutete, dass wir uns Gedanken um Strom, Wasser und Beschaffung von Lebensmittel machen mussten oder durften. Völlig normale Dinge, und dennoch jeden Tag neu. Denn es ist einfach ein Unterschied, ob man Wasser am eigenen Wasserhahn findet und in den immer altbekannten Supermärkten einkauft, oder sich täglich neu auf Situationen und Sprachen einstellen muss, nein, darf.

PlanBwagen an der Bucht von Macari
PlanBwagen im Valle de Anisclo

Mehr und mehr haben wir unser Fahrzeug auf unsere Bedürfnisse abgestimmt, doch vor allem haben wir uns von mehr und mehr Dingen getrennt. Stichwort Minimalismus. Dinge, die uns vorher augenscheinlich glücklich machten, haben wir abgegeben, entsorgt, verkauft oder verschenkt.

Uns war relativ schnell klar, dass wir keine Wohnung mehr brauchten. Zumindest zu diesem Zeitpunkt. So beschlossen wir, unsere Wohnung in Köln aufzulösen.

Sicherlich ist es für viele Menschen nicht leicht zu begreifen, wie wir uns von allem trennen konnten oder wollten. Doch eines war uns zu diesem Zeitpunkt absolut klar: Weniger ist mehr. Plötzlich empfanden wir es als befreiend, uns von Dingen zu trennen, die uns vorher wertvoll erschienen.

Heute ist uns klar, dass wertvoll rein subjektiv ist.

PlanBwagen am Capo Sperone auf Sant’Antioco

Doch ist der Mensch wirklich zum Nomaden geeignet? Diese Frage können wir mit Abstand nicht mehr genau beantworten. Eines können wir jedoch klar sagen: Die Erfahrungen unserer Tour haben uns in vielen Bereichen die Augen geöffnet. Es heißt ja, Reisen bildet. Open Your mind.

Sicherlich, wir haben uns mit dem Bulli sehr bewusst für eine kleine Variante des Dauercampers entschieden. Denn uns war bereits sehr früh klar, dass wir möglichst wild und frei stehen wollten. Und für uns war und ist der Bulli der kleinste Kompromiss aus einem geländetauglichen Auto, welches zeitgleich einen gewissen Komfort bieten kann.

Und auch das ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Menschen sind und ticken. Unterwegs haben wir einerseits Menschen kennen gelernt, die deutlich spartanischer unterwegs waren als wir. Andererseits eben auch solche, die VanLife in der Luxusvariante lebten. Darunter glückliche und weniger glückliche Zeitgenossen.

Ist weniger wirklich mehr?

Gemeinschaftlich auf einer solch kleinen Fläche zu leben, bedeutet auch gewisse Herausforderungen im Alltag zu erleben. Obwohl Terrasse und Vorgarten deutlich größer werden, so sind die eigenen vier Wände dennoch bescheiden.

Einerseits macht dieser bewusste Verzicht absolut glücklich. Da wir jedoch unterwegs einige Paare kennen gelernt haben, die heute kein Paar mehr sind, möchten wir dennoch nicht unterlassen auf ein gewisses Risiko hinzuweisen. Der ein oder andere kennt hierzu schon meinen Hinweis: Achtung! Augen auf bei der Partnerwahl.

Ich kann nicht sagen, ob es bei Torgit und mir Zufall oder einfach nur Glück ist. Wir passen nicht nur gemeinsam in dieses Auto, sondern wir haben uns ebenfalls gemeinsam auf diesem engen Raum weiterentwickelt. Als Paar und auch jeder für sich.

Torgit und Marc Häusgen in Cefalù

Konfliktpotenzial gibt es sicherlich in kleinen und großen Räumen. Und vielleicht hätten sich auch viele der o.g. Paare getrennt, wenn sie nicht auf Tour gegangen wären. Doch entweder es passt oder es passt nicht, ist sicherlich zu platt. Auf jeden Fall haben wir eine Menge über uns und den Umgang miteinander lernen dürfen. Nicht immer alles auf sich zu beziehen, kann manchmal hilfreich sein.

Rückblickend können wir sagen, diese gemeinsame Erfahrung hat uns in unserer Beziehung nicht nur weitergebracht, sie hat unsere Beziehung nochmals auf ein anderes Level gehoben.

Doch an dem Wort rückblickend kann man ja erkennen, dass sich zwischenzeitlich wieder etwas verändert hat. Selbstverständlich haben wir uns nicht von Butch, unserem planBwagen, getrennt. Ebenfalls leben wir weiterhin unseren Plan B und die Bereitschaft, hierfür etwas zu wagen, ist durch unsere Tour ebenfalls nochmals gestärkt worden.

Fakt ist auch, wir sind heute keine Fulltime Vanlifer mehr. Wir waren es drei Jahre lang. Warum sind wir es heute nicht mehr?

Wahrscheinlich aus demselben Grund, wie der, der dazu geführt hat, dass es auf unserem Blog etwas ruhiger geworden ist.  Ruhiger, wie wir es auch auf vielen anderen Blogs dieser Art festgestellt haben.

planBwagen auf Klippe am Meer, VW T6.1 SpaceCamper, mit Terranger Umbau und delta 4x4 Felgen

Einerseits bildet Reisen. Es ist spannend, Tag für Tag neue Herausforderung meistern zu können. Irgendwann kommt jedoch der Punkt, da fühlt man sich einfach überfrachtet. Dies ist sicherlich der wesentliche Unterschied zwischen den Nomaden der Neuzeit und denen der Vergangenheit. 

Obwohl wir immer langsamer reisten, immer weniger Städte besuchten und auch zwischendurch längere Zeit an einem Ort blieben, hatten wir irgendwann das Gefühl, es sind zu viele Eindrücke. Es ist halt etwas anderes, als zu Fuß mit einer Tierherde durch die Pampas oder Savanne zu ziehen.

Unter den Vanlifern, die wir in den letzten Jahren kennen gelernt haben, gibt es vereinzelt auch welche, die über viele Jahre hinweg reisen.

Doch die meisten reisen immer weniger und verharren irgendwann an einem Standort. So bilden sich mancher Orts Communities aus ehemals Reisenden. Doch ist das dann noch Fulltime Vanlife? Für uns nicht. Dann könnten wir ja auch auf einen Campingplatz ziehen.

Mir kam immer wieder der Spruch eines guten Freundes in den Sinn: „Da ist es auch noch schön, wenn ich nicht da war.“

Mehr und mehr festigte sich bei uns das Bedürfnis, nach einem neuen Heimathafen. Diesen haben wir zwischenzeitlich gefunden und selbstverständlich wollen wir dennoch weiterreisen.

Für uns hat sich das mit dem Nomaden sein insofern geklärt, dass wir uns dies nur für einen beschränkten Zeitraum vorstellen können. Wir sind somit zumindest keine Fulltime Vanlifer mehr.

Und so scheint es nicht nur uns ergangen zu sein, sondern vielen anderen auch. Denn die meisten, die wir während unserer Tour kennen gelernt haben, waren entweder nie Fulltime Vanlifer oder sind es nicht mehr.

 

Follow planBwagen, Marc und seine Spuren am Sandstrand

Ist hier etwa Reue zu hören? Nein, ganz im Gegenteil, wir bereuen nichts, und unsere Tour war eine wesentliche Bereicherung unseres Lebens.

Sie hat uns nicht nur viele Eindrücke beschert, sondern unser heutiges Leben wäre ohne diese Tour für uns unvorstellbar gewesen. Doch dies ist eine andere Geschichte, auf die wir gerne zu einem späteren Zeitpunkt zurückkommen.

Würden wir es also wieder so machen? Ja, absolut. Ich möchte keinen Tag missen. Natürlich war nicht jeder Tag gut und ja, es gab einige Herausforderung, die es zu meistern galt.

Waren wir mit dem richtigen Fahrzeug unterwegs? Ja, auch das. Der 2. VW-Bus, nach dem California,  hat sich als perfektes Reisemobil bewährt. Mit den entsprechenden Um- und Anbauten ist er deutlich Offroad tauglicher als erwartet. Große Wassertanks, Solar Energie und entsprechende Speicher ermöglichen es uns weitestgehend autark zu reisen und an Plätze zu gelangen, von denen wir vorher nicht mal wussten, dass sie existieren.

Konnten wir unterwegs von unserem Blog leben? Nein, das war auch niemals so geplant. Wir hatten einfach das Glück, im Vorfeld etwas Geld beiseite legen zu können. Unterwegs haben wir mehr und mehr festgestellt, dass wir inzwischen deutlich weniger Geld benötigen. Denn unsere Ansprüche haben sich reduziert.

Früher haben wir überdurchschnittlich viel gearbeitet. Vielleicht aus diesem Grunde, hatten wir immer das Bedürfnis, uns etwas gönnen zu müssen. Dies galt sowohl für Kleidung, als auch für regelmäßige Restaurantbesuche. Auch die exotischen Reiseziele fallen heute weg.

Vieles hat sich während unserer Tour bis heute, auf ein Minimum reduziert. Wir kochen lieber selbst. – Statt in irgendeiner Bar einen Drink zu nehmen, setzen wir uns lieber mit einem Gläschen Wein oder Bier in die Natur und genießen den Sonnenuntergang.

Haben wir unser Glück gefunden? Ja, wer unseren Blog verfolgt hat, weiß, dass die Suche nach dem Glück ein fester Bestandteil unserer Tour war. Und wie sollte es auch anders sein, wir haben das Glück in uns gefunden. Es war nie woanders, und deshalb konnten wir es auch nicht in der Ferne finden, wir mussten uns nur gestatten, es zu sehen.

Was hat uns am meisten unterwegs gefehlt? Dasselbe, wie bereits am Anfang unserer Reise. Bereits in unserem ersten Fazit, erwähnte ich, dass uns unsere Freunde fehlen. Denn Freundschaften von unterwegs, oder aus der Ferne zu führen, ist nicht immer einfach. Doch wir arbeiten daran.

Wo hat es uns am wenigsten gefallen? Das kennt ihr sicher, mit zunehmendem Alter wird man immer vergesslicher. Und überhaupt, mit etwas Abstand erscheint manches nicht mehr so schlimm, wie in dem Moment, in dem es passiert. Deshalb können wir auch keinen bestimmten Ort nennen, den wir meiden würden.

Wo hat es uns am besten gefallen? Wir haben Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Spanien, Österreich, Kroatien, Griechenland und Italien bereist. Wir waren auf Ibiza, Kreta, Korsika, Sardinien und Sizilien. Überall gab es Dinge, die nicht perfekt waren. Doch vor allem gab es umso mehr Momente, die nicht nur schön, sondern auch begeisternd waren.

Und ja, am Ende unserer Tour haben wir festgestellt, dass es einen Ort gibt, der uns in besonderem Maße fasziniert hat. Dies war und ist Sizilien. Ganz sicher ist dies keine reine Vernunft oder Kopf Entscheidung. Denn Sizilien hat auch seine Schattenseiten. Doch die Insel hat uns einfach im Herzen berührt und dies in einem besonderen Maße.

Deshalb haben wir auch entschieden, hier auf dieser Insel unseren Heimathafen zu finden. Vom Bulli sind wir in ein Tiny Haus gezogen. Heute leben wir inmitten eines Olivenhains.

Und da uns Palermo in einem ganz besonderen Maße, im Herzen berührt hat, haben wir uns entschlossen, dort ein kleines BnB zu errichten. Vielleicht liegt es daran, dass mein Onkel Mario hier geboren wurde, und in den Gassen von Palermo als Junge gespielt hat. Doch wie gesagt, dies ist eine andere Geschichte. Wir werden davon berichten und auch was es mit den Oliven auf sich hat. Und ja, wir wollen und werden auch weiter mit unserem Bulli reisen. Wir glauben, es gibt gerade auf Sizilien noch so viel zu entdecken, dass diese Insel erst einmal im Fokus steht, mit und ohne Bulli. Auch darüber werden wir sicher berichten. Ein anderes Mal.

Hier zum Schluss noch die Antwort auf die wichtigste Frage und die schönsten Eindrücke unserer Tour als Video.

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