Läuft mir Gestern ein Mistkäfer über den Weg. Sicher ein guter Anlass, diesen Bericht einmal zu aktualisieren:
Sicherlich kennst du die Binsenweisheit “Jede Medaille hat zwei Seiten”. – Kennst du auch die Geschichte von Hummeln und Mistkäfern?
Klar, jeder weiß, die beiden sind in erster Linie Insekten. – Doch was unterscheidet sie im Wesentlichen? Ich würde sagen, es ist der Fokus, die Sichtweise auf die Medaille oder besser auf die Erde, ihren Lebensraum. – Die Hummel erhebt sich stolz über die Erde in den Himmel. Ihre gesamte Sichtweise ist auf die Weite, auf Blüten und Nektar fokussiert.
Währenddessen krabbelt der Mistkäfer über den feuchten Boden. Er müht sich, Arsch voran, den Blick in den Dreck gerichtet. Sein Fokus ist auf Dreck und Dung ausgerichtet. Ist doch Scheiße, oder? Klar, beide stellen etwas her, die Hummel 🐝 Honig 🍯 und der Mistkäfer? Er rollt Scheiße, äh Dung.
Setzt man eine Hummel auf einer Giftmülldeponie aus, wird sie entweder die eine Blüte finden, die dort irgendwo blüht oder sich schleunigst auf den Weg machen, eine Blumenwiese zu finden. Setzt man den Mistkäfer auf eine Wiese mit sattem Gras und voller Blüten, er findet den Haufen, den irgend ein Schaf hinterlassen hat, und mag er noch so klein sein.
Warum erzähle ich euch das? – Ganz einfach, immer wieder stelle ich fest, dass es unter uns Menschen ebenso Hummeln und Mistkäfer gibt. – Fallen Euch hierzu Beispiele ein?
Doch eines unterscheidet uns Menschen. Während diese beiden Insekten genetisch auf Nektar oder Scheiße fokussiert sind, haben wir Menschen die freie Wahl. Wir haben einen freien Willen, zumindest theoretisch. Wir können unsere Sichtweise ändern, zumindest eine andere Perspektive einnehmen.
So ein Hummelleben ist ja auch nicht nur Zuckerschlecken. Ab 6° heißt es raus auf die Arbeit. Da wird sich nicht beklagt, da zählt nicht, dass die Bienen sich bei dieser Kälte noch ganz entspannt zurück legen. Jetzt heißt es Tag für Tag 18 Stunden lang Blüten bestäuben. 3.000 bis 4.000 Blüten, Tag für Tag, kein Wochenende, keine bezahlten Überstunden. Nichts! Und wofür? Damit so ein Mistkäfer am Ende bis zu dreimal so alt wird, wie man selbst!?!
Der Realist wird jetzt sicher anmerken, dass statistisch gesehen, ein Pessimist genauso oft recht behält, wie ein Optimist. Richtig, Fakt ist aber auch, der Optimist führt das glücklichere Leben. Und wer möchte nicht glücklich sein? – Ich kann mich von Natur aus nicht gerade als Optimist bezeichnen. Jedoch versuche ich Tag für Tag, mehr und mehr einer zu werden. Und soll ich euch was sagen, ich werde hierdurch von Tag zu Tag glücklicher. –
Ein kleines Beispiel hierzu: Bei unserem letzten Einkauf hat Torgit meine Milch vergessen. Wenn es also eine Schuldfrage zu klären gäbe, wäre diese einfach gefunden 😉. – Man muss dazu wissen, ich liebe meinen frisch aufgeschäumten Cappuccino und Torgit trinkt Hafermilch. – Voll Öko, oder? Soll ich mich jetzt darauf konzentrieren, dass ich kein Cappuccino bekomme oder darauf, dass ich die letzte Tasse, unseres leckeren Van Dyck Cafés, trinken darf. Das Ganze mit Ausblick, auf grüne Berge und Täler, Schafe und Olivenhaine. Dann doch lieber Nummer zwei, oder? Manchmal ist es die Sichtweise, die glücklich macht.
„Love it, Change it or Leave it“ – Natürlich, nicht jeder kann wie wir einfach seinen Job kündigen, um auf Reisen zu gehen. Nicht jeder kann entscheiden, ob er einen Job ausübt, der ihn ausfüllt. Nicht jeder hat direkten Einfluss darauf, ob er viel Geld verdient oder eine stattliche Rente hat. Nicht jeder hat Einfluss darauf, ob er jung oder alt ist, ob er in einem gesunden oder kränkelnden Körper “gefangen” ist. Nicht jeder kann es den Nachbarn oder sonst wem recht machen. – Oder wie Torgit immer sagt: “Selbst wenn du übers Wasser gehen kannst, gibt es immer Jemanden, der Dich fragt, ob du nicht schwimmen kannst.” – Doch jeder, wirklich jeder hat die Wahl, seine Perspektive zu wählen. Vielleicht ergibt sich dann auch die Freiheit sich aus dem Ein oder Anderen zu befreien. – Falls nicht, vielleicht sieht es einfach besser aus.
Zum Schluss möchte ich noch eine Lanze, für unsere beiden Insekten brechen. Ich finde es ziemlich cool, vor allem imposant, wie sich so eine wohlgeformte Hummel in die Lüfte erhebt. Respekt. Trotz Hummel-Paradoxon, sie fliegt, und wie sie fliegt. – Meine große Schwester, hat Hummeln immer besonders geliebt – “Wenn ich einmal groß bin, möchte ich einen Mantel aus Hummelpelz”.
Und was ist mit unserem Mistkäfer? Auch die Geotrupidae haben eine ganz andere Seite. – Nicht die Ameise, sondern die Mistkäfer gelten als die Stärksten aller Tiere. Können sie doch das Tausendfache ihres Körpergewichtes ziehen. Diese Stärke gilt als Folge ihrer kräftezehrenden Paarungskämpfe. – Mistkäfer scheinen doch zu wissen, wofür es sich lohnt. – Galten sie doch schon im alten Ägypten als Glücksbringer.
Für Euch jetzt als Video ‘Flight Of The Bumblebee’, der Hummelflug von Rimsky-Korsakov zu verlinken wäre die eine Sicht auf die Medaille. – Ich bevorzuge eine andere …
Neueste Kommentare