Wache mitten in der Nacht auf, liegt es daran, dass Torgit so unruhig schläft? Diese, wie in den letzten Nächten, geistern mir Liedtexte im Kopf herum. – Von Tag zu Tag sinkt das Niveau. –

Vorgestern noch Marius, mit Freiheit: “Alle, die von Freiheit träumen, Sollten’s Feiern nicht versäumen, Sollen tanzen auch auf Gräbern, Freiheit, Freiheit, Ist das Einzige was zählt, Freiheit, Freiheit, Ist das Einzige was zählt” – Soweit ja noch akzeptabel.

Dann am nächsten Tag schon, Ab in den Süden, von Buddy: “…Eeh ab in den Süden, der Sonne hinterher, ejo was geht

Der Sonne hinterher, ejo was geht ja ich sag, eeh ab in den Süden…”.

Heute ist der Tiefpunkt erreicht: „Hoppe, Hoppe, Reiter.“ – “…Wenn er fällt dann schreit er, fällt er in denGraben, da fressen Ihn die Raben, fällt er in den Sumpf, dann macht der Reiter plumps.” – Mit was haben uns unsere Eltern, Omis und Opis da eigentlich gequält. Kein Wunder, dass eine ganze Generation meint, anders zu sein. Wir konnten nicht normal werden. – Sorry Mutter, aber das musste mal gesagt sein. 😉

Scheinbar bin ich dann doch noch eingeschlafen. Beim Aufwachen ist klar, das Wetter schlägt um, es wird kälter und regnerischer. Nach dem Studium des Wetterberichtes beschließen wir unseren Weg in Richtung Süden fortzusetzen. 

Gesagt getan, nun heißt es wieder mal Hector beladen. Noch während wir die letzten Teile verstauen, fängt es zu nieseln an. Regen und Schmuddelwetter begleitet uns auch während der Fahrt. 
Unser heutiges Ziel ist Nantes. – Wir machen uns mit gemischten Gefühlen auf diesen Weg. Einerseits verspricht die Stadt Nantes viele spannende Eindrücke, andererseits wird es sicher eine besondere Art der Aufarbeitung: Kennt Ihr Menschen, die Euch mit allen Sinnen berühren, Menschen, die so strahlen, dass man das Gefühl hat, eine strahlende Kerze vor sich zu haben? – Die Erinnerungen an einen solchen Menschen begleiten uns auf diesem Weg und sicherlich auch durch die Stadt. 
 
In meinem Elternhaus hängt in einem kleinen Bilderrahmen folgender Spruch:
„Es muss jemand ganz besonderes kommen, um dir zu helfen jemand besonderes zu vergessen“ Soweit so klar. – Doch wie vergisst man jemand ganz besonderes?

Mit uns auf diese Tour durch die Stadt Nantes, geht ein kleines Notizbuch, fast ein kleines Tagebuch. Dieses enthält Eindrücke, die eine junge Frau namens Aga, auf Ihrer Tour durch diese Stadt gesammelt hat. – Aga war solch ein besonderes Menschenkind. Durch Zufall purzelte sie in unser Leben. – Wie es dazu kam? – Torgit hatte sich etwas in den Kopf gesetzt. Sie wollte sich als Hundesitter verdingen. Doch es sollte nicht irgendein Hund sein, sondern die Rasse war klar definiert: Rhodesian Ridgeback oder keiner. – Ich schmunzelte über soviel Optimismus. – Doch was ich nicht glaubte, geschah. So stand einige Tages später Aga vor der Tür. Sie brachte nicht nur sich, Ihren Hund Adwoa, sondern auch noch ihren damaligen Partner Dennis in unser Leben. Täglich wurde Adwoa gebracht und geholt, und von Mal zu Mal wurde die Bindung zu Aga und Dennis tiefgründiger. Wir erlebten ein junges Paar, während glücklicher und weniger glücklicher Phasen. Doch vor allem lernten wir einen Menschen kennen, der das Leben voll und ganz auszukosten schien. Jemand der sich der Aufgabe verschrieben hat, Krankheiten zu diagnostizieren und zu bekämpfen. Aber vor allem jemand, der sein Umfeld durch Ihr Strahlen erleuchtete. Doch wie eine Kerze, welche an zwei Seiten angezündet wurde, brannte Sie viel zu schnell ab. Aga hat uns verlassen. Die Krankheit, die sie selbst so oft diagnostizierte, hat Ihr, im Alter von 28 Jahren, das Leben gestohlen. – Mich erinnerte sie immer an die Möwe Jonathan, weshalb ich Ihr dieses Buch schenkte.- Danke Dir Dennis, dass Du uns diese, nun Deine Notizen anvertraut hast. Wir freuen uns immer Dich auf einen Kaffee oder zwei zu sehen. 

Statt zu grübeln hätte ich vielleicht einmal früher auf die Tankuhr schauen sollen. Als ich genauer hinschaue, zeigt das Display noch Reserve für 40 Kilometer an. Unser Ziel ist in 35 Kilometern. Doch besser noch tanken. Doch die Dichte der Tankstellen lässt zu wünschen übrig. Sicherheitshalber fahre ich eine Abfahrt früher ab, noch zehn Kilometer Reserve und die Tankstelle ist „nur 5 Kilometer entfernt. Dass passt…” – Irrtum, es passte nicht. Stottern und aus. Also zur nächsten Tankstelle trampen. – Was Dank Geldschein in der Hand, sehr flüssig funktionierte. – Als wir verspätet am Platz unserer Wahl ankommen, hat dieser schon geschlossen. Doch wir finden einen nahegelegenen Stellplatz. Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.
 
Ergänzung: Der Tod begleitet uns seit Menschengedenken, doch seine Akzeptanz lässt immer noch zu wünschen übrig. Doch der Tod ist halt vielschichtig. Wenn er als Krebs sein Handwerk verrichtet, empfinde ich ihn als besonders grausam. – Liegt es daran, dass er mir auf diese Art drei geliebte Menschen genommen hat? – Hierzu stelle ich mir immer die Frage, ob die Medizin in Bezug auf die Heilung dieser Krankheit nicht weiter fortgeschritten wäre, wenn sich mit Chemotherapie, nicht so schön Geld verdienen ließe?
Diese zwei Bücher haben mir geholfen, mich dem Thema Tod auf andere Art und Weise zu nähern:
No.1 – “Die Bücherdiebin” von Markus Zusak. – Die Geschichte des  jungen Mädchens Liesel, während der Kriegsjahre im Nazideutschland. Das Besondere daran, ist nicht nur aber vor allem, die Perspektive des Todes, der sich immer wieder dem Mädchen nähert.
No. 2- “5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen” von der Australierin Bronnie Ware. – Sie begleitete Sterbende in den letzten Wochen ihres Lebens. In ihrem Buch, bringt sie es auf fünf elementare Punkte: Mut zu haben sein eigenes Leben zu leben – weniger zu arbeiten – Gefühlen Ausdruck zu verleihen – Freundschaften zu pflegen, sich Freunde zu gönnen.
Erkenntnis des Tages: Zum Tod habe ich nur eine Erkenntnis, immer wieder leben, als ob es der letzte Tag wäre. – Dies ist Herausforderung genug!
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