„Wochenend’ und Sonnenschein
Und dann mit dir im Wald allein…“

Für das Wochenende ist Sonne satt angesagt. Ideale Voraussetzung für eine Spazierfahrt in’s Grüne. So machen Torgit und ich uns auf, um meine zweite Heimat zurück zu erobern. Da ich fünfzehn Jahre in Berlin und in der nördlich angrenzenden Kreisstadt Oranienburg gelebt habe, wollen wir von dort das Umland erkunden. Zuerst halten wir noch einmal bei meiner Freundin Moni. Ich habe beim letzten Besuch, aus Versehen einen Löffel eingesteckt. Unterwegs stellte ich fest, dass er nicht aus Silber ist. Ein guter Grund ihn zurück zu bringen. Jetzt wundert sich sicher der ein oder andere. Warum steckt man einen Löffel in die Hosentasche, wenn man kein Kleptomane ist? – Ihr werdet es nicht glauben, doch seit ich zum WAGENVOLK gehöre, habe ich häufiger Gabel und Löffel, das Taschenmesser nicht zu vergessen, in der Hosentasche.

VW T6.1 Spacecamper - planBwagen - vanlife an der Schleuse Liebenwalde

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Dann fahren wir durch die Stadt und hinaus Richtung Lehnitzsee. Die Sonne scheint strahlend vom Himmel. – Auf der Bernauer Straße kommt man unweigerlich am Hinweisschild „Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen“ vorbei. Die Sonne verblasst. Obwohl ich hier schon hunderte Male entlang gefahren bin, stelle ich mir immer dieselbe Frage: Wie kann es sein, dass es keiner gewusst haben will?

Das Konzentrationslager Sachsenhausen liegt nicht weit draußen, sondern direkt am Rande der Stadt Oranienburg. Die ehemaligen „Offiziershäuser“, sowie das angrenzende Finanzamt, stehen direkt an der Bernauer Straße. Dies ist nicht irgendeine kleine Seitenstraße, sondern eine der zwei stark befahrensten Hauptstraßen des Ortes. Wo heute Steuerbescheide erstellt werden, haben damals etwa hundert nationalsozialistische Schreibtischtäter 32 KZ-Hauptlager „verwaltet“. Eine Maschinerie des Todes. 

Doch der Terror begann in Oranienburg schon viel vorher. Bereits im März 1933, zentral in Oranienburg, knapp 200m vorm Schlossplatz, wurde das erste staatliche Konzentrationslager Preußens eingerichtet.

Sogar nach Ende des Krieges und der Niederschlagung des NS-Regimes, wurde in der Sowjetischen Besatzungszone munter weiter geschafft. Sachsenhausen wurde zu einem der sogenannten Sowjetischen Speziallager. In Nr. 7 (später Nr. 1) waren 60.000 Häftlingen kaserniert. 12.000 starben an Hunger und Krankheiten, u.a. Heinrich George, deutscher Schauspieler, sowie Vater des Schauspielers Götz George.

Erst 1950 war auch das vorbei. – Siebzehn Jahre sterben Menschen mittendrin oder nebenan und keiner, fast keiner hat davon etwas mitbekommen? Und das obwohl angeblich die Rauchwolken der Krematorien regelmäßig über der Stadt hingen!?

Man merkt schon, meine Gefühle zu Oranienburg sind gespalten. Ich habe an die Stadt viele gute Erinnerung, doch halt auch viele “gemischte“. – So bin ich froh, als wir an der Lehnitzschleuse die Stadt verlassen und in das Grün der Wälder eintauchen.

Schleuse Liebenwalde - Blick auf den Malzer Kanal

Schleuse Liebenwalde 

Es dauert seine Zeit, doch die darauffolgende Landschaft mit Ihren sonnengelben Feldern und Wäldern im dichten Grün, vertreibt allmählich die düsteren Gedanken. Schon bald biegen wir Richtung Liebenwalde ab. Die Straße führt uns in Richtung Obere Havelniederung. Wald und Felder wechseln sich ab. Zeit für eine Brotzeit. Zu diesem Zwecke biegen wir kurz vor Sandberge spontan, links von der Hauptstraße ab. Hier geht es Richtung Schleuse Liebenwalde. Diese befindet sich bei Kilometer 45,3 der Oberen Havel Wasserstraße. Schon wenige Meter weiter stehen wir direkt am Wasser und blicken auf die Schwäne.

Also schnell die Schaffelle ins Gras geschmissen, Brettchen raus und schon wird gespeisst. Der Platz ist nicht nur wunderschön, sondern ruhig gelegen. Das Gewässer wird hier als Malzer Kanal bezeichnet. Hier wäre sicher auch eine Übernachtung möglich. Doch wir wollen noch ein wenig mehr, von der Landschaft sehen. – 52°51’00.9″N 13°23’49.2″E

Shelter, Flugzeugbunker, welche als Stahlbetongewölbe mit Panzertoren konstruiert sind sind im Luftfahrtmuseum Finowfurt
Iljuschin Il-14 von Walter Ulbricht im Luftfahrtmuseum Finowfurt
DDR Feuerwehrfahrzeuge im Luftfahrtmuseum Finofurt B1000 und IFA W50

 Luftfahrtmuseum Finowfurt

Wir kreuzen den Pechteich See und nähern uns der Schorfheide. Doch zuerst wollen wir zum Luftfahrtmuseum Finowfurt. Für 7,- € Eintritt, kann man am Rande des ehemaligen Militärflughafens einen geschichtlichen Rückblick in die DDR erhalten. Mehrere Shelter, sprich Flugzeugbunker, welche als Stahlbetongewölbe mit Panzertoren versehen sind, stellen die Kulisse. – Wir sehen eine Tu-134. Dies ist ein zweistrahliges Kurzstreckenflugzeug, des sowjetischen Herstellers Tupolew. Torgit ist sich noch nicht sicher, ob sie an Bord den Job des Purser übernimmt oder doch direkt auf dem Pilotensitz Platz nimmt. – Die nächste Maschine ist eine Mikojan-Gurewitsch, MiG-21,  ein einstrahliger Abfangjäger. – Auch ein Jagdbomber Typ Suchoi Su-22, sowie diverse Triebwerke sind zu besichtigen. Doch wir fanden die Iljuschin Il14 von Walter Ulbricht am spannensten.

Unter den Militärhubschraubern fällt mir ein Mi-8T auf. Dieser wurde bis nach der Wiedervereinigung auch vom, in Oranieburg stationierten 239. Hubschrauberregiment genutzt.  Diverse Militär und Feuerwehrfahrzeuge sind ebenfalls ausgestellt. Sogar einen Mig-21 Kampfjetsimulator kann man bewundern. Alles wirkt ein wenig angestaubt. Doch das gehört sicherlich dazu.

Luftfahrtmuseum Finowfurt - Mil Mi-8 Transporthubschrauber
B 1000 im Luftfahrtmuseum Finowfurt
Gangway des Flughafen Schönefeld im  Luftfahrtmuseum Finowfurt

Ebenfalls steht hier eine Antonow  Typ An-2. Hierbei handelt es sich nicht nur um den größten einmotorigen Doppeldecker der Welt. Die An -2 ist eines  der meistgebauten Flugzeuge. Ich verbinde aber noch etwas damit. Solche Maschinen dienten oft als Absetzflugzeug. Ich selbst habe diverse Fallschirmsprünge damit erlebt.

Man sieht anhand der Fotos, ich hatte eine gespaltene Meinung zur An-2. Einerseits wirkte sie, aufgrund ihrer Fehlzündungen und optischen Qualität, eher verängstigend. Andererseits erleichterte genau dies den Ausstieg. Doch ich wollte mich so oder so, neben Kerstin, meiner hübschen Begleitung nicht blamieren.  Wenn es um wagemutige Dinge ging, konnte mein Freund Michi auch nicht weit sein. – Also immer kernig raus.

Fallschirmspringer - Marc in in Zielona Góra, deutsch Grünberg in Schlesien
Michael Perterer in Zielona Góra, deutsch Grünberg in Schlesien
junge Fallschirmspringerin in Zielona Góra, deutsch Grünberg in Schlesien
Fallschirm packen in in Zielona Góra, deutsch Grünberg in Schlesien
Glücklicher Taucher am Werbelinsee vor schwarzem Land Rover Defender

Opel Gang

Doch heute ist das Gelände fest in der Hand des Opel-Clubs Barnim, die hier ein Treffen ausrichten. So stehen zwischen all den alten Fahrzeugen diverse Opel aller Couleur. Wir sind ja auf einem ehemaligen Militärgelände, deshalb wähle ich die entsprechenden Worte. Damit der „Erzfeind“ Volkswagen nicht zu kurz kommt, machen wir ebenfalls ein paar Fotos. In diesem Fall nicht GTI, sondern Bulli mit Flugzeug & Co.

Als wir das Museum gerade verlassen haben, kommt uns der Opel GT-Club Berlin mit geschätzt zwanzig dieser Klassiker entgegen. Ich bin kein Opel Fan, doch beim Opel GT mache ich eine Ausnahme. Dieser ist einfach eine Liga für sich.

 
VW T6.1 Spacecamper - Delta4x4 classic_B - vor Iljuschin Il-14 von Walter Ulbricht im Luftfahrtmuseum Finowfurt
VW T6.1 - Delta4x4 - Terranger Umbau vor DDR Kampfflugzeug
VW T6.1 Spacecamper - Maxtrax - planBwagen im Luftfahrtmuseum Finowfurt
 Tu-134 - Tupolw - im Luftfahrtmuseum Finowfurt

eWerbelinsee und Schorfheide.

Als nächstes geht es zum Werbelinsee. Dieser ist mitten in der Schorfheide gelegen. Mit knapp 10 Kilometer Länge und 1,5 Kilometer Breite ist der Werbelinsee durchaus imposant. Zum Baden, für Bootstouren und Angelausflüge ist der Werbelinsee seit jeher beliebt. Wir nähern uns dem See vom östlichen Ufer. Der hier angrenzende Eichenmischwald ist trotz frischer Luft, einfach atemberaubend. Wir halten an einem Waldparkplatz direkt am Wasser. Laut Park4Night könnte man auch hier übernachten. – Doch der Platz ist uns zu abschüssig. Das Wasser ist relativ warm und absolut klar.

Tauchen am Werbelinsee:

Es hat schon seinen Grund, warum ich hier früher oft „unter“-getaucht bin. Nicht nur wegen der Tiefe von knapp 50 Metern oder den oft guten Sichtweiten. Der Grund ist, es gibt hier etliche Wracks. Schräg gegenüber befindet sich z.B. der Tauchplatz Dornbusch. Das Foto oben zeigt mich genau an diesem Platz. Hier liegt auf etwas über 30 Meter Tiefe ein alter, ca. 30 Meter langer Kaffenkahn. Obwohl das Schiff bereits über 150 Jahre auf Grund liegt, konnte man immer noch gut das rote Holz erkennen. Etwa zwei Kilometer südlich ist ein zweiter schöner Tauchplatz. Am sogenannten Kap Horn liegen sogar mehrere Wracks. Es gibt also genug zu sehen. Wobei ich mir eingestehen muss, dass es mir inzwischen da unten zu kalt und dunkel geworden ist. Tauchen ja, doch bitte nur noch unter karibischen Bedingungen.

Schiffshebewerk Niederfinow

Für uns beginnt die letzte Etappe des Tages. Es geht an die Finow.
Unser Nachtquartier finden wir etwas oberhalb des Schiffshebewerk Niederfinow, dem ältesten noch arbeitenden Schiffshebewerk Deutschlands. Es liegt am östlichen Ende des Oder-Havel-Kanals und überwindet den Höhenunter-schied von 36 Metern. Das in die Jahre gekommene Schiffshebewerk ist einen Besuch wert.

Direkt daneben entsteht nun der Nachfolger. Neuer mag ja vielleicht besser sein, schöner ist es jedoch allemal nicht.
Unser Stellplatz für die Nacht scheint bekannt zu sein. Etliche Angler und Camper stehen hier friedlich beisammen. Wer also einen Stellplatz Nähe des Hebewerkes sucht, hier findet er ihn: 52°51’13.7″N 13°54’32.8″E.

Trotz der düsteren Gedanken am Vormittag, hatten wir heute einen sonnigen, friedlichen Tag. Wir genießen noch ein wenig die untergehende Sonne und machen ein kleines Bier Tasting. Dank Kai Graf, der uns zu unserem Treffen im Bergischen ein paar Flaschen Bier mit gebracht hat. – Entsprechend gut ist unser Schlaf. 

Auch der nächste Morgen weckt uns mit Sonnenschein. – Zum Frühstück gibt es Rührei, mit Speck und frischen Kräutern. – Eine kleine Aufmerksamkeit unser neuen Nachbarn, Heidi und Peter, sie aus Hamburg, er aus Berlin. Obwohl wir an der Finow stehen, summt mir ständig “Deine Welt sind die Berge…” durch den Kopf. 

Schiffshebewerk Niederfinow Nord
Schiffshebewerk Niederfinow
Schiffshebewerk Niederfinow

„…Weiter brauch ich nichts zum Glücklichsein
Wochenend und Sonnenschein“

Comedian Harmonists – Apropos, in diesem Zusammenhang fällt mir auf, wie unterschiedlich man durch Musik geprägt werden kann. In meiner Jugend, hatte ich einen Freund Olaf. Dessen Vater hörte die Stones. Was hörte Junior? Auch die Stones. – Damals hätte ich mich nicht getraut zu sagen, ich mag die Comedian Harmoists, welche bei uns zu Hause, von meinem alten Herren, immer unter der Dusche gesungen wurden. Dennoch wundert sich Torgit, wie eh und je über meine Textsicherheit.

Teile unsere Reise mit Deinen Freunden
de_DEGerman