Guten Morgen, dies ist ein guter Morgen. – Dies ist der wichtigste Tag in Deinem Leben. Weil jetzt jetzt ist. Gestern ist vergangen. Was Morgen ist wissen wir nicht. Dieser Tag ist jetzt. Du kannst ihn nutzen, wie auch immer du es wünschst. –
Carpe diem
Wir alle kennen diese Aussage. – Carpe diem, er ist so alt wie unsere Zeitrechnung. Er stammt vom römischen Dichters Horaz und fordert dazu auf, die knappe Lebenszeit heute zu genießen und nicht auf den nächsten Tag zu verschieben. Zwar war dies ursprünglich auf das Ende eines Gedichtes bezogen. Doch sicherlich wird uns gerade jetzt noch deutlicher, was carpe diem wirklich bedeutet. – Wer also bei den ersten Zeilen gedacht hat, jetzt ist der Häusgen endgültig durch geknallt, der mag recht haben. Doch dies ist ja nichts Neues. – Mit den o.g. Zeilen beginnt unsere morgendliche Morgenmeditation und so langsam entwickelt sich eine Routine. Wir danken Jeroen dafür, dass er uns diese Worte schenkt.
Wie geht es euch an diesem, heutigen Morgen? – Ich würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere uns an seinen Gefühlen teil haben lassen würde. – Wir kennen ja viel zu wenig von Euch. – Ist es ein guter Morgen? Seid ihr glücklich?
Heute ist der Internationale Tag des Glücks, auch Weltglückstag genannt. – Doch fühlen wir dies auch? – Am 28. Juni 2012 hat die UN-Hauptversammlung beschlossen, dass am 20. März jeden Jahres der Weltglückstag gefeiert wird. – Sozusagen staatlich verordnetes Glück🍀. – Heute, am 20.März 2020 lautet das Motto zum Internationalen Tag des Glücks “Happiness For All, Forever”. – Für alle, für immer?
Ich könnte mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen zur Zeit sehr schwer fällt sich auf Spaß, Lebensfreude und die positiven Dinge zu fokussieren. Vor allem weil jeder in irgend einer Form betroffen ist. Da muss man gar nicht selber an Covid-19 erkrankt sein. Uns geht es da sicherlich noch verhältnismäßig gut. Sicherlich werden wir Geld verlieren, egal ob an den Fahrzeugen, welche wir verkaufen müssen oder wollen, an der Veräußerung unseres Hausstandes und und und. Es trifft alle Schichten. Obwohl sich an deutschen Aktienmärkten zum Wochenausklang vorübergehende Entspannung breit macht, konnten viele, die in Aktien investiert haben, in den letzten Tagen zusehen, wie ihr Erspartes in einer Geschwindigkeit verrauchte, die es noch nie zuvor gegeben hat. Noch schlimmer trifft es all diejenigen, welche zur Zeit Kurzarbeit machen oder ihren Job verlieren. – Doch was ist all dies, gegen das Elend der Familien, die zur Zeit jemanden verlieren.
Sicherlich werden die Einschläge für alle näher kommen. Es trifft z.B. die Familie meines Onkels in Italien. Castano Primo, wo er wohnt, liegt nord-westlich der Metropolitanstadt Mailand, in der Region Lombardei. – Mein Onkel hat ein stolzes Alter, dafür kann man dankbar sein. – Für seine Familie ist es schlimm, denn sie wissen, dass sie weder Abschied nehmen können, dürfen, noch eine Beerdigung im familiären Rahmen erhalten. Gerade für strenge Katholiken ist das Thema Feuerbestattung ein heikles. – Doch was ist unser Fokus?
Wir wachen vom Klang des gurgelnden Baches auf. Alles wirkt hier, am Rande des Naturschutzgebietes, so friedlich. Die Sonne scheint und als wir die Türen öffnen, strömt frische Waldluft in unseren Bulli. – Das Funknetz hat hier nicht nur Löcher, sondern ist überhaupt nicht existent. Uns hat dies sehr gut getan. Denn nach den vielen negativen Nachrichten der letzten Tage, konnten wir einfach mal durchatmen.
Unser Gedankenkarussell kommt zur Ruhe, es gelingt uns dadurch besser, den Blick wieder in Richtung der positiven Momente zu richten. Wir sind hier, wir sind gesund, zumindest fühlen wir uns so. Wir haben die Chance uns in den nächsten Wochen in unserem Bunker zu verkriechen. – Für alle, die es nicht wissen, wir wohnen in einem alten Bunker mitten in Köln. – Was wollen wir mehr? – Wir haben sogar ein wenig Toilettenpapier an Bord und hungern werden wir so schnell auch nicht. – Wir sind dankbar und dies macht uns glücklich.
Auch heute beschließen wir weiter in Richtung Köln zu fahren. Es wird Zeit, nicht nach zu Hause, jedoch in die alte Heimat, in unseren Bunker zurück zu kommen. Wir lassen uns nur deshalb Zeit, um unseren zwei Untermietern den Auszug in Ruhe zu ermöglichen. Diese wollten im Ursprung bereits raus sein, doch Umzug & Co. haben sich auch hier in die Länge gezogen.
Wir durchfahren Bad Bergzabern. Dabei sehen wir zufällig das Westwallmuseum am Straßenrand. Hierbei handelt es sich um den letzten erhaltenen Artilleriebunker des Westwalles in der Südpfalz. Beim Anblick dieses Bauwerkes, bin ich froh, dass unser Bunker hell und weiß ist. Zu anderen Zeiten hätten wir sicher gehalten. Doch auch hier prangt ein Schild, wegen Covid-19, bis zum 10. Mai geschlossen. – Ob dies nicht zu optimistisch ist? Ich hoffe die Betreiber behalten recht.
Auch in Deutschland werden nun Campingplätze geschlossen. Hier in Baden-Württemberg ist die Sachlage noch nicht klar, doch in NRW ist die Schließung bereits angeordnet. Sicherlich macht dieses ebenfalls Sinn. Wir rechnen damit, dass im nächsten Stepp ein generelles Ausgangsverbot verhängt wird. Denn die angekündigten Maßnahmen, scheinen die Menschen immer noch nicht dazu zu bewegen ihre sozialen Kontakte einzuschränken.
Beim Durchfahren mehrerer Dörfer, sehen wir noch offene Blumenläden, Menschen am Imbissstand stehen oder dicht zusammen am Straßenrand. Man kann unsere Kanzlerin mögen oder nicht. Doch ich kann durchaus nachvollziehen, das es für ein Mädel aus der ehemaligen DDR, die letzte Maßnahme ist, in einer Demokratie, eine Ausgangssperre anzuordnen. Wir verziehen uns so oder so, spätestens am Wochenende in unseren Bunker.
Ach ja, scheinbar gilt es ja nun Widerstandskräfte zu mobilisieren. Wir haben heute Morgen wieder mit unserem Frühsport begonnen. Für mich Kniebeugen, Liegestütze, Situps, Planke, für Torgit Yoga.
Auf Ibiza hören wir, dass dort die Maßnahmen immer drastischer werden. Wer mit mehr als einer Person im Fahrzeug fährt, muss mit hohen Strafen rechnen. Was erwartet uns in den nächsten Tagen? Wir hoffen nur Gutes. Genießt die Sonne, denn auch das Wetter soll wieder schlechter werden. Doch wir haben März, also etwas ganz normales für diese Jahreszeit. Und wer weiß, vielleicht kann die Natur jetzt erst mal aufatmen. Wir brauchen die Natur, die Natur uns nicht.
Zwischendurch passieren wir ein historisches Stadttor in Billigheim-Ingenheim – 49°08’17.8″N 8°05’42.7″E – Wir bewegen uns hier auf der Südlichen Weinstraße. Wie der Name schon sagt, ist die Region hier durch den Weinanbau geprägt. Doch auch die vielen Fachwerk-Häuser gefallen uns sehr.
Gegen Nachmittag erreichen wir unser letztes Etappenziel. Wir parken Hector auf dem Waldparkplatz Forsthaus Lindemannsruhe – 49°28’44.7″N 8°07’14.3″E – in der Nähe von Freinsheim. Wir haben inzwischen die Landesgrenze überschritten und sind in Rheinland-Pfalz gelandet. – Wir wollen noch ein wenig frische Luft schnappen und marschieren zum nahe gelegenen Bismarckturm – 49°28’45.0″N 8°07’46.3″E – Wusstet ihr, dass in Deutschland, Frankreich, Tschechien, Polen, Russland, Österreich, Kamerun, Tansania und Chile noch 173 Bismarcktürme und -säulen stehen? – Mir war dies nicht bewusst. Das noch übrigens, da es vorher noch deutlich mehr gab. Es waren einmal 240. Das nenn ich mal Heldenverehrung. Wir kennen nun zumindest einen davon. Ein netter Platz für eine Wanderung. Besonders gut haben uns die Bänke rundherum gefallen. So genießen wir hier die Nachmittagssonne.
PS: Apropos Carpe Diem, da wir ja in den nächsten Wochen sicherlich mehr Zeit auf der Couch verbringen, wäre mein Filmtipp “Dead Poets Society” auch als “Club der toten Dichter” bekannt. Ich lieb diesen Film, Robin Williams in seiner Paraderolle. “Carpe diem – Nutze den Tag – “Weil wir irgendwann nur noch Würmernahrung sind”
Das Video dazu findet Ihr hier.
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