Als wir heute Morgen auf unserem Waldparkplatz Spessart – 48°55’11.0″N 8°25’38.2″E – aufwachen, scheint bereits die Sonne. Die Vögel zwitschern. Das ist übrigens etwas, was uns bereits auf unserem letzten Waldparkplatz aufgefallen ist. Natürlich kennen wir aus Köln Vogelgezwitscher. Doch das ist eher das Gurren der Tauben, beziehungsweise das Geschnatter, um nicht zu sagen ohrenbetäubendes Gezeter und Geschimpfe der grünen Halsbandsittiche. Doch hier hören wir altbekannte, heimatliche Geräusche, echte Vogelstimmen, nicht vom Band. Wir identifizieren einen Specht, Amsel, Blaumeise und sogar ein Uhu. – Drossel, Fink und Star, wie im Heimatlied hören oder sehen wir jedoch nicht. – Heimat, wir haben dich zwar noch nicht vermisst. Doch es ist spannend wie reich du sein kannst.
Mit der Sonne kommt auch der ein oder andere Spaziergänger auf unseren Parkplatz. Auf dem obigen Foto, ist übrigens ein Auto von Autonomen zu erkennen. – Ja, richtig unser Hector ist gemeint. Denn als ich gerade einmal für kleine Jungs gegangen bin, kommen mir Spaziergänger entgegen und fragen ob ich zu den Autonomen gehören würde und zeige nun auf Hector.
Dabei ist die Frage gar nicht negativ gemeint, es stellt sich heraus, dass das Paar selber seit vielen, vielen Jahren einen T4 fährt. Ich bin beruhigt, hatte ich doch kurz Sorge mit Steinen beschmissen zu werden.
Auch am heutigen Tag wollen wir uns möglichst weit weg von Menschenansammlungen halten. Deshalb suchen wir uns eine Stellmöglichkeit in der Nähe von Landau. Über park4night finden wir eine Empfehlung. Neben einem ehemaligen Tennisplatz, außerhalb der kleinen Ortschaft Pleisweiler-Oberhofen – 49°06’59.0″N 7°59’21.9″E – und am Rande eines Naturschutzgebietes. Auf die letzten 500 m dorthin gibt es lediglich die Einschränkung nur für Anlieger. Doch wir haben ja ein Anliegen. Dort angekommen, parkt dort noch ein Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi geht. Wir beschränken uns auf einen netten Gruß aus der Ferne.
Die Lage ermöglicht es uns ein wenig spazieren zu gehen, ohne auf Menschen zu treffen. Durch das Tal fließt ein kleiner Bachlauf. Die Bäume am Wegesrand sind stark vermoost. Überhaupt erinnert die Gegend hier eher an einen Märchenwald. Wilde Farne, umgestürzte Bäume, dichtes Untergestrüpp. Zwei Verkehrsschilder, kurz hinter dem ehemaligen Tennisplatz, weisen in beide Richtung je eine Einschränkung aus. Naturschutzgebiet in die eine Richtung, nur für landschaftliche Fahrzeuge, sowie Bundeswehr zulässig, in die andere Richtung. Doch wir wollen ja weder in das Naturschutzgebiet, noch in die andere Richtung mit unserem Hector eindringen.
Der Spaziergang an der frischen Luft tut uns gut. Einfach mal wieder kräftig durchatmen. Ob wir uns nach dieser frischen Luft an den Kölner Smog wieder gewöhnen können? Ach ja, vielleicht gibt es ja gar kein Smog. Denn zumindest theoretisch, sollten ja weniger Fahrzeuge auf der Straße unterwegs sein. Ein Stückchen weiter entdecken wir eine alte “Forschungsstation der Bundeswehr” – 49°07’09.2″N 7°58’43.7″E – Scheinbar wird die Anlage seit langem nicht mehr benutzt. Die Zäune sind verfallen, doch das Wachhaus und die Beschilderung erinnern noch an den kalten Krieg. Mir fallen hierzu spontan die Textzeilen von Sting ein.
“…On either side of the political fence
We share the same biology, regardless of ideology
Believe me when I say to you
I hope the Russians love their children too…”
Gegen Abend verdunkeln wir die Frontscheibe und stellen das Dachzelt auf. Nicht dass jemand denkt, wir würden ein Campingverhalten an den Tag legen. Wir unterbrechen unsere Fahrt lediglich zur Rückgewinnung der Fahrbereitschaft 😉
Es kommt wie es kommen musste? – Wenige Minuten später kommt ein Allradfahrzeug vorbeigefahren und bremst. Ich schau aus der Tür und werde grußlos angesprochen. “Wissen Sie nicht, dass sie hier nicht stehen dürfen?” Nein, wissen wir nicht. – Glauben wir auch ehrlich gesagt nicht. Dennoch wünsche ich erst einmal einen guten Abend. Als Reaktion folgt, “Sie dürfen hier nicht stehen, sehen sie nicht, dass sie in einem Naturschutzgebiet sind?” – Ich verzichte darauf, den Herrn zu belehren, denn zumindest anhand der Beschilderung stehen wir zwar vor, aber nicht in einem Naturschutzgebiet. Ich sage wiederum dass uns das leid täte, dass wir das nicht gewusst hätten. Die schnoddrig Antwort: “Sie sind doch morgen früh weg, oder?” Da ich keine Diskussion wünsche, sag ich nett und freundlich zu, dass wir morgen früh weiter fahren, was wir ja auch beabsichtigen. Ich bedanke mich sogar herzlich. Und wünsche einen guten Tag. Statt eine Antwort, geht die Scheibe hoch und er fährt weiter.
Unabhängig davon, ob es sich um einen Förster, einen Jäger oder nur um einen besorgten Bürger gehandelt hat, hat dies kein gutes Licht geworfen. Ja, auch diese Seite von Deutschland hat uns wieder. – Fakt ist weder in den Niederlanden, in Frankreich, in Portugal oder in Spanien wurden wir jemals so behandelt. Selbst von der GNR oder der Gardia Civil, haben wir einen solchen Ton erfahren. Ganz im Gegenteil, wir können nur Positives berichten.
Doch unser Platz hier in den alten Tennisplätzen ist wirklich wunderschön. – Hier gibt es ungestörte Natur pur, kein Funk oder Datennetz dringt in dieses Tal. – Wir können durchatmen, auch von der Corona Informationsflut. – Heute Abend gibt es übrigens Linsensuppe, nicht nur mit Speck, sondern vor allem auch mit Ingwer. Torgit fügt noch hinzu, auch Kurkuma und Knoblauch. Komisch von erstem weiß ich, dass es die Widerstandskräfte stärkt, von Letzterem hätte ich nur gedacht, dass es gegen Vampire hilft. O.k. falls wir in den Supermarkt müssten, schafft es vielleicht auch Freiräume.
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