Nachdem wir gestern Abend die Grenze nach Deutschland ohne Probleme passiert haben, suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Wir durchqueren etliche kleine Dörfer. – In der Nähe von Kandern, im Markgräflerland, finden wir auf dem Wanderparkplatz Steli – 47°44’32.9″N 7°37’50.2″E- ein ruhiges Plätzchen. Diese Region in im äußersten Südwesten Baden-Württemberg und somit Deutschlands, grenzt im Westen an Frankreich und im Süden an die Schweiz.
Mitten in der Nacht hören wir mehrfach Fahrzeuggeräusche. – Als wir Morgens aufwachen, gehört uns die Waldlichtung nicht mehr allein. Insgesamt vier Camper sind hier gestrandet. Zwei davon aus der Region Hannover. Diese habe ihre Tour ebenfalls abgebrochen und sind Gestern von Südfrankreich hier hin gefahren. Da sie die Mautstraßen umgangen haben, war ihr Weg noch deutlich beschwerlicher. Auch bei ihnen ging der Grenzwechsel noch mühelos. – Doch die Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern zeigen, dass es erst wird.
“So sehr die Einschränkungen Opfer bedeuten, so wichtig ist es jetzt,
besonnen und entschlossen unser Leben zu endschleunigen” – Armin Laschet Ministerpräsident des Landes NRW
In NRW werden ab Morgen alle Freizeit-, Sport-, Unterhaltungs- und Bildungsangebote eingestellt. So müssen bereits ab Montag alle so genannten „Amüsierbetriebe“ wie zum Beispiel Bars, Clubs, Diskotheken, Spielhallen, Theater, Kinos, Museen schließen. Eine gleiche Regelung ergeht für Prostitutionsbetriebe. – Was mich beruhigt ist, dass nun sicherlich alle Panikmacher ihre Frauen von der Straße holen, da die Luden ja ebenso handeln. – Deutlich “lockerer” scheinen unsere niederländischen Nachbarn mit der Situation umzugehen. Häusliche Isolation – nicht ohne mein Gras! – Kurz nach der Ankündigung der Schließung bildeten sich lange Schlangen vor den Coffeeshops.
Torgit und ich informieren erst einmal Freunde und Familie über unsere Rückkehr in die Heimat. – Was mich wundert ist, dass sich immer noch Bekannte mit uns verabreden wollen. – Danke aber danke nein. – Lasst uns gern gemeinsam endschleunigen. Doch bitte erst mal separat. – Wir kommen gerade von einer überfüllten Fähre, natürlich glauben wir gesund zu sein. Doch Glauben und Hoffnung gehört in die Kirche.
Wir machen erst mal einen Spaziergang durch den hiesigen Wald. – Laubwölder dieser Größe sind in NRW rar geworden. Sonne und frische Luft tut gut. – Doch ich muss mich erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Während ich es noch Gestern in Frankreich mit Gebotsschildern und “Merci” zu tun hatte, sind die Schilder hier eindeutig Verbotsschilder – “kein Bitte, kein Danke” – dafür aber mit den enstprechenden Paragraphen. – § 37 der regelt übrigens das Betreten des Waldes. In Absatz vier wir spezifiziert, “Ohne besondere Befugnis ist nicht zulässig 4. das Betreten von Waldflächen und Waldwegen während der Dauer des Einschlags oder der Aufbereitung von Holz.” – Wer soll das wissen? Oder habt ihr immer das Waldgesetz, in diesem Fall für Baden-Württemberg – (Landeswaldgesetz – LWaldG) in der aktuellen Fassung an der Hand? – Nein, dann hoffe ich ihr habt im Wald Netz. – Auch ein weiteres Thema kommt auf mich zu, der deutsche Bürger. Wie er mich ansieht, nur weil ich mit Flip Flops durch den Waldlaufe. Oder habe ich da einen Absatz übersehen, der das Tagen von Flip Flops im Wald regelt? – Freue mich auf Feedback.
Doch ansonsten hat hier alles seine geregelte Ordnung. Während auf Ibiza die Straßen nicht mal einen Namen hatten, ist hier jeder Waldweg gekennzeichnet und jeder Baum durch nummeriert. – Was hat es mir gefehlt.
Kaum wieder in Deutschland und schon wieder rum nörgeln? – Um keinen falschen Eindruck zu hinterlassen, möchte ich ausdrücklich darauf hin weisen, dass viele Dinge bei uns in Deutschland besonders gut sind. Und damit ist nicht nur die Auswahl an der Wurst-, Brot- und Käsetheke gemeint. Wie sehr mir das rheinische Schwarzbrot fehlte, habe ich ja oft beschrieben.
Wir glauben zu wissen, dass es manchem Campern und Surfern in Spanien gerade ziemlich mulmig wird. – Surfer wurde heute vom Strand vertrieben. – Bei Zuwiderhandlung werden Strafen von 2.000,- € angedroht.
Doch für unsere Freunde auf Teneriffa geht gerade die Sonne in ihrem Paradies unter. Die Camper und Bullis auf der Straße wurden angehalten. Sie sollten die Fahrzeuge verlassen und sich in eine feste Unterkunft begeben, sie dürften nicht auf der Straße fahren. – Nach mehreren Hinweisen, dass sie im Auto leben, wurden sie von der Guardia Civil wohl mehr als ruppig auf einem Parkplatz dicht zusammen getrieben. Die Fahrzeuge dürften nicht mehr verlassen werden. Die Duschen und Toiletten auf dem benachbarten Campingplatz wurden geschlossen. Danach kam die Policía Local. – Die Herren der kommunalen Polizeibehörden waren zwar freundlicher, doch eine Lösung für Toilette oder so gab es nicht. – Der gegenüberliegende Supermarkt darf nur noch einzeln und mit Handschuhen betreten werden. – Da die Regale fast leer sind, gibt es aber auch kaum was anzufassen. – Ab Morgen soll angeblich das Militär die Einhaltung der Maßnahmen kontrollieren. – Wir haben alles richtig gemacht. – Auf den Schock machen wir uns erst einmal eine Tüte unseres Ibiza Kaffees auf. Wir sitzen mit dem Gefühl im Bulli alles richtig gemacht zu haben. Danke Deutschland, auch für deine Besonnenheit.
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