Der heutige Morgen ist grau, das Meer bricht sich an den Klippen und macht einmal mehr bewusst, das Meer lässt sich nicht zähmen.

Orientierung ist deshalb nicht nur in stürmischer Nacht das A und O auf dem offenen Meer. Leuchtfeuer, später Leuchttürme hatten deshalb immer eine besondere Bedeutung in der Seefahrt. Doch der von den Römern errichtete Herkulesturm in der nordspanischen Stadt A Coruña, zu dessen Füßen wir am frühen Morgen stehen ist ein ganz besonderer Leuchtturm. Im 2. Jahrhundert nach Christi erbaut, ist er nicht nur erhalten, sondern bis zum heutigen Tage in Betrieb. Seit zehn Jahren gehört er nun zum Weltkulturerbe der UNESCO.  Vielleicht ist so sicher gestellt, dass er auch kommenden Generationen erhalten bleibt. 

Wir lassen das Meer noch ein wenig auf uns wirken, danach beginnen wir unsere nächste Etappe. – Heute geht es nach Santiago de Compostela. Wir wollen den Endpunkt des Jakobswegs (Camino de Santiago), welchen wir in den letzten Tagen immer wieder gekreuzt haben, mit eigenen Augen sehen. Hierbei geht es uns weniger um den vermeintlicher Begräbnisort des biblischen Apostels Jakobus, dessen sterbliche Überreste hier aufbewahrt sein sollen.

Wir wollen natürlich auch einen Blick auf die Kathedrale werfen, doch spannender finden wir die Pilger, welche in die Stadt einziehen. Diverse Pilgerpfade nicht nur hier in Spanien, sondern auch aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien enden hier. Den Caminho Portugues, einen Küstenwanderweg in Portugal, wollen wir selbst noch ein wenig erkunden. – Besonders faszinierend finden wir, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Pilger deutlich gestiegen ist. Erreichten im Jahr 2.000 etwas 50.000 Pilger die Stadt, hat sich die Zahl inzwischen mehr als versechsfacht. – Liegt es vielleicht daran, dass alles noch schneller zu gehen scheint? Sehnen wir uns nach innerer Ruhe? – Wir wissen es nicht, doch eines scheint sicher, hier entsteht positive Energie. Im Umfeld der Kathedrale scheint diese spürbar. Es wird viel gelacht, die Menschen scheinen förmlich zu strahlen. Zufällig werden wir noch Zeuge, wie ein Pilger-Paar sich direkt vor der Kathedrale fotografieren lässt, plötzlich sinkt er vor ihr auf die Knie. Obwohl wir nicht verstehen, was er fragt, ist uns und allen Umstehenden bewusst, dies ist die Frage aller Fragen. Da beide sich in die Arme sinken, wird klar, dass er erhört wurde. Plötzlich beginnt der ganze Platz vom Händeklatschen der Anwesenden zu erklingen. – Wir suchen uns ein sonniges Plätzchen und lassen Kathedrale, den Obradoiro-Platz, wie er genannt wird, aber vor allem die Pilger noch ein wenig auf uns wirken.

Danach spazieren wir noch durch die Gassen der Altstadt. Alles wirkt zwar touristisch, doch auch relaxt. Die Gärten vor den Gebäuden, z.B. vor der Museum San Martín Pinario wirken wunderbar entspannend. – Da wir bereits Hunger spüren, kehren wir spontan im El Papatorio, ein. Dies ist laut Tripadvisor die No. 41 von 612 Restaurants der Stadt. Wir nehmen ein paar Tapas an der Bar. Unsere Empfehlung zum Hauptgang:  Das Lokal wechseln, die Tapas wirkten so, als ob sie schon lange hier gestanden hätten. Das Restaurant ist freundlich und chic gestaltet, doch die Stimmung des Personals ist konträr. Von der ansonsten positiven Energie der Stadt, ist hier nichts zu spüren. 

Unser Ziel ist deshalb, das Restaurant La Jefatura, in der Av. de Figueroa 1, laut Tripadvisor die No. 6. – Der Weg hat sich gelohnt, wir sind zwar etwas früh dran, dürfen aber schon mal an der Bar Platz nehmen. Bald schon füllt sich die Bar. Hier herrscht eine freundliche, ausgelassene Stimmung. Die Bar ist vorrangig durch Spanier besetzt. Wir werten dies als gutes Zeichen. Außer uns, sitzt noch ein Schweizer mit seiner Tochter am Tresen. Die beiden waren eine Woche pilgern. Scheinbar ging es Hagen, so der Name des Pilgers, mehr um das leibliche Wohl der Tour, als um sein Seelenheil. Überhaupt habe ich mir einen Pilger anders vorgestellt. Zumindest wortkarger. Aber der Mensch ist, wie er ist. – Während des dritten Weines, schimpft er ein wenig auf die deutsche Politik.  – Soviel zur ach so neutralen Schweiz. – Wir  lassen uns die Stimmung nicht trüben.

Das Essen ist ausgezeichnet, Bier und Wein schmeckt, was wollen wir mehr? – Ausgelassen, geht es zurück zu Hector. 

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