Als die Kölner da ist, möchten sie direkt aufs Meer. Ich nutze die Gelegenheit und leihe mir ebenfalls ein Brett, um eine erste Einführung zu erhalten. Ich liebe das Meer, doch liebe ich auch das Surfen? Ich weiß es nicht, das Wasser ist unruhig. Doch auf dem Riff trainiert ein Surf Lehrer eine kleine Gruppe. Also rein in den Anzug und ab ins Wasser. – Mein erster Eindruck? Es geht mir ähnlich, wie an dem Tag, als ich das erste Mal auf einem SUP stand. Das Board war definitiv nicht meine Gewichtsklasse. Es ähnelt eher einem U-Boot. Doch damals kam ich wenigstens mal zum Stehen, was mir heute nicht gelingt. Ich schlucke reichlich Wasser, dennoch hat die Aktion riesigen Spaß gemacht. Ich muss schauen, wo ich ein Board geliehen bekomme, welches mehr Auftrieb bringt. Sicher wird es jetzt wieder Profis geben, die es auch mit einem kleinen Brett können. Doch ich brauche etwas mehr Sicherheit. Ob Surfen mein Sport ist, kann ich überhaupt nicht sagen. Doch es hat mir Freude und Spaß bereitet, obwohl miserabelste Bedingungen geherrscht haben. Das stimmt mich optimistisch. Auch Tauchen habe ich zuerst im Baggersee gelernt und nicht in der Karibik. Ich weiß nicht, ob ich jemals ein Baggersee näher erkundet hätte, wenn es andersrum gewesen wäre.
Als ich aus dem Wasser komme, bin ich glücklich. – Wir erkunden im Anschluss noch ein wenig einen coolen Surfer Store. Doch ich bekomme langsam Hunger. Schön, dass die Damen beschließen ein Restaurant aufsuchen. Die verwinkelten Gassen der Altstadt von Ericeira, mit Ihrem fast weißen Kopfsteinpflaster bieten ideale Voraussetzungen sich mit dem Bulli fest zu fahren. Deshalb geben wir eine direkte Fahrt bis zum Restaurant, nach ein, zwei Versuchen auf und lassen Hector lieber unterhalb einer alten Kapelle zurück. Mit Gottes Segen wird ihm schon nichts passieren. Wir durchlaufen von hier aus die Altstadt und werfen noch einen Blick auf den Hafen mit ein paar alten Fischerbooten. Das Restaurant stellt sich als netter Burger-Laden heraus. Nett und einfach, die Jungs machen einen zufriedenen Eindruck. – Nun gilt es sich nach Sintra durchzuschlagen. Hector parkt heute im Garten eines alten Hauses, direkt unterhalb und somit in Sichtweise des Palácio Nacional da Pena. Doch dieses steht erst später auf unserer Besucherliste. Wir zünden den Kamin an und trinken, gemeinsam am prasselnden Feuer noch ein paar Gläser Wein.
Wenn das Feuer prasselt, wird man schnell melancholisch oder optimistisch gestimmt. Mit einem Glas Wein in der Hand, fällt es leicht positive Gedanken zu spinnen. Ohne dass wir es bewusst ansprechen, wird das Thema Zufriedenheit und Glück auch hier ein Thema.
Allen, an diesem Gespräch beteiligten, ist bewusst, welches Luxusleben wir führen. Wir haben die Chance zu reisen, in einer wunder-schönen Stadt zu leben, nicht nur genug zu Essen zu haben. Sondern die freie Wahl: Wollen wir Bio, vegan oder doch lieber Steak? Freiheit zu genießen, fällt einem, nach einem Tag am Strand besonders leicht. Wenn wir jetzt nicht glücklich sind, wann dann?
Als der Abend zu Ende geht, sind wir froh, vom Haus wieder in den Garten wechseln zu können. Im eigenen Bettchen zu schlafen, ist halt etwas anderes.
Wie war das noch einmal?
– Erst einmal den Kamin von der Asche des Vortages befreien. Da hier immer noch etwas Glut vorhanden ist, bietet sich die Möglichkeit auf die Risiken des Feuers hin zu weisen
– Dann möglichst trockene Äste von abgestorbenen Bäumen, vorrangig Nadelbäumen zum Zünden zusammentragen.
– Darauf achten, dass das Holz immer beim durchbrechen knackt.
– Soweit möglich kein Holz mit direkten Bodenkontakt verwenden.
– Größeres Holz mit dem Beil spalten.
– Ein Zündholz vorbereiten, in dem man an dessen Rand mit dem Messer feine Späne zieht.
– Falls vorhanden, dass Zündholz mit ein wenig Wachs einreiben.
– Zeitungen und sonstiges Papier gehört nicht in die Natur und auch nicht in den Ofen.
– Ein paar trockene Tannenzapfen und soweit aufzufinden, Harz sammeln, um das Zünden zu erleichtern.
– Dann die Hölzer so schichten, dass ein Kamineffekt entsteht.
– Ein Knäuel aus trockenen Gräsern in die Mitte. Das Ganze sollte mit einem Streichholz zünden, zur Not ein Feuerzeug und einen Kerzenstummel griffbereit haben.
Ich hab mir sagen lassen die Jungs hätten sich vortrefflich geschlagen. Das eine Streichholz hat gereicht. Ich bin stolz auf sie!
Als Belohnung geht es nun an den Strand. Wir wollen das mit dem Surfen noch ein wenig üben. Wie die beiden Jungs, werde auch ich heute “ans Händchen” genommen. Unsere erste Aufgabe soll sein, es über das Weißwasser zu schaffen, dazu müssen wir die Brandungszone durchqueren. Bedeutet mit dem Board so weit ins Meer zu gehen, solange man einen sicheren Stand hat. Dann auf dem Brett kraulend durch die Wellen zu pflügen, bis diese nicht mehr brechen. Sobald eine Welle kommt, einen leichten Liegestütz auf dem Board, damit das Wasser zwischen Körper und Brett durch kann. – Das sieht leichter aus, als es ist. – Auf dem so genannten Grünwasser, ich hoffe die richtigen Begriffe zu benutzen, kann man sich dann ein wenig ausruhen. Ungebrochene Wellen zu surfen ist sicherlich der Traum jedes Surfanfängers. – Sicherlich habe ich mich katastrophal geschlagen. Doch vor allem habe ich eines gelernt. Das Gesicht mit den Armen zu schützen, wenn man vom Board fällt. Das Meer hat mehr Kraft. – Heute konnten mir die zwei zwölfjährigen Jungs etwas vormachen. Kennt ihr das? Solche Pimpfe lernen einfach schneller. Doch am Ende ging auch ich mit dem Gefühl eines kleinen Jungens aus dem Wasser. Es hat einfach richtig Spaß gemacht. – Doch das coolste kam überhaupt noch, denn am Strand saß Torgit, die ebenfalls ihre erste Surf-Stunde absolviert hatte. Das Lächeln auf ihrem Gesicht sprach Bände. Der Tag am Beach, war anstrengend, doch vor allem super-, supergeil.
Auch heute bewährt sich mal wieder unsere provisorische Außendusche. Auch wenn echte Surfer angeblich Salz auf der Haut als Peeling ansehen, freuen wir uns dieses abzuspülen. – Wir setzen uns noch ein wenig an den Strand und genießen die Sonne. Als wir uns gerade damit beschäftigen, einen Platz für die Nacht zu suchen, bekommen wir eine Nachricht unserer Dutch Friends. Diese haben einen Stellplatz, im Wald, in der Nähe von Sintra gefunden. Wir beschließen spontan, uns diesen anzuschließen. Als wir vor Ort ankommen, wird es bereits dunkel. Da dies hier ziemlich schnell geht, bereiten wir erst einmal unsere Koje vor. Doch dann gilt es etwas warmes zu essen. Erst jetzt merken wir, wie hungrig wir sind. Obwohl unser heutiges Mahl nur ein Resteessen des Vortages ist, schmeckt es furchtbar lecker.
Eigentlich wollten wir noch etwas lesen, doch nach ein paar Zeilen merken wir, dass uns langsam die Augen zu fallen. Time to Sleep.
Kurz vorm Einschlafen, denke ich mich noch einmal zurück auf’s Meer. Wenn es stimmt, dass “„The best surfer out there is the one having the most fun.“ – Phil Edwards – dann war ich schon richtig gut. 😉
Erkenntnis des Tages: Für mich gilt, erst wenn das Take Off im Weißwasser funktioniert, gehe ich zurück in die grünen, noch ungebrochenen Wellen.
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