Glück ist keine Glückssache

Oder doch? Wer unseren Blog verfolgt, weiß, dass mir das Thema Glück besonders am Herzen liegt. Ich glaube fest daran, dass man mit der richtigen Einstellung, einem positiven Blick auf die Dinge dem Glück einen Schubs geben kann. Doch es gibt halt nicht nur Glück, sondern ab und zu auch Pech im Leben. Nicht jeder Schicksalsschlag, nicht jeden Unfall kann man mit einer noch so positiven Haltung ungeschehen machen. Gerade als gehandicapter Mensch, glaube ich dies einschätzen zu können. Bei mir was es ein Ungeschick, ein Unfall. Im Versicherungsjargon spricht man auch von „PAUKE“: Ein Unfall ist ein Plötzlich von außen unfreiwillig auf den Körper einwirkendes Ereignis. Dieser Unfall bedeutet für mich, dass ich auch noch vierzig Jahre danach auf dem linken Auge erblindet bin. 

Klar, einäugig ist besser als blind. Mit einem gewissen Sarkasmus ist das ganz gut ertragbar. Schließlich ist der “Einäugige unter den Blinden König” – Erasmus. Und mein Lieblingswitz dazu: Sagt der Taube zum Blinden: Ich kann keine Behindertenwitze mehr hören. Antwortet der Blinde: Das sehe ich genauso. 

So oder so gibt es Schicksalsschläge im Leben unter denen der eine zerbricht, und die andere erstarkt. Als ich per Zufall über IsasWomo Blog stolperte und ihre Geschichte las, musste ich Isa einfach bitten, ihre Geschichte mit uns zu teilen. Dies hat sie getan. Somit übergebe ich das Wort an Isa:

Wenn ein kleines, altes Wohnmobil das ganze Leben auf den Kopf stellt…

Ich bin Isa und bis zu meinem 27. Lebensjahr hatte ich mit dem Thema Camping gar nichts am Hut. Meine Eltern waren zwar mit uns Kindern zwei oder gar dreimal im Jahr im Urlaub, allerdings waren wir immer die typischen Pauschalreisenden.

Meine einzige Erfahrung als Camperin, lag zu Kinderzeiten, in einer wahnsinnig kalten, regnerischen, klammen Zelt Nacht im Garten der Jugend-Freizeit-Stätte Dortmund.

Und trotzdem war er schon IMMER da, der Traum von einem eigenen kleinen Wohnmobil. Das Bild, wie ich zwischen den Dünen eines Strandes sitze, neben mir liegt ein großer, weißer Hund und im Hintergrund steht ein kleines, altes Wohnmobil mit einer leuchtend roten Markise (ganz wichtig 🙂 ) hat sich eingebrannt.

Warum ich, so lange ich zurück denken kann, genau dieses Bild im Kopf habe, ich kann es euch nicht sagen… ich weiß nur, genau so ist es schon immer da! Dabei kannte ich weder einen großen weißen Hund, geschweige denn wie es ist, mit einem Reisemobil unterwegs zu sein.

Lange Zeit sah es auch so aus, als bliebe der Gedanke ein Traum, denn meine Realität war eine andere… eine ganz andere.

Während eines Trainingslagers in Spanien bekam ich mit 16 Jahren meinen ersten Bandscheibenvorfall. Warum und wieso und ob all das was folgen sollte mit dem Leistungssport in Zusammenhang steht, konnte bisher kein Arzt sagen.

Doch nach dem ersten Vorfall folgten in den kommenden 6 Jahren 22 weitere, im Mix mit 12 Operationen. Doch das war leider nicht alles. Nachdem große Teile meiner Wirbelsäule versteift waren und ca. 6 Monate nach meinem Staatsexamen zur Physiotherapeutin, erkrankte ich nochmal schwer.

Diesmal hatte mein Rücken allerdings keine Schuld.

Pech, gekoppelt mit dem Gedanken, dass ich aufgrund meiner Probezeit auf keinen Fall beruflich ausfallen darf, hat letztendlich dafür gesorgt, dass ich 13 Wochen im „künstlichen Koma“ lag und die folgenden gut zwei Jahre, fast durchgehend im Rolli sitzend, in irgendwelchen Reha Kliniken verbracht habe.

Zu dieser Zeit ging es mir so schlecht, dass vier unterschiedliche Gutachten zu dem Ergebnis kamen, kein neuer Job, keine Umschulung, kein anderes Studium, das einzige was blieb war die  dauerhafte Bereitung.

Meine berufliche Zukunft hatte sich somit also auch erledigt, Abi, Studium, Bewerbungen… alles für die Tonne!

Zum Glück hatte ich meine Hündin Milla und meine Familie!

Meine langjährige Beziehung hat sich während meiner Zeit im Rolli erledigt, aber meine Familie stand immer an meiner Seite. Vor allem meine Mutter verbrachte, dank Sonderurlaub und Angehörigen Zimmer,  teilweise Tag und Nacht an meinem Bett und ich glaube ohne meinen Hund, wäre ich niemals die Anstrengung eingegangen, vor die eigene Haustür zu kommen.

Ca. 2,5 Jahre später ging es mir langsam besser.

Ich konnte wieder halbwegs laufen und fasste neuen Mut… irgendwie würde es schon weiter gehen, auch wenn es wirklich etwas schöneres gibt, als mit 27 Jahren zu wissen, dass man als Frührentnerin nie wieder als Angestellte Geld verdienen wird. Dieses Gefühl sein Leben lang „nicht gebraucht zu werden“ ist alles andere als „spaßig“. Ganz abgesehen davon, dass mir das Geld fehlte, die viele freie Zeit nach gefallen zu erleben.

Dennoch ging es mir wie gesagt gesundheitlich allmählich besser, das erste Weihnachtsfest auf zwei Beinen sollte folgen.

Wenn eben noch alles gut, so normal und endlich auch wieder halbwegs glücklich erschien, war von einem auf den anderen Augenblick nichts mehr wie es war.

Wir feierten diesen Heiligabend wie jedes Jahr im großen Kreis meiner Familie und Verwandten.

Alles war schön, festlich und doch auch soooooo normal.

Bis meine Mutter auf der Rückfahrt von unseren Verwandten Heiligabend Nacht plötzlich sagte ihr würde übel, sie neben mir im Auto zusammenbrach und mir unter den Händen starb. 

Isas Womo

Ein großes geplatztes Gefäß war schuld. Im November war sie noch zum Check up beim Arzt… alles bestens! Manches wird man niemals verstehen können.

Meine Mutter war immer jemand der gesagt hat, wenn ich erstmal in Rente gehen kann, dann will ich reisen, dann will ich über die „Senioren Uni“ nochmal lernen, einen Aquarell Malkurs belegen… dann will ich dieses, dann werde ich jenes.

Zu Spät!

All das was in diesen Jahren geschehen ist führte dazu, dass ich gesagt habe, ich muss mein Leben ändern, so kann es nicht weiter gehen und jetzt geht es mir gesundheitlich halbwegs gut… wenn nicht jetzt, wann dann?

So fiel mir der Traum vom kleinen, alten Wohnmobil wieder ein.

Ein Jahr und gute 100 gebrauchte Fahrzeuge später, konnte ich zu meiner aller ersten Wohnmobil Tour aufbrechen.

3 Tage Möhnesee, keine 100 Kilometer von zuhause entfernt und gespickt mit 327 Anfängerfehlern, aber für mich war es der Start zu einem ganz großen Abenteuer. 🙂

Natürlich war meine ganze Familie von meinen Reiseplänen weit aus weniger überzeugt als ich, alle machten sich große Sorgen, das „kranke Mädchen kann doch nicht so alleine reisen“.

Hmmmm… doch!

Dazu kam noch, dass es vor ca. 7-8 Jahren so gut wie keine deutschsprachigen Informationen im Netz gab, die von der Reise allein im Wohnmobil handelten. Zum Thema Backpacken usw. gab es jede Menge, doch alleine „campen“ samt Reisemobil als Frau… dazu gab es nichts!

So kam irgendwann eines zum anderen…

Auch wenn ich all ihre Sorgen verstand, dennoch gingen mit die täglichen Telefonate mit Familie und Freunden auf den Senkel. Teilweise bimmelte mein Handy 3-4 Stunden schier ohne Unterbrechung, weil alle hören wollten ob es mir gut geht.

Des Weiteren gab es wie gesagt keine Infos von anderen Alleinreisenden Campern im Netz, also schlug ich mit einem eigenen Blog zwei Fliegen mit einer Klappe.

Freunde und Familie konnten regelmäßig verfolgen, dass es mir gut geht und andere Leute mit dem gleichen Traum, konnten Informationen erhalten.

Zuerst begann ich über ein ganz einfaches, kostenloses Portal zu bloggen, dass seinen Dienst allerdings nach ca. einem Jahr einstellte.

Damit war für mich eigentlich auch klar, dass ich nicht weiter schreiben werde. Denn nach einem Jahr waren die größten Sorgen seitens Familie und Freunden verflogen.

Oben auf war es so, dass mir meine Schulzeit nicht unbedingt viel Freude am Schreiben gelassen hat. Laut meines Deutschlehrers bin ich wahnsinnig phantasielos, meine Ausdrucksweise ist mal gerade so ausreichend und ok, dass meine Rechtschreibung Züge von Legasthenie zeigt, ist wahrscheinlich wirklich wahr.  Nicht gerade die beste Grundlage für einen eigenen Blog! 🙂

Doch dann trafen immer häufiger Nachrichten von wildfremden Menschen bei mir ein, die wissen wollten, wie sie mir weiter folgen könnten. Irgendwann erzählte ich einer guten Freundin von diesen Nachrichten, die wie aus der Pistole geschossen fragte: „Und warum gehst du das Ganze nicht richtig an? Du hast doch Zeit und nichts zu verlieren?!“

Doch ich wusste ÜBERHAUPT GAR NICHTS über den Betrieb einer eigenen Homepage, hatte aber auch bei weitem nicht das Geld irgendeine teure Agentur zu beauftragen.

Also habe ich die kommenden Wochen und Monaten fast Tag und Nacht im Netz verbracht und mir alle nötigen Infos gesucht, die ich zum Aufbau eines eigenen Blogs benötigte.

Gut 4 Monate später ging IsasWomo an den Start!

Was dann folgte war ein Mix aus viel Arbeit und Glück!

Ich sage ganz ehrlich, seitdem es IsasWomo gibt, gab es keinen Tag, den ich nicht irgendwie „beruflich“ im Netz verbracht habe. Laut Wochen-Arbeits-Onlineplan liegt meine tägliche Arbeitszeit im Netz bei durchschnittlich 9,5 Stunden. Darin inbegriffen ist aber z.B. das schreiben von Mails oder die Zeit auf einer sozialen Plattform. Allerdings… es ist eine durchschnittliche Zeitangabe für alle Tage der Woche, also auch sämtliche Feiertage, Samstage, Sonntage oder, oder.

Warum schreibe ich das so genau. Es geht mir nicht darum zu belegen wie „fleißig“ ich bin… quatsch, ich bin selbständig und ich muss alleine zusehen, dass der Job funktioniert! Ich will damit nur zeigen, es ist durchaus möglich als „Camping Blogger“ oder „Camping Schreiberling“ Geld zu verdienen… das klappt aber nicht mit ein bisschen „Hobby bloggen“ nebenher.

Davon abgesehen hatte ich Glück!

Ich habe mit dem Thema Alleinreisen von Anfang an eine Sparte bedient die fast leer war und relativ schnell, relativ gute Leserzahlen erzieht. So kam es, dass mich die ersten kleinen Kooperationsanfragen bereits nach einigen Monaten erreichten und nach gut 1,5 Jahren konnte ich mich als „Campingbloggerin“ tatsächlich selbständig machen.

Mittlerweile bin ich bereits seit fast 4 Jahren selbständig.

Ich schreibe für meinen Blog, spreche Podcasts, schreibe aber auch viel für Zeitschriften, Magazine und andere Seiten oder helfe Unternehmen bei ihren social media Profilen.

Wenn ich daran denke, was in den letzten 10 Jahren alles geschehen ist, dann ist das alles der PURE WAHNSINN!!!

Ich konnte keine Karte samt Urlaubsgrüßen schreiben ohne mich zu schämen, geschweige denn, dass ich auch nur annähernd wusste wie man ein gutes Google Ranking erzielt oder es Zeiten gab, in denen ich nichtmal ohne Hilfe aus dem Bett in den Rolli kam.

Durch das kleine Reisemobil hat sich mein Leben um 180 Grad gewendet, mittlerweile  bin ich Mitautorin des Buches “Wie hast Du das geschafft”  und habe sogar mein eigenes Buch mit “500 Camping Hacks”  veröffentlicht… das Leben ist absolut verrückt!

Warum schreibe ich euch das alles?

Ich hoffe meine „Reise“ beweist jedem von euch, in der heutigen Zeit ist alles möglich! Da kann selbst der Kauf eines kleinen, alten Reisemobils dazu führen, eine ganz neue berufliche Zukunft zu erleben.

Wie lange das alles so funktioniert… wer weiß das schon? Aktuell geht es mir dank der Medikamente weitestgehend gut, ich genieße jeden Tag den ich „on Tour” gehen kann, ich freue mich über jeden neuen Auftrag und auch wenn es vielleicht total unsympathisch klingt, aber ich bin echt stolz, dass mein Leben aktuell ist, wie es ist! (Abgesehen von Corona!!!)

Ach so und weil ich so wenig zum eigentlichen campen geschrieben habe… Schweden!

Ich habe vor einiger Zeit einen kompletten Sommer, bzw. fast 5 Monate, in Schweden verbracht und es war eine traumhafte Zeit!

Dabei fand ich den Norden nochmal deutlich schöner als den Süden, denn im Norden ist Schweden noch so wie ich mir das Land immer vorgestellt habe. Dörfer wie bei Michel aus Lönneberger und riesige Seen, die mein Hundemädchen und ich, für uns alleine hatten.

Wenn ihr Lust habt auf Camping Tipps, ausgearbeitete Touren, tolle Adressen und einen Blick hinter die Kulissen der Branche, dann könnt ihr euch natürlich gerne auf IsasWomo oder IsasWomo in den sozialen Medien, umschauen.

Also… lasst euch nicht entmutigen und lebt eure Leidenschaft aus, jetzt… nicht später! Ihr werdet sehen, manchmal bringt eine kleine Leidenschaft ganz neue, großartige Talente zum Vorschein.

Wir wissen alles über das Gestern, wir spüren alle das Jetzt… doch niemand….niemand, niemand, niemand auf dieser großen weiten Welt kennt das Morgen!

In diesem Sinne… bleibt gesund 😉

Eure Isa

Isa schreibt, dass Sie Glück gehabt hat. Wie seht ihr das? Meine Definition von Glück wird auf jeden Fall um einen weiteren Punkt ergänzt. Glück ist wieder und wieder aufstehen. Besonders da, wo andere sitzen bleiben. Danke Isa!

Isabel Speckmann
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